Wanderschuhe statt Skischuhe: Der milde Winter vermiest den Sportläden, die besonders stark vom Verkauf oder der Vermietung von Wintersport-Artikeln leben, das Geschäft.
Viele kleinere Unternehmerinnen und Unternehmer kommen unter Druck. Zum Beispiel im Berner Oberland. «Wir hatten den schlechtesten Winterstart seit Jahren und dadurch rund 30 Prozent weniger Umsatz», sagt Gusti Oehrli (60), Inhaber von Edelweiss Sport in Gstaad BE. «Das können wir in dieser Saison nicht mehr aufholen.» Die Vermietung und der Verkauf von Skiausrüstung im Laden seien gleichermassen betroffen. Von den anderen Sporthändlern im Ort höre er dasselbe.
Die Schweizer Abfahrtslegende Oehrli betreibt sein Sportgeschäft bereits seit 25 Jahren. «Dabei hatten wir in Gstaad so viele Leute wie noch selten», führt er aus. Doch viele Familien haben nur für die Kinder Ski gemietet, wegen der schlechten Verhältnisse aber selbst aufs Skifahren verzichtet.
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Besserung scheint in weiter Ferne. Normalerweise sollten in Gstaad jetzt bereits neue Gäste anreisen. Doch Oehrli befürchtet, dass es sich einige anders überlegen: «Aktuell bricht der Verkauf komplett zusammen.» Auch eine vorverlegte Rabattaktion würde nichts helfen: «Wenn keine Leute da sind, kann man machen, was man will. Würden wir die Ware gratis abgeben, könnten wir derzeit vielleicht zwei Paar Ski pro Tag verschenken.» Rabatte wären aber auch sonst keine Option: Sein Geschäft habe die Sportware teuer eingekauft, und die Hauptsaison zum Geldverdienen sei kurz.
Der aktuelle Winter erinnert Oehrli an das Jahr 2016. Auch damals habe der fehlende Schnee das Geschäft vermiest. «Einzelne schlechte Winter können Geschäfte, die schon länger im Business sind, mit den Reserven auffangen. Sobald sich so etwas jedoch häuft, haben wir ein Problem.»
Preisaktionen nötig
In der Ostschweiz präsentiert sich die Lage kaum besser. «Das Verkaufsgeschäft läuft bisher nicht zufriedenstellend», konstatiert Ramon Wehrli (34), Inhaber von Beat Sport mit Filialen in Widnau SG, Buchs SG und Wildhaus SG. Die Kundschaft fehle, weil weit und breit kein Schnee zu sehen ist und dadurch die Lust auf Wintersport kaum vorhanden sei. «Per 5. Januar fehlen rund 20 Prozent des Umsatzes im Vergleich zur letzten Saison», bilanziert Wehrli.
Die Saisonmieten liefen in etwa gleich wie letzte Saison. Dies, weil laut Wehrli viele ihre Saisonmiete bereits Ende Oktober oder Anfangs November buchen. Trotzdem ist das Mietgeschäft insgesamt auch betroffen. «Das Tagesmietgeschäft ist im Moment meilenweit von letzter Saison entfernt», so Wehrli.
So greift der Sporthändler zu Preisaktionen. «Dies entspricht sonst nicht unserem Geschäftsmodell, vor allem nicht zu dieser Zeit», klagt Wehrli.
Etwas Abhilfe bietet der Umstand, dass eine Verschiebung der Aktivitäten von Wintersport zu «herbstlichen» Tätigkeiten wie Wandern und Biken erfolgt. Die Mechaniker in den Fahrradwerkstätten von Beat Sport haben mehr zu tun als letztes Jahr um diese Zeit.
Je höher, desto besser
Höher gelegene Gebiete haben es besser. Das widerspiegelt sich auch in den Sportgeschäften. Nico Pesko (42) vom gleichnamigen Sportbekleidungsgeschäft in Lenzerheide GR meldet, dass sich die Umsätze zwischen Weihnachten und Neujahr «fast auf Vorjahresniveau» bewegen, mit einem Minus von nur 2 Prozent. Die Vermietung laufe «überraschend gut» und sei den Umständen entsprechend zufriedenstellend. Preisaktionen seien keine nötig, zumal die Saison erst gerade gestartet sei.
Auch in Saas-Fee VS haben die Sportgeschäfte keinen Grund, sich zu beklagen. «Wir sind ähnlich gut in den Winter gestartet wie im letzten Jahr», sagt Patrick Fux (47) von Cesar Sport, der mit seiner Familie im Ort drei Sportgeschäfte betreibt. Auf den Skipisten in Saas-Fee ist dank der hohen Schneesicherheit in diesem Winter sogar mehr los als in der schon starken letzten Saison.
Die Kassen klingeln sowohl in der Vermietung als auch im Verkauf: Gerade ausländische Gäste mieten laut Fux Ski oder Snowboard gern in der Skidestination. «Gäste aus der Schweiz, die regelmässig fahren, wollen die Ausrüstung hingegen lieber kaufen.»