«Es sind vermehrt Anfragen aus Nordamerika eingegangen»
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Direktor Crans-Montana:«Es sind vermehrt Anfragen aus Nordamerika eingegangen»

Neue Hotels und viele US-Gäste
US-Riese Vail Resorts bringt frischen Wind nach Crans-Montana

Crans-Montana erlebt dank Vail Resorts einen Aufschwung. Hoteliers berichten von steigenden US-Gästezahlen, während neue Luxusmarken und Hotelprojekte die Destination aufwerten.
Publiziert: 06.01.2025 um 00:11 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2025 um 10:31 Uhr
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«Wir haben in diesem Winter mehr amerikanische Gäste», sagt Simon Schenk, Hoteldirektor im Guarda Golf Hotel & Residences.
Foto: Blick

Auf einen Blick

  • Vail Resorts bringt in Crans-Montana positive Dynamik
  • Epic Pass lockt mehr US-Gäste an
  • Immer mehr neue Hotels und Luxusgeschäfte
  • Hotelauslastung in Weihnachts- und Neurjahrswoche bei 95 bis 98 Prozent
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Vail Resort hat bereits die Schweizer Tourismusdestination Andermatt UR belebt. Nun ist der US-Skigebietsgigant drauf und dran, auch Crans-Montana VS auf die nächste Stufe zu heben. Die Aufbruchstimmung bei den Gewerbetreibenden im Ort mit seinen gut 10’000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist deutlich spürbar, wie ein Besuch von Blick um die Festtage zeigt.

In Crans-Montana ist alles bereit für die grosse Bescherung. Das sonnige Wetter lockt zahlreiche Tagesgäste aufs Walliser Hochplateau. Der späte Schneefall im Dezember sorgt für die perfekte Winterstimmung und hat noch für zahlreiche kurzfristige Buchungen gesorgt. Das Geschäft in der Hotellerie brummt. Gemäss Tourismusbüro liegt die Auslastung in den Hotels in der Weihnachts- und Neujahrswoche bei 98 Prozent. «Wir sind ausgebucht», sagt Simon Schenk (45), Hoteldirektor im Guarda Golf Hotel & Residences.

Zahl der US-Gäste steigt

Nachdem Vail Resorts die Bergbahnen vor über einem Jahr übernommen hat, ist in der Walliser Destination in diesem Winter erstmals der Epic Pass gültig. In Andermatt hat der Pass zu einem Ansturm von US-Gästen geführt. Die rund 2,3 Millionen Epic-Pass-Inhaber können mit ihrem Abonnement in allen 42 Skigebieten des US-Riesen die Pisten hinunterkurven. «Wir haben in diesem Winter mehr amerikanische Gäste. Ihre Zahl liegt zwar noch auf tiefem Niveau, aber ich gehe bereits in diesem Winter von einer starken Zunahme aus», sagt Schenk.

Das 5-Sterne-Hotel empfängt aktuell vor allem Gäste aus Europa, dem Mittleren Osten und Brasilien. «In Nordamerika ist unsere Destination noch relativ unbekannt. Jetzt mit Vail Resort wird sich das sicher stark ändern.» Mit mehr US-Gästen wäre man nochmals breiter aufgestellt, ist er überzeugt.

Im letzten Winter entfielen drei Prozent der Hotelübernachtungen in Crans-Montana auf US-Amerikaner. Da die Destination um das Mehrfache grösser als Andermatt ist, müssten den gleichen Effekt auf die Gästestrukturen viel mehr US-Gäste nach Crans-Montana reisen.

Aufschwung nach 40 Jahre anhaltendem Niedergang

Yves Klingler (52) hat in seinem Familienbetrieb, dem Hotel du Lac, ebenfalls schon Gäste mit einem Epic Pass begrüsst. «Vail Resorts ist für Crans-Montana eine super Sache. Mit den Amis haben wir absolute Bergbahn-Profis im Ort», sagt er. Die Destination hat mit dem vorherigen Besitzer, dem tschechischen Milliardär Radovan Vitek (53), nicht nur gute Erfahrungen gemacht. So sei in den letzten Jahren nichts mehr ins Skigebiet investiert worden, erzählt man im Gewerbe.

Die Destination hat eine schwierige Zeit hinter sich. Innerhalb von 40 Jahren sind fast die Hälfte der Hotelbetten und zahlreiche Jobs verschwunden. Viele der Hotels wurden in Ferienwohnungen umgebaut und zu kalten Betten. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. «Jetzt spürt man wieder eine extreme Dynamik. Investoren sehen, dass Crans-Montana lebt. Es wird in neue Hotels investiert und renoviert. Die ganze Destination wird aufgefrischt», sagt Klingler.

Tourismusdirektor träumt von doppelt so vielen Hotelzimmern

Die Trendwende hat kurz vor dem Einstieg von Vail im November 2023 begonnen. Der US-Riese verstärkt die positive Entwicklung nun weiter. So hat er bereits in die Beschneiung und Berggastronomie investiert – insgesamt 30 Millionen Franken sollen in den nächsten Jahren in die Infrastruktur am Berg fliessen.

Das sieht auch Véronique Barras (63) so. «Vail Resorts ist gut für Crans-Montana.» Auch in ihrem 3-Sterne-Hotel Elite nächtigen erste US-Gäste. «Im letzten Winter hatten wir noch keine», sagt sie. Sie überlegt sich sogar, den Familienbetrieb zu erweitern. «Wir haben Pläne, unsere Zimmerzahl von 23 auf 45 zu erhöhen.»

Aktuell liegen auf der Gemeindekanzlei die Baugesuche für zwei neue Hotelprojekte auf. «Es sind viele Hotels in der Pipeline», sagt Bruno Huggler (58), Direktor Crans-Montana Tourismus. «Derzeit verfügen wir über 1300 Hotelzimmer. Ich träume davon, dass wir in der Zukunft mindestens 2500 Zimmer haben», ergänzt er. In den letzten Jahren gab es spektakuläre Neueröffnungen oder Modernisierungen von Hotels, darunter das luxuriöse Six Senses Crans-Montana, die Alaïa Lodge oder das Faern Valaisia.

Luxusläden wie in St. Moritz und Gstaad

In der Einkaufsstrasse mit den vielen Luxusläden tut sich ebenfalls einiges. Zu Brands wie Omega, Louis Vuitton oder Hermes sind zuletzt Bucherer, Loro Piana, Ogier oder Annabelle Elegance hinzugekommen. Eine derartige Palette an Luxusmarken gibt es in den Schweizer Bergen sonst nur in St. Moritz GR oder Gstaad BE. Crans-Montana ist für Gutbetuchte die diskrete Wahl.

So überrascht es wenig, dass in Crans-Montana auch die Zahl der 5-Sterne-Hotels wächst. Für das gehobene Gästesegment gibt es seit diesem Winter mit dem Restaurant und Club Ferme Saint Amour auch im Nachtleben ein neues Angebot, das in dieser Form bisher gefehlt hat. Sorgen wegen der neuen Konkurrenz macht sich Hoteldirektor Simon Schenk keine. «Jedes neue Hotel und Geschäft ist für die Destination eine Bereicherung. Wird Crans-Montana bekannter, profitieren alle. Wir konnten in den letzten Jahren immer zulegen», sagt er.

Neben der positiven Entwicklung des Sommergeschäfts hat gerade der Winter in Crans-Montana in den letzten Jahren stagniert. Damit soll es nun vorbei sein.

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