Behörden-Gaga in Deutschland
Bäcker wegen Verkauf von halbem Brot gebüsst

Keine halbierten Brote mehr in den Bäckereien: Aus Angst vor hohen Bussen kommt es im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz zu Einschränkungen des Sortiments. Kunden und Politiker reagieren sauer.
Publiziert: 31.07.2023 um 10:46 Uhr
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In Deutschland wiehert der Amtsschimmel – wegen halbierten Broten. (Symbolbild)
Foto: imago images/Martin Wagner

Zahlreiche Bäckereien in Deutschland bieten halbe Brote im Verkauf an – bis jetzt. Im Bundesland Rheinland-Pfalz getrauen sich Bäckereien jetzt nicht mehr, ihre Brote halbiert zu verkaufen. Nicht etwa aus Angst vor dem Brot-, sondern vielmehr wegen des Amtsschimmels.

Wie die Zeitung «Rheinpfalz» berichtet, hat das «Landesamt für Mess- und Eichwesen» in den vergangenen Wochen verdeckt Mitarbeiter zu Testkäufen in die Bäckereien geschickt. Diese sollten kontrollieren, ob das Brot vor dem Verkauf noch einmal gewogen wurde. Denn: Sollten die Bäcker das Brot nach dem Halbieren nicht mehr auf die Waage legen, drohen saftige Strafen.

Das Vorgehen der Behörden hat einen gesetzlichen Hintergrund: Laut dem deutschen Eichgesetz muss das Brot vor dem Verkauf auf die Waage. Das geschieht, so die «Rheinpfalz», normalerweise bei der Produktion. Wird das Produkt später halbiert und nicht mehr auf die Waage gelegt, ist das ein Verstoss gegen das Gesetz.

«Diesem Unsinn schnellstmöglich Einhalt bieten»

Die gängige Praxis war bislang, das Brot möglichst exakt zu halbieren und dann den halben Preis zu verrechnen. Für die Kunden war das bisher auch kein Problem – für die Bürokraten der Ämter offenbar schon. Deswegen soll nun immer vor dem Verkauf das halbe Brot gewogen werden – und zwar aufs Gramm genau.

Die Politik hat für das neue Vorgehen der pingeligen Beamten kein Verständnis. Martin Brandl, Geschäftsführer der Unions-Fraktion im Landtag von Rheinland-Pfalz, sagt gegenüber der «Bild»-Zeitung: «Es ist genau so ein Irrsinn, der die Menschen daran zweifeln lässt, ob sich Politik und Verwaltung um die tatsächlichen Probleme der Bürgerinnen und Bürger kümmern.»

Er selbst habe noch nie erlebt, dass jemand sich darum gesorgt hätte, eine Scheibe mehr oder weniger Brot erhalten zu haben. Deshalb solle die zuständige Ministerin «diesem Unsinn schnellstmöglich Einhalt bieten.» Auch die Bevölkerung kann das Vorgehen nicht verstehen. Viele hätten in der Vergangenheit halbe Brote gekauft und fühlten sich nun eingeschränkt, schreibt die «Bild».

Immerhin scheinen auch die Behörden den Irrsinn erkannt zu haben. Nach einer Anfrage der «Rheinpfalz» teilt das Landesamt für Mess- und Eichwesen mit, man wolle über das Thema am Montag noch einmal intern diskutieren. (zis)

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