Käseposse im Wallis
Raclette-Verbot gilt nur in einer Kantonshälfte

Französischsprachige Walliser erhalten im Unterwalliser Spital ab sofort keinen Rohmilchkäse mehr. Listeriengefahr! Doch deutschsprachige Walliser erhalten solchen Käse im Oberwalliser Spital noch. Die Sortenorganisation wehrt sich gegen den Amtsschimmel.
Publiziert: 19.09.2024 um 18:09 Uhr
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Walliser Raclettekäse wird aus Rohmilch hergestellt – und soll deswegen für Patienten im Spital Wallis ein Risiko darstellen.
Foto: swiss-image.ch

Auf einen Blick

  • Walliser Spital verbietet Rohmilchkäse wegen Listerien-Gefahr
  • Verbot gilt nur für Unterwallis, Oberwallis konsumiert weiterhin
  • Sortenorganisation Raclette du Valais AOP wehrt sich
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Ist Walliser Raclettekäse eine Gefahr für die Gesundheit? Müsste man meinen: Der für die Ernährung zuständige Arzt im französischsprachigen Teil des Spitals Wallis hat nämlich kürzlich angeordnet, dass nur noch pasteurisierter Käse für die Ernährung der Patientinnen und Patienten gekauft und serviert werden kann.

Aus Rohmilch hergestellte Käse fallen also aus dem Spitalmenü. Weil sich 2020 ein Patient des Spitals Wallis mit Listerien infiziert hatte. Pasteurisierter Käse schützt vor solchen Infektionen.

Das bringt die Sortenorganisation Raclette du Valais AOP auf die Palme. Ihr Käse wird aus Rohmilch hergestellt.

Im Unterwallis verboten, im Oberwallis genossen

Malvine Moulin (47), Präsidentin von Raclette du Valais AOP und Walliser Grossrätin für die Mitte, hebt gegenüber der Walliser Zeitung «Le Nouvelliste» mehrere Kritikpunkte hervor. Zum einen sei der Fall von 2020 auf einen Käse aus dem Kanton Schwyz zurückzuführen gewesen. Dieser stammte von einer Molkerei, die inzwischen geschlossen wurde. Dazu war im damaligen Bericht ausdrücklich erwähnt, dass sich der Patient möglicherweise schon vor der Einlieferung ins Spital angesteckt habe, und ein Zusammenhang mit dem Käsekonsum nicht einwandfrei feststellbar sei.

Moulin hat Verständnis dafür, dass gerade Spitalpatienten gut vor schädlichen Keimen geschützt sein müssen. Angesichts der geringen Gefahr, die von Rohmilchkäse ausgeht, sei ein Totalverbot allerdings «übertrieben». In den letzten Jahren habe es keine Probleme mit Listerien durch Walliser Käse gegeben.

Die Angelegenheit ist insofern skurril, als das Verbot ohnehin nur für das Unterwallis gilt. In den Spitälern im deutschsprachigen Oberwallis können die Patienten also weiterhin Walliser Raclettekäse nach Herzenslust konsumieren. Als ob ein potenzielles Infektionsproblem an der Sprachgrenze ende.

Moulin merkte überdies an, dass das Spital Wallis zahlreiche weitere Nahrungsmittel streichen müsste, um eine «Nullrisiko-Politik» glaubwürdig umzusetzen.

Spital Wallis geht nicht auf Vorwürfe ein

Auf Intervention von Moulin hat das Walliser Gesundheitsdepartement die Leitung des Spitals Wallis kontaktiert. Was dabei rauskam, ist nicht bekannt.

Das Spital hat auf eine Anfrage von «Le Nouvelliste» zugeknöpft reagiert. Eine Antwort werde dem Gesundheitsdepartement übermittelt und bleibe diesem vorbehalten. Weiter äussert sich der Sprecher nicht zum Rohmilchkäseverbot.

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