Das ist eine Sparmassnahme mit Strahlkraft: Das Einkaufszentrum Glatt in Wallisellen ZH verzichtet in diesem Jahr auf die Weihnachtsbeleuchtung am markanten Glatttower. Der hell erleuchtete Büroturm über dem Einkaufszentrum verkündete nicht nur in den umliegenden Gemeinden von den nahenden Festtagen. Auch viele Autofahrer aus der ganzen Schweiz nahmen die Botschaft auf der nahen Autobahn A1 wahr.
Auch wenn der Spareffekt eher gering ist – die Weihnachtsbeleuchtung verbraucht so viel Strom wie vier Haushalte in einem Jahr – geht es um die Symbolik. «Der Glatt Tower ist ein prägnanter Leuchtturm. Wir wollen mit dem Verzicht auf die Weihnachtsbeleuchtung ein weitherum sichtbares Zeichen setzen», erklärt Geschäftsführer Rageth Clavadetscher (51) gegenüber Blick.
Andere sind noch nicht so weit
Ein Symbol, das auch andere Shopping-Center-Betreiber unter Druck setzt. Eine Umfrage bei den grössten Einkaufszentren in der Schweiz zeigt, die allermeisten sind noch nicht so weit wie das Glattzentrum sind. Immerhin: Es wird über Massnahmen nachgedacht, spruchreif sei aber noch nichts, so der Tenor.
So antwortet etwa Wincasa, die neben Sihlcity in Zürich 85 Einkaufszentren in der ganzen Schweiz verwaltet, auf die Anfrage von Blick: «Wir sind aktuell an der Finalisierung eines Gesamtkonzepts hinsichtlich Energielage in der Schweiz. Dieses wird Ende September/Anfang Oktober bereit sein und für sämtliche Liegenschaften Massnahmenpläne beinhalten.»
Weihnachtsstimmung auch ohne Aussenbeleuchtung
In Spreitenbach AG ist die Aussenbeleuchtung zu Weihnachten gar schon länger ein Thema. «Das Shoppi Tivoli verzichtet – schon seit vielen Jahren – auf eine stromfressende Weihnachtsbeleuchtung im Aussenbereich. Bei der Weihnachtsinszenierung innerhalb des Centers handelt es sich um eine Dekoration, die aus vorwiegend nicht leuchtenden Elementen besteht», heisst es auf Anfrage.
Im Glatt soll es im Innern des Zentrums ebenfalls nicht an Weihnachtsstimmung mangeln. Zudem wird über weitere Stromspar-Massnahmen nachgedacht: «Zum Beispiel, wie lange und intensiv die Beleuchtung im Parkhaus brennen muss. Dabei stehen aber auch Sicherheitsüberlegungen im Vordergrund», ergänzt Clavadetscher. Auch sollen die Rolltreppen nur während der Öffnungszeiten in Betrieb sein, Handwerker und Putzequipen müssen auf die Lifte ausweichen. Generell soll die Beleuchtungsintensität im Glattzentrum verringert werden.
Gas ist das grosse Problem
Der Verzicht auf die Weihnachtsbeleuchtung hat nicht nur Strahlkraft nach aussen, sondern auch nach innen. «Das Zeichen ist auch ein Denkanstoss an die all die Mieter, über Sparmassnahmen in den eigenen Läden nachzudenken», so Clavadetscher.
Der Spareffekt ist eher ein symbolischer Beitrag zu den allgemeinen Sparbemühungen in der Schweiz. Energietechnisch relevant ist etwas anderes. «Unser grosses Thema ist das Heizen des Glattzentrums. Wir heizen mit Gas, sind aber dual-use-fähig, können jederzeit auf Heizöl umschalten. Der Tank für den Winter ist bereits gefüllt», erklärt Clavadetscher.