Die Schweizer Skilegende Vreni Schneider (59) fährt gerade mit Skischülern auf ihrem Heimberg in Elm GL Ski, als Blick sie erreicht. Auf diesen Pisten hat Schneider als junges Mädchen an jedem schulfreien Nachmittag die Skier unter die Füsse geschnallt und so den Grundstein für ihre 55 Weltcup-Siege gelegt. «Ich wünsche mir, dass die Jungen hier auch in Zukunft das Skifahren erlernen können», sagt Schneider, die im Ort eine Ski-, Snowboard- und Rennschule betreibt. Doch genau das ist in Gefahr.
Der Klimawandel setzt den Sportbahnen Elm zu. 130 neue Schneekanonen sollen deshalb im Skigebiet die Schneesicherheit garantieren. Gegen das Projekt hat sich jedoch Widerstand formiert. Die Grünen des Kantons Glarus haben das Referendum ergriffen.
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800'000 Franken Minus im letzten Winter
Schneider hat dafür kein Verständnis: «Das Projekt ist für die Region, die Hotellerie, Lieferanten, alle Geschäfte, Busunternehmen, Skiclub, Skilager, Skischulen und für viele Arbeitsplätze so wichtig, da darf man doch nicht dagegen sein», sagt sie und bringt ihre Befürchtungen auf den Punkt: «Ohne Schneekanonen gibt es hier keine Zukunft.»
Der letzte Winter hat gezeigt, was Elm ohne neue Beschneiung blüht. Grüne Wiesen, wohin das Auge reicht. Wegen des grossen Schneemangels konnte das grösste Skigebiet im Kanton Glarus über Weihnachten und Neujahr nur sporadisch und mit einem reduzierten Pistenangebot den Betrieb aufnehmen. Am Ende des Winters blieb in der Kasse ein Loch von 800'000 Franken zurück. «Das Beschneiungsprojekt Futuro ist für unseren Betrieb überlebenswichtig», sagt deshalb auch Stefan Elmer (50), Direktor der Sportbahnen Elm.
Winter bleibt fürs Geschäft entscheidend
Die Bergbahnen konnten den Umsatz im Sommer in den letzten zehn Jahren zwar verdoppeln, wie Elmer sagt: «Doch wir brauchen das Geld aus dem ertragsstarken Winter, damit wir überhaupt in den Sommer investieren können.». Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Bahnbetrieb und Gastronomie erzielen nach wie vor 85 Prozent des Umsatzes in den Wintermonaten.
Am Mittwoch haben die Grünen gegen den für die neue Beschneiung nötigen Sondernutzungsplan ein Referendum eingereicht. 927 Unterschriften sind gemäss Mitteilung der Grünen innert zwei Wochen zusammengekommen. Notwendig gewesen wären bloss 300. Für die Grünen der Beweis für das grosse Unbehagen in der Bevölkerung. Die Gemeinde Glarus Süd muss erst noch prüfen, ob genügend Unterschriften gültig sind.
Muss das Projekt verkleinert werden?
Die Bevölkerung soll nun das letzte Wort haben. Bei den Grünen stösst in Anbetracht des Klimawandels vor allem die geplante Beschneiung der Talabfahrt bis hinunter auf gut 1000 Meter über Meer auf Unverständnis. Die Partei kündigt für die Gemeindeversammlung einen Rückweisungsantrag sowie den Auftrag für eine Redimensionierung der Beschneiung an.
Das geplante Projekt kostet rund 18 Millionen Franken. Damit könnten die Bahnen statt wie bisher 15 Prozent der Pisten künftig 35 Prozent beschneien. So will man den Betrieb von 1000 bis hoch auf 2100 Meter über Meer gewährleisten. Die Bevölkerung muss voraussichtlich am 27. Juni über das Projekt entscheiden. «Die Sportbahnen haben so lange für das Projekt gekämpft. Ich bin überzeugt, dass der Rückhalt in der Bevölkerung gross ist», sagt Vreni Schneider.