Die wichtigsten Antworten zum Rekord-Wohlstand in der Schweiz
Warum ist das Durchschnittsvermögen so hoch?

Die Schweiz hat das höchste Durchschnittsvermögen aller Länder dieser Welt. Aber nicht alle leben auf der Sonnenseite, denn der Wohlstand ist ungleich verteilt. Blick liefert Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema.
Publiziert: 11.07.2024 um 16:35 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2024 um 10:47 Uhr
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Die Juso hat mit ihrer Erbschaftssteuer-Initiative die sowieso schon heiss geführte Debatte um die Wohlstandsverteilung in der Schweiz befeuert.
Foto: keystone-sda.ch
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Die Schweiz bleibt die Nummer eins: Ein Erwachsener besitzt hierzulande ein durchschnittliches Vermögen (abzüglich Schulden) von 709'612 Dollar, wie aus dem neusten «Global Wealth Report» der UBS hervorgeht. Kein anderes Land steht besser da. Laut dem Report leben bei uns auch über eine Million Dollar-Millionäre. Das sind 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung.

So mancher staunt wohl über solche hohen Summen – den eigenen Kontostand im Hinterkopf. Blick hat sich deshalb die Vermögensverteilung etwas genauer angeschaut – und klärt drängende Fragen.

Warum ist das Durchschnittsvermögen so hoch?

Rund 700'000 Franken sind eine Menge Geld. Auf ein solches Vermögen kommt ein Grossteil der Schweizer nicht. Der Median liegt nämlich deutlich tiefer bei 171'035 Dollar. Das bedeutet: Die Hälfte der Erwachsenen in der Schweiz hat ein tieferes Vermögen, die andere Hälfte ein höheres.

Der grosse Unterschied zwischen Durchschnittswert und Median ist auf die grossen Geldtöpfe der Superreichen zurückzuführen. Zwar sind die besonders Gutsituierten eine vergleichsweise kleine Gruppe. Die «Bilanz» listet in ihrem Ranking der 300 Reichsten total 141 hier ansässige Milliardäre auf. Mit ihrem Mega-Wohlstand ziehen sie das durchschnittliche Vermögen der Schweiz stark nach oben.

Wie hoch ist das Gesamtvermögen in der Schweiz?

Eine Summe in nicht mehr fassbarer Höhe gefällig? Wie viel Vermögen die privaten Haushalte in der Schweiz zusammengenommen horten, kann zwar nur geschätzt werden. Aber: Die Eidgenössische Steuerverwaltung weist irre 2,26 Billionen Franken an versteuertem Reinvermögen (Vermögen abzüglich Schulden) für 2020 aus. Zur Einordnung: Mit diesem riesigen Betrag könnte man sich den englischen EM-Star Jude Bellingham (21), der mit einem Wert von 180 Millionen Franken der wertvollste Fussballer der Welt ist, über 12'500 Mal kaufen.

Die deutsche Statistik-Plattform Statista kommt auf eine noch deutlich höhere Summe: Demnach verfügt die Schweiz insgesamt über ein privates Reinvermögen von 4,5 Billionen Franken. Die UBS geht, obwohl im Report nicht direkt ausgewiesen, von ungefähr dem gleichen Wert aus.

Wie sieht die Vermögensverteilung aus?

Die Verteilung des Wohlstands ist ein politisch heisses Eisen und Inhalt zahlreicher Debatten. Zuletzt haben die Jungsozialisten mit ihrer Erbschaftssteuer-Initiative die Diskussionen um die Vermögen der Reichen befeuert – und heftige Reaktionen bei der Wirtschaftselite ausgelöst.

Klar ist: Die Superreichen beanspruchen einen grossen Teil des Kuchens für sich. So vereint das reichste Prozent der in der Schweiz wohnhaften Menschen fast ein Drittel des hiesigen Gesamtvermögens auf sich – konkret sind es laut «World Inequality Database» 31,5 Prozent. Demgegenüber gehört der ärmeren Hälfte der Bevölkerung nur 3,7 Prozent.

Der Bundesrat weist den Superreichen einen noch höheren relativen Wohlstand zu. Laut seiner Mitte Dezember 2022 veröffentlichten Analyse über die «Verteilung des Wohlstands in der Schweiz» besass das obere 1 Prozent im Jahr 2018 sogar 44 Prozent des Vermögens. «Nicht einmal in den USA ist die Vermögenskonzentration des reichsten 1 Prozent so gross wie hierzulande», sagte damals Marius Brülhart (56), Wirtschaftsprofessor an der Universität Lausanne, gegenüber Blick.

So entwickelt sich die Vermögensverteilung

Umstritten ist auch, ob die Ungleichheit in der Schweiz in den letzten Jahren zugenommen hat. Aus den Daten der «World Inequality Database» geht hervor, dass die Superreichen seit der letzten Finanzkrise 2008 relativ vermögender geworden sind – und der ärmere Teil der Bevölkerung im Verhältnis immer weniger besitzt.

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So gehörte den unteren 50 Prozent vor 16 Jahren noch knapp 4,7 Prozent des Gesamtvermögens. Seither ist der Anteil stetig gesunken, insgesamt um 1 Prozentpunkt bis 2022.

Viel besser sieht es dagegen beim reichsten 1 Prozent aus. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2022 ist der Wohlstandsanteil dieser Super-Vermögenden von 27,7 Prozent auf 31,5 Prozent geklettert.

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Demgegenüber steht der sogenannte Gini-Koeffizient. Dieser gilt als gängige Variable zur Messung der Wohlstandsungleichheit. Je höher der Wert, umso ungleicher das Land. Und jener der Schweiz ist laut dem UBS-Report zwischen 2008 und 2023 um 4,6 Prozent von 70 auf 67 gesunken.

Die hiesige Ungleichheit hat – diesem Koeffizienten folgend – also abgenommen. Von unseren Nachbarn steht Deutschland bezüglich Gleichheit minim schlechter da als die Schweiz, Österreich leicht besser. Eine deutlich gleichere Gesellschaft haben Italien und Frankreich.

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