«Das ist einfach furchtbar»
1:07
Umfrage vom Frühling 2024:Schon Ermottis Vorjahreslohn war vielen Aktionären zu hoch

«UBS hat nichts gelernt!»
So reagiert die Politik auf den 15-Millionen-Lohn von Sergio Ermotti

Die Schweizer Grossbank UBS zahlt ihrem CEO Sergio Ermotti fürs letzte Jahr einen Lohn von 14,9 Millionen Franken. Sein Salär sorgte bereits im letzten Jahr für viel Unverständnis – der Ständerat hat sich jüngst für einen Lohndeckel ausgesprochen.
Publiziert: 06:49 Uhr
|
Aktualisiert: 11:54 Uhr
1/8
Sergio Ermotti darf sich wieder über ein zweistelliges Millionen-Salär freuen.
Foto: keystone-sda.ch

Die UBS bezahlt ihren obersten Chef Sergio Ermotti (64) fürstlich: Insgesamt 14,9 Millionen Franken bekommt der CEO der Schweizer Grossbank für das letzte Jahr, wie der am Montag publizierte UBS-Geschäftsbericht 2024 aufzeigt. Dabei setzt sich der Lohn aus einem Fixgehalt von 2,8 Millionen sowie aus variablen Teilen von 12,1 Millionen Franken zusammen. Damit verdient Ermotti fast gleich viel wie im Vorjahr: Im vergangenen Jahr belief sich Ermottis Gesamvergütung auf 14,4 Millionen Franken – jedoch für neun Monate Arbeit. Er war im April 2023 wegen der turbulenten Übernahme der Credit Suisse auf den Chefsessel der UBS zurückgekehrt.

Mit seinem aktuellen Salär mischt der UBS-Chef ganz vorne bei den Top-Löhnen anderer CEOs von Schweizer Konzernen mit. Novartis-Boss Vas Narasimhan (48) erhält eine Vergütung von 19,2 Millionen Franken. Und Sunrise-Chef André Krause (55) bekommt 15,4 Millionen Franken.

Dabei verdiente die UBS 2024 einen Reingewinn von 5,1 Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Franken), wie sie bereits im Februar bekanntgab. Auch mit dem Sparplan geht es voran: So konnte die Grossbank Kosten von 7,5 Milliarden Dollar sparen – wie angestrebt. Über die Hälfte der geplanten Kostenreduktionen seien somit erreicht. 

Harsche Kritik für Vergütung

Ermottis Lohn sorgt auch dieses Jahr für Diskussionen: «Nichts gelernt! Solche Löhne reissen unsere Gesellschaft auseinander und schaden am Ende dem Wirtschafts- und Bankenplatz Schweiz», schreibt Nationalrat Jürg Grossen (55), der auch Präsident der Grünliberalen ist, auf X. Auch seine Parteikollegin und Nationalrätin Céline Weber (50) macht ihrem Unmut auf den Sozialen Medien Luft. «Solche Gehälter sind nichts anderes als reine Provokation», schreibt sie unter anderem auf X.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Politik-Analyst und Buch-Autor Mark Balsiger (58) nervt sich auf X über das Wort «Vergütung» – das sei lächerlich. Balsiger betont, dass Ermottis Job durchaus anspruchsvoll sei: «Aber niemand verdient einen Lohn in der Höhe von 15 Millionen Franken.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Ansonsten ist es rund um den Lohn auf den Sozialen Medien noch ruhig. Grund könnte sein, dass Ermotti nur leicht mehr verdient hat als letztes Jahr. Dabei war von einem Salär von bis zu 28 Millionen die Rede. Die Gerüchte haben sich jedoch nicht bewahrheitet.

Die Vergütung sorgte bereits im März des letzten Jahres für harsche Kritik – aus allen politischen Lagern. «Die anmassenden Boni-Exzesse einiger Top-Manager zerstören das Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaft als Ganzes», enervierte sich damals FDP-Präsident Thierry Burkhart (49). Und SP-Nationalrat Matthias Aebischer (57) schoss: «Der Krug ist zerbrochen, schon lange!» Thomas Minder (64), Vater der Abzockerinitiative und ehemaliger Schaffhauser Ständerat (parteilos), prophezeite: «Die UBS wird auch in den kommenden Jahren Milliardengewinne schreiben und die Gehälter werden noch weiter steigen.»

Der UBS-CEO selbst konnte die Kontroverse nicht nachvollziehen – und gab in einem Interview zu, sich über die Kritik gewundert zu haben: «Manchmal frage ich mich schon, warum hohe Löhne in der Wirtschaft so viel Aufmerksamkeit erhalten, während dieselben Summen in Sport und Entertainment kein Thema sind», sagte er im Dezember 2024 der «Migros Zeitung».

Politik verhandelt über Lohnobergrenze für Banker

Zuletzt setzte das Schweizer Parlament ein Zeichen, das auf die UBS und ihren Chef abzielt: Der Ständerat stimmte letzten Montag einer Motion von Jakob Stark (SVP, 66) zu, die einen Lohndeckel von 3 bis 5 Millionen Franken für Banker verlangt. Auf dem Finanzplatz löste der Vorstoss Kopfschütteln aus. «Falls die Politik in der Privatwirtschaft einen Lohndeckel festlegen möchte, wäre das ein massiver Eingriff in die liberale Marktwirtschaft», teilte die Bankiervereinigung gegenüber Blick mit. Unter Ökonomen geniesst eine Lohnobergrenze aber durchaus Zustimmung. So sagte Marc Chesney (65), emeritierter Professor für Finanzmathematik an der Universität Zürich, auf Anfrage: «Die Löhne und Boni bei Grossbanken sind viel zu hoch und sollten limitiert werden.»

An die gesamte Geschäftsleitung der Schweizer Grossbank werden für 2024 insgesamt 143,6 Millionen Franken ausbezahlt, nach 140,3 Millionen im Vorjahr. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (67) bekommt dabei einen Lohn 5,5 Millionen Franken – im Vorjahr waren es 4,7 Millionen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.