Auf einen Blick
- Ersatzinvestitionen werden für Bergbahnen oftmals zur Existenzfrage
- Bergbahnen haben begrenzte Möglichkeiten, an mehr Kapital zu kommen
- Oftmals bleibt neben den höheren Preisen nur ein Ausweg
Die Skigebiete sind in der Hauptsaison angekommen. Damit klingeln die Kassen der Bergbahnen – unter anderem dank den immer höheren Ticketpreisen. Wer am Samstag auf die Piste wollte, zahlte für den teuersten Skipass 119 Franken in Flims Laax GR. Der Preis steht sinnbildlich für die Entwicklung.
Mit den steigenden Kosten sind Ski-Fans schon lange vertraut. Für viele stellt sich aber die Frage, ob sich ein Skitag überhaupt noch lohnt. Eine Entwicklung, die auch den Skigebieten selbst schadet. Doch die höheren Preise scheinen der einzige Ausweg zu sein.
Die Ausgangslage ist bitter. Wer sich die Finanzzahlen der Bergbahnunternehmen anschaut, findet viele Zahlen gerade um die schwarze Null. Jürg Stettler (59), Institutsleiter Tourismus und Mobilität an der Hochschule Luzern, hilft einzuordnen. «Die Anzahl Skitage ist in den letzten 20 Jahren um rund 20 Prozent zurückgegangen», erklärt er. «Gleichzeitig verzeichnen die Bergbahnen eine markante Kostenzunahme für Ersatzanlagen, die künstliche Beschneiung und Pistenpräparierung.» Jetzt kann jeder selber rechnen. «Das ist eine unschöne Konstellation.»
Infrastruktur als Knackpunkt
Viele Skigebiete stehen dann vor grossen Problemen, wenn sie Ersatzinvestitionen tätigen müssen. Denn wie Christian Wyrsch (43), stellvertretender CEO der Bergbahnen Lenzerheide, erklärt: «Viele unserer Mittel stecken in der Infrastruktur. Das sind vor allem Bergbahnanlagen, Einrichtungen für die Beschneiung, Immobilien und Pistenfahrzeuge. In der Beschaffung werden diese teurer.» Eine neue Seilbahn kostet heute einfach mehr als vor 40 Jahren.
Finanzstarke Gebiete wie Zermatt VS und auch Arosa Lenzerheide GR können das noch eher aus dem eigenen Sack stemmen. Für viele Unternehmen steht die Existenzfrage aber schnell einmal im Raum. «Da nimmt die Eigenfinanzierung ein Ende», meint Tourismusexperte Stettler. «Die Destinationen brauchen für eine Ersatzinvestition dann Kapitalgeber.»
Wie kommen die Bergbahnen an Geld?
Da sind wir bei der grundlegenden Herausforderung angekommen. Die Möglichkeiten, an mehr Geld zu kommen, sind für die Skigebiete nämlich stark begrenzt. Bei der Anlaufstelle Nummer 1 sind die Türen schon länger zu. «Die Renditeaussichten sind für Banken zu klein und darum das Risiko zu hoch», erklärt Stettler. Kredite von Banken sind darum nur äusserst selten ein Thema.
Eine Alternative würde das Sommer-Geschäft bieten. «Doch für kleine Gebiete ist es extrem schwierig, den Wechsel zu schaffen», meint der Tourismusexperte. «Das geht nicht einfach von heute auf morgen.»
Christian Wyrsch von den Bergbahnen Lenzerheide wirft eine weitere Massnahme in den Topf: «Es kann auch eine Steigerung der Anzahl Gäste angegangen werden.» Nicht unbedingt während den Spitzentagen – da sind die Pisten schon stark ausgelastet – aber in der Nebensaison. «Das Potenzial liegt da vor allem bei neuen Gästen aus dem Ausland.» Für kleinere Gebiete aber ebenfalls kaum eine Lösung. Denn internationale Gäste kommen nicht zum Skifahren in die Schweiz nach Braunwald GL oder Bellwald VS, sondern eher nach Laax GR oder Verbier VS.
Zwei Auswege bleiben
Auch (meist ausländische) Investoren werden nur selten mit offenen Armen willkommen geheissen. In grösseren Destinationen wie Crans-Montana VS und Andermatt UR scheint es zu funktionieren. Doch kleinere Skigebiete gaben in den letzten Jahren Geldgebern aus dem Ausland gleich mehrmals den Laufpass. So servierten beispielsweise die Gemeinden Saas-Grund und Belalp den französischen Investor Christian Mars (64) ab.
Und so bleiben den Bergbahnen nur zwei Auswege. Unter dem einen leidet das Portemonnaie der Skifahrer. «Wenn die angeschlagenen Skigebiete den Betrieb am Leben erhalten wollen, kommen sie nicht drum herum, die Preise zu erhöhen», sagt Tourismusexperte Stettler. «Dann gibt es aber immer mehr Wintersportler, die das nicht mehr zahlen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.»
Oder es gibt einen anderen, nicht weniger heiss-debattierten Retter in Not: die öffentliche Hand. Hier stellt sich laut Stettler aber immer die gleiche Frage: «Soll der Staat ein privates Unternehmen wie eine Bergbahn unterstützen und wenn ja, in welchem Umfang?» Argumente sind auch da vorhanden. Denn in vielen Gebieten sind die Bergbahnen wirtschaftlich zentral für eine ganze Region. Für eine Gemeinde wird es so volkswirtschaftlich relevant, ein Staatseingriff wird plausibilisiert.
Finanzielle Unterstützung ist schon einige Male gesprochen worden. In grossen Skigebieten wie Laax aber auch in kleinen wie in Marbach LU. Und eines ist klar: Die Bergbahnen werden in Zukunft nicht weniger Hilfe brauchen. Ob diese vom Steuerzahler kommt, darüber werden die Stimmberechtigten wohl noch öfters debattieren.