In Grächen VS herrscht seit einiger Zeit gedrückte Stimmung. Der Grund für die schlechte Atmosphäre im malerischen Bergdörfchen: Die Touristische Unternehmung Grächen (TUG), die die Bergbahnen und das Skigebiet in Grächen betreibt, steckt in einer finanziellen Krise. Das Unternehmen reichte am 8. Februar beim Bezirksgericht Visp eine provisorische Nachlassstundung ein. Steigende Kosten belasten die Finanzen, zudem spürt das bei Familien beliebte Skigebiet die Inflation. Ohne Kurswechsel droht bis Ende April 2025 ein Defizit von 4,6 Millionen Franken.
Nun aber zeichnet sich eine Lösung ab. Rettung naht aus Neuenburg, konkret von Christian Mars und dessen französisch-schweizerischen Investorengruppe Compagnie des Montagnes Suisses. Der schwerreiche Investor hat mit der TUG und der Gemeinde Grächen eine Absichtserklärung unterschrieben, wie Mars am Samstag auf Linkedin verkündet. Roman Rogenmoser, CEO der Touristischen Unternehmung Grächen, bestätigt den Deal gegenüber Blick. Über den genauen Inhalt sei Stillschweigen vereinbart worden, deshalb könne er weitere Fragen nicht beantworten.
Einheitliche Saisonkarten und dynamische Tagespreise
Konkreter wird Mars in seinem Linkedin-Post. Demnach übernimmt seine Neuenburger Holding den Sanierungsplan für den Oberwalliser Skiort. Das Ziel sei, den Skibetrieb für die nächste Wintersaison zu sichern. Sein strategischer Plan sieht vor, die Saison- und Jahreskarten zu vereinheitlichen. Zudem soll es künftig dynamische Preise für Tageskarten geben. Umsetzen will dies Mars mit der E-Liberty-Gruppe, einem von ihm gegründeten Anbieter digitaler Lösungen für Skigebiete. «Die von E-liberty in diesem Bereich entwickelten Technologien haben sich bewährt und Stationen wie Chamonix zu Rekordergebnissen geführt», schreibt er dazu.
In Grächen hat sich laut Mars eine Arbeitsgruppe gebildet. Sie soll die nächste Skisaison «gelassen vorbereiten». Ganz gerettet ist das Skigebiet Grächen damit aber noch nicht. «Die Vereinbarung bedeutet, dass wir nun schauen, ob es eine gemeinsame Zukunft geben wird oder nicht», sagte Gemeindepräsident Martin Schürch dem «Walliser Boten». Die Gemeinde ist mit 26 Prozent der grösste Aktionär der TUG, weshalb Schürch im Verwaltungsrat sitzt.
Definitives sei auch mit der Absichtserklärung noch nicht beschlossen worden – etwa auch nicht, wie die Besitzverhältnisse künftig aussehen könnten. Die Arbeitsgruppe stelle nun einen Zeitplan zusammen und nehme sich dem Sanierungsfall an. Es brauche Diskussionen mit Bund, Kanton, Banken, Gläubigern, so Schürch gegenüber der Zeitung.
Mars will auch Belalp übernehmen – und zwei weitere Skigebiete im Wallis
Der Unternehmer Mars, dem enge Geschäftsbeziehungen zum Decathlon-Miteigentümer Michel Leclercq (84) nachgesagt werden, arbeitet mit seiner Investorengruppe am Aufbau eines neuen, globalen Betreibers von Skigebieten. Gemeinsam mit Mitinvestor Pierre Baelen hat Mars zwei Skiresorts im kanadischen Québec (Mont Grand Fonds und Mont Lac Vert) übernommen.
Aber auch hierzulande hegen die reichen Geschäftsmänner Wachstumspläne. So will Mars die ebenfalls finanziell angeschlagenen Belalp Bahnen in unmittelbarer Nachbarschaft von Grächen übernehmen. Konkret strebt ihm eine Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent an, wie er jüngst publik machte. Und in seinem Post auf Linkedin lässt er sich ein klein wenig mehr in die Karten schauen. Demnach prüfe er zwei weitere Übernahmen im Wallis – um welche Skigebiete es sich dabei handelt, gibt er jedoch nicht bekannt.