Auf einen Blick
- Grächen braucht dringend Geld. Schuldenberg gefährdet Betrieb der Bergbahnen massiv
- Private Spendenaktion sorgt für Verwirrung, regt aber Debatte über finanzielle Sicherung an
- Gemeinde plant jetzt Aktienzeichnung
Vom «Paradiesli» übers «Bärgji» zum Seetalhorn. Die Skilifte laufen in Grächen in diesem Winter – allerdings nur dank den Stammgästen. Denn die Familiendestination braucht Geld. Viel Geld. Dem Walliser Familienskigebiet steht ein Schuldenberg von 18 Millionen Franken vor der Sonne. Dieser gefährdet den Betrieb der Bergbahnen massiv. Kurz vor Weihnachten wurde dann eine Spendenaktion fürs Skigebiet publik – und sorgte erst einmal für grosse Verwirrung.
Denn der Aufruf hat einen privaten Hintergrund, wie der «Walliser Bote» schreibt. Familie Preisig aus dem Kanton Zürich, die eng mit Grächen verbunden ist und dort seit 13 Jahren eine Zweitwohnung besitzt, wollte über ein Crowdfunding Geld sammeln. Die Sammelaktion war allerdings mit niemandem abgesprochen – war zu Verunsicherung führte. In der heutigen Zeit sind dubiose Spendenaktionen nicht selten.
Wie kommt Grächen aus dem Schlamassel?
Der Schaden war damit angerichtet. Den Verantwortlichen der Gemeinde und der Touristischen Unternehmung Grächen (TUG) ging die Aktion gegen den Strich. Sie distanzierten sich vom Aufruf und rieten von einer Zahlung ab. Kein Wunder, sind bis jetzt erst 25 Franken aufs Crowdfunding-Konto geflossen. Das eigentliche Ziel: eine Million Franken. Familie Preisig soll in der Gemeinde aber trotzdem viel Zuspruch für ihre Initiative erhalten haben. Die Website ist nach wie vor aufgeschaltet.
Das Ganze hat womöglich also etwas Gutes. Die unfreiwillige Verwirrung hat in der Gemeinde die Debatte rund um die finanzielle Sicherung der touristischen Infrastruktur weiter angeheizt. Eigeninitiative ist nämlich gefragt. Ein Einsteigen des Neuenburger Investors Christian Mars ist weiter fraglich. Im Frühling 2024 sah es danach aus, als würde Mars relativ rasch in Grächen mitmischen. Seit dem Herbst scheint er aber nicht mehr die einzige Option zu sein. Der Investor selber will die Wintersaison abwarten und danach entscheiden.
Aktienzeichnung steht an
Die Gemeinde nimmt die Sache jetzt selber in die Hand – und will den Schwung der privaten Spendenaktion gleich mitnehmen. Wie Präsident Martin Schürch gegenüber dem «Walliser Boten» bestätigt, soll noch in diesem Winter der Start einer Aktienzeichnung erfolgen. Lokale Unternehmen, Einheimische und eben auch Zweitwohnungsbesitzer wie die Familie Preisig sollen neue Aktien erwerben können.
Dafür will die Gemeinde auch erste konkrete Eckpunkte des Sanierungsplans bekannt geben. Kaum einer wird eine Aktie kaufen, wenn er nicht weiss, wohin die Reise geht. Dessen ist sich Schürch bewusst: «Wir werden ganz sicher erste Resultate der geführten Verhandlungen präsentieren können.»