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«Sauna ist kein Wassersport»
Zürcher Behörden bringen Betreiber ins Schwitzen

Die Genossenschaft Seesauna Stäfa plante eine Erweiterung mit Saunagondeln. Doch eine kantonale Aufsichtsbehörde hat das Vorhaben mit bürokratischen Mitteln gestoppt. Grund ist die geltende Bau- und Zonenordnung. Es bleiben aber Fragen.
Publiziert: 16.10.2024 um 18:47 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2024 um 19:25 Uhr
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Die Macher der Seesauna Stäfa – in der Bildmitte (mit Statue der finnischen Saunagottheit Tontu) Sprecher Michael Kistler – freuen sich über die Eröffnung der Sauna-Saison, aber ärgern sich über die Behörden.
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Auf einen Blick

  • Seesauna Stäfa darf keine Saunagondeln aufstellen
  • Der Kanton und das Bauamt stoppten das Vorhaben
  • Die Seesauna hatte 2023 eine maximale Kapazität von 25 Besuchern täglich
  • Konkurrenz Löyly erhielt Bewilligung für Sauna-Wagen im Strandbad Sonnenfeld
  • Die Gemeinde überarbeitet die BZO, um Saunagondeln zu ermöglichen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

«Wir waren konsterniert.» So resümiert Michael Kistler (51), Mitgründer und Sprecher der Genossenschaft Seesauna Stäfa, gegenüber Blick die Reaktionen auf einen Entscheid der Zürcher Kantonsbehörden. Diese untersagten den Betreibern in Stäfa ZH das Aufstellen von Saunagondeln gleich neben der Seesauna.

Seit 2020 betreibt die Genossenschaft ihre Seesauna jeweils von Oktober bis April auf dem Gelände der örtlichen Badi. Die Erstellungskosten von 250'000 Franken trug die Genossenschaft selber. Im zuvor ungenutzten ehemaligen Garderobengebäude entstand eine schöne Sauna, zur Abkühlung dient jeweils der Zürichsee. Das Konzept hatte schnell Erfolg. So sehr, dass die maximale Kapazität von 25 Personen jeweils schnell erschöpft ist.

«Da die Kapazität an Grenzen stiess, suchten wir nach Erweiterungsmöglichkeiten», so Kistler. Partner Küng Wellness aus Altendorf SZ hätte zwei Saunagondeln zur Verfügung gestellt – also zu Saunen umfunktionierte Bergbahngondeln mit je Platz für bis zu vier Personen.

Doch daraus wird zumindest in diesem Winter nichts. Saisoneröffnung ist am kommenden Freitag, 18. Oktober, mit dem traditionellen Bademantel-Umzug durch Stäfa. Das Angebot bleibt vorerst aber unverändert.

Die Gondeln liegen in der falschen Zone

Das kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) führt in seinem negativen Entscheid «raumplanungsrechtliche sowie gewässerschutzrechtliche Gründe» an. Konkret: Die zwei Saunagondeln sind nicht «zonenkonform». Sie liegen in einer Zone, in der nur Bauten und Anlagen für den Wassersport zulässig sind. 

Eine Ausnahmebewilligung sei ausgeschlossen, weil die Saunagondeln «nicht auf den gewählten Standort in der Erholungszone angewiesen sind». Die Gondeln an einem komplett anderen Standort aufzustellen, macht aus Sicht der Betreiber jedoch wenig Sinn. 

«Der negative Entscheid ist gesetzlich sicher korrekt, aber eine unternehmerische Einschränkung, die wir nur schwer nachvollziehen können», so Kistler. Besonders ärgerlich: Bislang gibt es direkt am Zürichsee nur eine Handvoll öffentliche Saunen. Ausgerechnet in der Nachbargemeinde Männedorf ZH wird es diesen Winter nun einen temporären Sauna-Wagen im Strandbad Sonnenfeld geben, wie die Zürichsee-Zeitung berichtet. Mit behördlicher Bewilligung. Denn die dortige Badi liegt in einer anderen Zone.

Die Gemeinde bietet Hand

Nun hoffen die Seesauna-Betreiber, dass es auf Gemeindeebene zu einer Lösung kommt. An der nächsten Gemeindeversammlung wollen sie erwirken, dass der Begriff «Sauna» in eine neue Fassung der Stäfner Bau- und Zonenordnung (BZO) einfliesst. Und damit saunieren in der Seezone ebenfalls als Form der Erholung anerkannt wird.

«Wir haben einen guten Draht zur Gemeinde», so Kistler. Diese habe auch signalisiert, dass sie den Nutzen der Sauna für die Bevölkerung durchaus erkenne. Allerdings sind der Gemeinde die Hände aktuell gebunden. Was für zusätzliche Verunsicherung sorgt: Auch bei einer Zonenanpassung könnte die Kantonsbehörde noch Einspruch erheben. Etwa wegen der Nähe der Saunagondeln zum Seeufer.

«Wir möchten das Angebot ausbauen, weil es auf Anklang stösst, aber haben sicher keinen Massenbetrieb im Visier», versichert Kistler. Er fürchtet, dass die restriktive Handhabung der Angelegenheit durch den Kanton eine weitere Entwicklung der Seesauna verhindert.

Noch haben die lokalen Sauna-Unternehmer nichts von ihrem unternehmerischen Elan eingebüsst. Sie hoffen, dass der «Amtsschimmel» das auch nicht verändern wird.

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