«33 Milliarden Verlust, aber 38 Milliarden Prämien ausbezahlt»
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PUK-Mitglied Michel:«33 Milliarden Verlust, aber 38 Milliarden Prämien ausbezahlt»

Schweiz gegen UBS
Darum geht es bei der Kapitaldiskussion wirklich

Wenn es um die Lehren aus dem Untergang der Credit Suisse geht, sind die UBS und die Schweizer Behörden in den meisten Punkten einig. Der grosse Knackpunkt: Wie viel Eigenkapital braucht die Bank, um die nächste Finanzkrise zu überstehen?
Publiziert: 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 07:35 Uhr
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Seit der Übernahme der CS durch die UBS wird über die Höhe der Eigenkapitalanforderungen für die UBS gestritten.
Foto: ENNIO LEANZA
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Seit der Übernahme der CS durch die UBS wird über die Höhe der Eigenkapitalanforderungen für die UBS gestritten.
Foto: ENNIO LEANZA

Darum gehts

  • Wie hoch die Kapitaldecke der UBS sein soll, um krisenresistent zu sein
  • Die Bank glaubt, es brauche nicht noch viel mehr Kapital
  • Ökonomen fordern 100 Prozent Kapital für die Auslandstöchter
  • Was das die Bank kostet, ist umstritten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Die UBS hat ein Problem. Und nein, es ist nicht der fast 15-Millionen-Lohn von Konzernchef Sergio Ermotti (64), der am Montag in der Schweiz einmal mehr für viel Kopfschütteln gesorgt hat. Es geht um die simple, aber alles andere als triviale Frage: Wie dick muss die Kapitaldecke der UBS sein, damit die Schweiz in der nächsten Finanzkrise ruhig schlafen kann? Da gehen die Ansichten der Bank und der Schweiz diametral auseinander. 

Die erste Verteidigungslinie: Ein nachhaltiges Geschäftsmodell mit regelmässigen Erträgen, die Gewinne abwerfen. Die UBS hat trotz den Integrationskosten durch die Übernahme der Credit Suisse im Jahr 2024 über viereinhalb Milliarden Franken verdient. Ist die CS erst mal verdaut, sollten die Gewinne deutlich höher ausfallen – so die Rechnung der letzten Schweizer Grossbank. 

Nur: Die UBS ist nun alleine, eine andere Grossbank kann ihr im Falle einer globalen Finanzkrise oder eklatanten Managementversagens nicht mehr zu Hilfe eilen. Mit dem Führungsduo Sergio Ermotti und Colm Kelleher (67) ist die Bank vor riskanten Abenteuern gefeit.

Extremforderungen sind vom Tisch

Doch was ist, wenn in zehn oder zwanzig Jahren der Verwaltungsrat auf den falschen CEO setzt oder sich die Risikokultur sehr zum Schlechten verändert? Oder irgendwo im globalen Finanzsystem etwas schiefläuft, womit heute keiner rechnet? Dann hilft nur eine dicke Kapitaldecke. 

Wie dick diese sein soll, darüber wird die Schweiz noch eine Weile streiten. Für die Bank ist klar: «Die UBS gehört bereits heute zu den bestkapitalisierten Banken im globalen Wettbewerb. Wir unterstützen grundsätzlich die Massnahmen des Bundesrates zur gezielten Stärkung der Finanzstabilität und haben auch konkrete Verbesserungsvorschläge unterbreitet.» 

Bereits jetzt übererfüllt die UBS die aktuellen regulatorischen Anforderungen für die Höhe des Eigenkapitals. Das hat auch die Politik eingesehen, wie Aymo Brunetti (62), Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Bern und einer der Väter der «Too big to fail»-Regulierung in der Schweiz, sagt: «Im Vergleich mit all den Kapitalforderungen unmittelbar nach der CS-Rettung ist die Forderung nach einer 100-prozentigen Unterlegung der ausländischen Töchter für die UBS wenig weitgehend.» Es sei sozusagen ein gutschweizerischer Kompromiss, so Brunetti: «Wichtig aber ist, dass sie wirklich vollständig eingeführt wird. Das ist matchentscheidend für allfällige zukünftige Krisen.» 

In der Kapitaldiskussion geht es also nur noch um die Hinterlegung von Eigenkapital für die ausländischen Tochtergesellschaften im Stammhaus, der UBS AG – alle anderen Forderungen sind vom Tisch. Im Moment muss die UBS lediglich 60 Prozent des Wertes hinterlegen. Aus Sicht der UBS ist das ausreichend, da selbst in einer grossen Krise diese Firmen nicht wertlos seien und notfalls verkauft werden könnten, wenn auch mit einem Abschlag. 

Unberechenbares Ausland

Dem stimmt auch Brunetti zu: «Das heisst nicht, dass die Töchter nichts wert sind, obwohl das in einer schweren Finanzkrise durchaus einmal annähernd der Fall sein kann.» Das Problem sei ein anderes, so Brunetti: «In einer Krise werden andere Länder um die ausländischen Töchter einen hohen Zaun errichten (sogenanntes ‹Ringfencing›) – und das Stammhaus hat dann gerade im entscheidenden Moment keine Chance, auf deren Kapital oder Liquidität zugreifen zu können.» 

Die Handelszeitung hat berechnet, was die UBS eine 100-prozentige Unterlegung der Töchter kosten könnte: rund 22 Milliarden Franken. Dagegen wehrt sich die UBS vehement: «Wir lehnen Extremforderungen, welche zu einer 50-Prozent-Erhöhung der Kapitalanforderungen führen würden, entschieden ab.» 

Wobei sich diese Aussage der UBS auf die heute geltenden Anforderungen für die Grossbank bezieht. Da die Bank diese mehr als erfüllt, wäre der Aufschlag nicht mehr ganz so hoch.

Trotzdem: Die 22 Milliarden Franken wären auch für die UBS eine Stange Geld, die sie durch tiefere Dividenden oder weniger Aktienrückkäufe erst aufbauen müsste. Aus Sicht der UBS würde die Bank unattraktiver für Investoren, könnte der Aktienkurs unter Druck kommen, ihre Wettbewerbsfähigkeit – und die des gesamten Finanzplatzes – einschränken. 

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Streit um die Kosten von Kapital

Die UBS warnt: «Unverhältnismässige Massnahmen sind nicht nur unnötig, sie führen auch zu erheblichen Zusatzkosten für die Bank sowie Schweizer Haushalte und Unternehmen.» Dem widerspricht Brunetti: «Es fehlt die empirische Evidenz, dass mehr Eigenkapital tatsächlich zu deutlich höheren Kosten für Bankgeschäfte führt.»

Mit dieser Ansicht ist er unter Ökonomen nicht alleine. Manuel Ammann (55) vertritt diese Ansicht in einer Studie ebenso wie Urs Birchler (74) in seinem Blog für Wirtschaftspolitik batz.ch

Die UBS ist also gefordert, ihre Argumentation mit Zahlen zu unterlegen. Andererseits: Mehr Sicherheit dank mehr Eigenkapital, das müsste den Investoren etwas wert sein – und auch den vermögenden Kunden aus der ganzen Welt, die ihr Geld zur UBS bringen.

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