Manor geht mit strahlendem Beispiel voran. Oder wohl eher: mit düsterem Beispiel. Seit diesem Wochenende bleiben die Schaufenster der 59 Filialen in der Schweiz dunkel. Zu SRF sagt die Warenhauskette, man wolle damit einen Beitrag zum Stromsparen leisten. Letzte Woche hatte Manor bereits in den Zeitungen von «CH Media» kundgetan, es werde in diesem Jahr keine Weihnachtsbeleuchtung an den Fassaden geben. Das Innere der Läden soll zwar weihnachtlich geschmückt werden, aber ohne Lichtlein.
Das Einkaufszentrum Glatt in Wallisellen ZH hat ebenfalls angekündigt, auf seine weitherum sichtbare Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten. Derart klare Ansagen sind bald auch von anderen Detailhändlern zu erwarten. Der Detailhandelsverband Swiss Retail Federation hat vor wenigen Tagen Energiesparleitlinien an seine Mitglieder versandt. Insgesamt wurden 37 Massnahmen beschlossen.
19 Grad in den Läden
In den Geschäften empfiehlt der Verband höchstens 18 bis 19 Grad Raumtemperatur. Bislang heizten die meisten Läden auf 21 bis 22 Grad. Auch Rolltreppen oder Aufzüge sollen abgeschaltet werden, empfiehlt der Verband. Daneben gibt es Empfehlungen zur Beleuchtung: So sollen die Schaufenster ausserhalb der Öffnungszeiten nicht mehr beleuchtet und es soll auf elektrisch betriebene Weihnachtsdekoration verzichtet werden. Auch bei der Helligkeit der Innenbeleuchtung soll so weit wie möglich reduziert werden.
Das Kaufhaus Jelmoli hat diverse Vorkehrungen zu den Stromsparmassnahmen bereits umgesetzt. Patricia Schölly, Sprecherin von Jelmoli, sagt auf Anfrage: «Die Heizleistung wurde auf eine Maximaltemperatur von 18–19 Grad angepasst – sowohl auf der Verkaufsfläche als auch in den Büros.» Sämtliche Schaufensterbeleuchtungen werden nach Ladenschluss ausgeschaltet. Und auch die Weihnachtsbeleuchtung an der Fassade des Jelmoli-Kaufhauses an der Zürcher Bahnhofstrasse wird dieses Jahr fehlen.
Stromverbrauch könnte um 10 Prozent gesenkt werden
Dagmar Jenni, Direktorin der Swiss Retail Federation, bringt in der «NZZ» nun auch verkürzte Öffnungszeiten ins Spiel: Die Läden könnten im Bedarfsfall ein bis zwei Stunden früher schliessen. Damit könnte der Stromverbrauch laut Jenni um 5 bis 10 Prozent gesenkt werden.
Die höchste Detailhändlerin des Landes wäre ausserdem bereit, das Arbeitsrecht zu ritzen: Jenni zeigt sich in der «NZZ» offen dafür, die Raumtemperatur noch stärker zu senken, was heute aufgrund des Arbeitsrechts nicht zulässig ist.
Die Detailhändler haben ein grosses Interesse daran, freiwillig zum Energiesparen beizutragen: Sie hoffen, damit Kontingentierungen zu verhindern. Diese hätten einschneidende Effekte: Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (52) kündigte kürzlich in einem Blick-Interview an, im Notfall etwa die Brotproduktion zu drosseln: «Statt zahlreicher Brotsorten produzieren wir dann vielleicht nur fünf Sorten.» Auch ganze Filialschliessungen stehen zur Debatte.