Aktuell ist das Umfeld für Fluggesellschaften vorteilhaft. Während sich die Flugnachfrage auf einem Niveau wie vor Corona bewegt, sind die Airlines in ihrer Kapazitätsplanung noch recht konservativ unterwegs. Lufthansa und die Swiss werden im bevorstehenden Sommer erst rund 85 bis 90 Prozent der Kapazitäten im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 anbieten. Weil die Nachfrage grösser als das derzeitige Angebot ist, ergeben sich die aktuell hohen Flugpreise.
Nun sorgt Lufthansa-CEO Carsten Spohr (56) mit pointierten Aussagen für Irritation, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet: Demnach habe Spohr gegenüber Analysten gesagt, dass es dem Konzern mit dem Aufbau der Kapazität nicht eile, «weil die aktuell hohen Yields einfach zu viel Spass machen», wie zuerst «Bloomberg» festhielt.
Yield bezieht sich nicht direkt auf den höchstmöglichen Preis für Passagiere, sondern auf den höchstmöglichen Ertrag pro angebotenem Sitzplatz. Je besser die Flugzeuge ausgelastet sind, desto höher ist der Ertrag. Das heisst im Klartext dennoch, dass noch für eine ganze Weile mit hohen Flugpreisen und vollen Flugzeugen zu rechnen ist. Spohr selber führt aus: «Die Kapazitäten werden noch viele Jahre lang begrenzt bleiben, während gleichzeitig die Nachfrage weiter steigt. Darauf haben wir gewartet.»
Kapazitätsaufschwung durch viele Faktoren beeinträchtigt
Die Wortwahl ist unglücklich. Das kann man so auslegen, dass den Fluggesellschaften gar nicht danach ist, wieder für angenehmere Preise für Konsumenten zu sorgen. Nach zwei Pandemie-Jahren mit massiv geschrumpften Erträgen ist das aber auch verständlich.
Spohr hält zudem fest, dass Fluggesellschaften nicht allein und absichtlich die Kapazitätserweiterung verhindern. Auch Produktionsschwierigkeiten der Flugzeugbauer Airbus und Boeing, mangelnde Verfügbarkeit von Triebwerken und Komponenten sowie ein genereller Mangel an Piloten und Flughafenpersonal verlangsamen den Aufschwung. Dazu kommen steigende Zinssätze, die es Fluggesellschaften erschweren, neue Flugzeuge zu finanzieren.
Der Luftfahrt-Dachverbands (Iata) geht allerdings davon aus, dass die Erträge bereits im Verlauf von 2023 wieder sinken. Und damit wohl auch die Flugpreise.