Wer hätte das gedacht?
In dieser Schweizer Stadt wohnt es sich am günstigsten

Ein Vergleich der durchschnittlichen Mieten in den zehn grössten Schweizer Städten zeigt, wo man günstig leben kann – und weshalb das so ist. Und es zeigt sich: Den Titel trägt eine neue Stadt.
Publiziert: 20.02.2025 um 13:37 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2025 um 16:45 Uhr
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In St. Gallen wohnt es sich besonders günstig – allerdings aus eher unschönen Gründen.
Foto: Ivan Louis / Unsplash

Auf einen Blick

  • St. Gallen hat laut neuer Analyse tiefste Mieten unter Schweizer Grossstädten
  • Günstige Mieten Ausdruck struktureller Probleme und unterdurchschnittlicher wirtschaftlicher Entwicklung
  • 4-Zimmer-Wohnung in St. Gallen kostet durchschnittlich 1650 Franken netto
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Mietwohnungen sind in Schweizer Grossstädten teuer und trotzdem recht knapp. Eine Ausnahme bildeten aber schon seit geraumer Zeit Biel BE und St. Gallen, wobei die Seeländer zuletzt günstiger wegkamen als die Ostschweizer.

Das hat sich wieder geändert: St. Gallen hat laut neusten Zahlen der Immobilienanalysten von Wüest & Partner die tiefsten Mieten unter den zehn grössten Schweizer Städten, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.

Eine 4-Zimmer-Wohnung mit 100 Quadratmetern kostet in St. Gallen im Durchschnitt demnach nur 1650 Franken netto. Das sei weniger als die Hälfte dessen, was im gerade mal 45 Minuten entfernten Zürich verlangt wird. Dazu herrscht auch keine Wohnungsnot: In St. Gallen gibt es bei Wohnungsbesichtigungen kaum Warteschlangen. Zum Vergleich: In Zürich gingen für die 193 Wohnungen der städtischen Siedlung Tramdepot gut 14'000 Bewerbungen ein.

Trauriger Grund für tiefe Mieten

Das klingt aus St. Galler Sicht erfreulich, ist aber Ausdruck von grossen strukturellen Problemen.

Robert Weinert von Wüest Partner sieht in der «NZZ am Sonntag» eine «unterdurchschnittliche wirtschaftliche Entwicklung» der Stadt als Hauptgrund für die tiefen Mieten. St. Gallen schaffe wenige neue Arbeitsplätze, dazu werde wenig in den Bestand investiert – sowohl was Renovierungen als auch Neubauten betrifft. Und die Pendlerdistanz zum Wirtschaftszentrum Zürich sei gross.

St. Gallen ist zwar eine berühmte Wirtschaftsausbildungsstätte. Doch die Stadt selber bringt kaum neue wirtschaftliche Impulse zustande. In den letzten vier Jahren entstanden in St. Gallen nur ein Drittel so viele neue Stellen wie in Zürich. So fehlen Perspektiven. Das Resultat: Während praktisch alle grossen Agglomerationen ein deutliches Bevölkerungswachstum verzeichnen, stagniert die St. Galler Wohnbevölkerung.

Walter Locher, Präsident des Hauseigentümerverbands (HEV) des Kantons St. Gallen, beklagt in der «NZZ am Sonntag» seinerseits die schleppende Bautätigkeit und hat dafür auch einen Schuldigen ausgemacht: die «Planungsbürokratie». Die Verfahren für Baubewilligungen seien langwierig. Dazu komme das hohe Steuerniveau und fehlende Planungssicherheit.

Andere Städte im erweiterten Umfeld von Zürich wie etwa Schaffhausen, Frauenfeld TG, Wil SG oder Buchs SG versuchen verstärkt Akzente zu setzen: Neubauten und gute Anschlüsse in die Limmatstadt. Trotz erschwinglicher Mieten und attraktiven Preisen für Wohneigentum bleibe der Zuzug aus Zürich aber überschaubar.

Schweizer sind einfach kein Pendlervolk.

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