Darum gehts
- Trumps Tafel zeigt die höchsten Strafzölle für Saint-Pierre und Miquelon, eine französische Inselgruppe
- Die Inselgruppe war einst Schmuggler-Paradies, sogar Al Capone lebte dort
- Saint-Pierre und Miquelon lebt am meisten von Fischerei und Tourismus
Während US-Präsident Donald Trump (78) noch witzelte, dass wohl niemand jemals von Lesotho gehört habe, erscheint der höchste Strafzoll für den winzigen Archipel Saint-Pierre und Miquelon nochmals kurioser. Schliesslich ist die Inselgruppe nicht einmal ein eigenständiges Land, sondern gehört als Überseegebiet zu Frankreich. Auf den Inseln an der kanadischen Küste, nahe Neufundland, leben zudem nicht einmal 6000 Einwohner.
Die Inselgruppe umfasst eine Fläche von rund 242 Quadratkilometern – das entspricht in etwa der gesamten Fläche des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Amtssprache der Region ist Französisch. Seit 2002 zahlt man dort mit dem Euro. 1985 trat Saint-Pierre und Miquelon aus den Europäischen Gemeinschaften aus, da sich der Status als Überseegebiet Frankreichs änderte.
Fischerei prägt die Region
Im frühen 16. Jahrhundert entdeckten europäische Fischer die reichen Fischgründe vor den Inseln. Besonders die baskischen Fischer sollten die Kultur der Inselgruppe stark prägen. Fischerei und Tourismus bilden den Haupterwerb auf den Inseln im nordwestlichen Atlantik. Doch die Beliebtheit der reichen Fischgründe sorgte dafür, dass mittlerweile einige Vorkommen erschöpft wurden, besonders die des Kabeljaus.
Während der Zeit der Prohibition in den USA, Anfang des 20. Jahrhunderts, war die Inselgruppe ein bedeutender Schmugglerort. Die Bewohner brannten den in die USA geschmuggelten Alkohol entweder selbst – oder dienten als Mittelsmänner für andere Produzenten. Von Saint-Pierre und Miquelon aus wurde das Hochprozentige dann über abgelegene Routen in die USA geliefert.
Selbst Al Capone ging auf der Insel seinem Geschäft nach und lebte dort sogar eine Zeit lang.
Sie sind auf viele Importe angewiesen
Die Inselgruppe prägt ein raues Klima – Wind und Nebel beherrschen die Region. Die Tierwelt ist vielfältig – etwa 10'000 Brutpaare der Papageientaucher leben auf den Inseln. Damit gibt es dreimal so viele Vögel wie Einwohner. Die Böden sind karg, das Gemüse wird daher zumeist in Gewächshäusern angebaut. Viele Lebensmittel werden importiert.
Insgesamt übersteigen die Importe von Saint-Pierre und Miquelon die Exporte deutlich. Nach Angaben des «The Observatory of Economic Complexity» (OEC) exportierte Saint-Pierre und Miquelon Produkte im Wert von 3,64 Millionen US-Dollar. Die Importe umfassten hingegen 59,8 Millionen US-Dollar.
Kanada ist wichtigster Handelspartner
Die wichtigsten Importgüter nach OEC-Angaben: raffiniertes Erdöl (11,1 Millionen US-Dollar), verpackte Medikamente (3,22 Millionen US-Dollar), Autos (2,28 Millionen US-Dollar), essbare Zubereitungen (1,31 Millionen US-Dollar) sowie Impfstoffe, Blut, Antiseren, Toxine und Kulturen (1,24 Millionen US-Dollar).
Ein Grossteil der Importe stammt aus Kanada (21,9 Millionen US-Dollar), den Niederlanden (1,35 Millionen US-Dollar) und Belgien (936'000 US-Dollar) und Spanien (242'000 US-Dollar).
Die wichtigsten Exportgüter gemäss OEC: verarbeitete Krebstiere (1,56 Millionen US-Dollar), Weichtiere (995'000 US-Dollar) und Ethylenpolymere (142'000 US-Dollar), Glasflaschen (115'000 US-Dollar) und Krebstiere (75'700 US-Dollar).
Auch die meisten Exporte erfolgten nach Kanada (2,7 Millionen US-Dollar) – vor Irland (177'000 US-Dollar), Frankreich (165'000 US-Dollar), Dschibuti (155'000 US-Dollar) und dem Vereinigten Königreich (57'700 US-Dollar).
Wenig Handel mit den USA
In 2023 lagen die Exporte in die USA bei 54'000 US-Dollar, die Importe bei 124'000 US-Dollar. Nach Angaben des «United States Census Bureau» waren die Handelsbeziehungen zwischen den USA und Saint-Pierre und Miquelon seit den 2000ern stets gering.
Nur in 2024 zeigte sich ein Ausreisser bei den US-Importen aus Saint-Pierre und Miquelon. Dieses ausserordentliche Ungleichgewicht könnte sich in dem berechneten Strafzoll widerspiegeln.
Mittlerweile hat das Weisse Haus eine offizielle Liste auf der Regierungsseite veröffentlicht, auf der einige der Länder und Regionen nicht mehr gelistet sind – darunter auch Saint-Pierre und Miquelon. Für die «Saint Pierrais» heisst es also bis auf Weiteres: zittern. Denn unter Trumps Zick-Zack-Kurs scheint wenig gewiss.