Darum gehts
- Trump führt Zölle auf EU-Autos ein. Experten sehen andere Gründe für Misserfolg
- US-Automodelle treffen europäischen Geschmack nicht, zu gross und verbrauchsintensiv
- Ford F-150 meistverkauftes US-Auto mit 765'649 Einheiten in den USA
Donald Trump (78) ist in seinem Stolz verletzt. Dass amerikanische Autos in Europa keine Rolle spielen, passt ihm gar nicht. Mit neuen Zöllen will der US-Präsident die EU dazu bringen, sich für US-amerikanische Automarken zu öffnen. Trump hatte die seit Donnerstag geltenden Zusatzzölle von 25 Prozent auf Importautos damit begründet, dass Europa sich zu sehr abschotte. «Einer der Gründe, warum ich Zölle einführe, ist der, dass wir Millionen ihrer Autos nehmen – BMW, Volkswagen, Mercedes-Benz», sagte der 78-Jährige. Gleichzeitig sei es «fast unmöglich», US-Autos in die EU auszuführen.
Doch Experten widersprechen: Nicht Handelsschranken oder Zölle seien schuld am schwachen Abschneiden der US-Autobauer in Europa, sondern deren Modelle. «Das ist das grosse Problem der US-Hersteller, die Geschmäcker der europäischen Konsumenten einfach nicht zu treffen», sagt Branchenexperte Stefan Bratzel (58) vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach (D) gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. «Die haben eigentlich nichts anzubieten, was bei uns grössere Marktanteile gewinnen könnte.»
«Tesla hat jetzt andere Probleme»
Einzige Ausnahme sei Tesla, fügt Bratzel hinzu. «Aber Tesla hat jetzt andere Probleme.» Im ersten Quartal war der Absatz des E-Auto-Herstellers um 13 Prozent abgesackt. Grund dürfte auch wachsende Kritik an Tesla-Chef und Trump-Berater Elon Musk (53) sein.
Meistverkaufte Autos 2024 in den USA von US-Herstellern | | |
1. | Ford F-150 | 765'649 |
2. | Chevrolet Silverado | 552'836 |
3. | Tesla Model Y | 405'900 |
4. | Dodge Ram Pickup | 373'120 |
5. | GMC Sierra | 322'946 |
6. | Jeep Grand Cherokee | 216'148 |
7. | Chevrolet Equinox | 207'730 |
8. | Chevrolet Trax | 200'689 |
9. | Ford Explorer | 194'094 |
10. | Tesla Model 3 | 189'903 |
Die Zahlen scheinen Trump zunächst recht zu geben: Während im vergangenen Jahr fast 450'000 Autos aus Deutschland in die USA gingen, waren es in umgekehrter Richtung nur 136'000, berichtet der deutsche Branchenverband VDA. Und während die USA bisher – vor Einführung des 25-Prozent-Aufschlags – nur 2,5 Prozent Zoll auf PKW aus Europa erhoben, liegt der Satz der EU für US-Fahrzeuge bei zehn Prozent.
«Schlicht unverkäuflich»
Doch das sei eben nicht der Grund für das Ungleichgewicht, sagt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer (73) gegenüber der SDA. «Die Autos aus Amerika sind bei uns schlicht unverkäuflich.» Für Europa seien sie zu gross, der Benzinverbrauch viel zu hoch angesichts der hiesigen Spritpreise. «Du kannst hier kein Auto verkaufen mit acht Zylindern und 15 Litern Verbrauch.» In den USA sei das angesichts der dortigen Benzinpreise kein Problem, in Europa schon.
Das jahrelang meistverkaufte US-Modell, der Pick-up-Truck Ford F-150, wird in Europa daher gar nicht offiziell angeboten, ebenso wenig wie das Konkurrenzmodell der Stellantis-Marke Ram. Konkurrenzfähige Klein- und Kompaktwagen hätten die US-Hersteller dagegen gar nicht im Angebot. «Wenn man hier Autos verkaufen will, braucht man Modelle, die die Kunden auch wollen», sagt Dudenhöffer. Das gelinge den US-Herstellern bisher aber nicht. Daran, so Dudenhöffer, könnten auch Zölle nichts ändern.