Peter Spuhler stellt Bedingungen
Machtkampf bei Swiss Steel eskaliert

Beim Stahlkocher Swiss Steel brodelt es gewaltig. Grossaktionär Peter Spuhler will kein Geld mehr in das Unternehmen einschiessen. Damit will er das Management zu einschneidenden Restrukturierungsmassnahmen zwingen. Bisher ist er damit aber nicht durchgedrungen.
Publiziert: 14.01.2024 um 15:24 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2024 um 15:25 Uhr
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Steeltec nennt sich die Einheit am Standort Emmenbrücke, die zur Swiss-Steel-Gruppe gehört.
Foto: Keystone
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Beat SchmidFester Mitarbeiter Blick

Dramatische Entwicklung beim Schweizer Stahlkonzern Swiss Steel: Grossaktionär Peter Spuhler (65) ist nicht mehr bereit, noch mehr Geld in das Unternehmen zu pumpen, um es über die Runden zu bringen. Er hält mit seiner PCS Holding rund 20 Prozent an dem Innerschweizer Traditionsunternehmen, das seit Jahren in der Krise steckt. 

In den letzten Wochen hat sich die Krise noch verschärft. Der Aktienkurs ist ins Bodenlose gefallen und notiert bei acht Rappen. Das Unternehmen wird noch mit 250 Millionen Franken bewertet. Die Schuldenlast ist auf fast eine Milliarde angestiegen: Von Januar bis Juni 2023 kletterte sie um 100 Millionen auf 942 Millionen Euro. Der Umsatz brach gleichzeitig um 13 Prozent ein. Das Unternehmen verbrennt Geld. Nach mehreren Quellen ist deshalb eine Kapitalerhöhung unausweichlich. Diese ist allein schon deshalb notwendig, weil 2025 Bankkredite erneuert werden müssen. 

Wie aus Bankkreisen zu vernehmen ist, sehe der erfahrene Industrieunternehmer aber nicht ein, warum er gutes Geld schlechtem nachwerfen solle. Er sei nur bereit, nochmals Geld einzuschiessen, wenn zwei Bedingungen erfüllt seien. 

Jens Alder soll per sofort gehen

So verlangt er den sofortigen Rücktritt von Jens Alder (66) als Verwaltungsratspräsident von Swiss Steel. Der ehemalige Swisscom-Chef ist für Spuhler der falsche Mann an der Spitze des Unternehmens, um eine erfolgreiche Restrukturierung durchzuziehen. Als ehemaliger Telekom-Manager verstehe er wenig von der Grossindustrie und habe keine Erfahrung mit komplexen Restrukturierungen. 

Die zweite Voraussetzung: Das Unternehmen müsse einen «schlüssigen Restrukturierungsplan» vorlegen, was bisher nicht der Fall gewesen sei. Dem Management sei es in den vergangenen Monaten nicht gelungen, Businesspläne vorzulegen, die einer kritischen Prüfung standhielten. Teilweise seien viel zu optimistische Annahmen bei den Stahlpreisen zugrunde gelegt worden, die die Prognosen verzerrt hätten. 

Grundsätzlich gehe der eingeschlagene Weg zwar in die richtige Richtung, aber es müsse alles schneller gehen. Verlustbringende Unternehmensteile müssten zügiger abgestossen werden. Doch die notwendigen Veränderungen seien seit einem Jahr blockiert. Martin Haefner (69), der 33 Prozent an Swiss Steel hält, hat sich auf die Seite von Jens Alder geschlagen. Weil Haefner und Spuhler nicht am gleichen Strick ziehen, sprechen Insider von einer Pattsituation. 

Die beiden Unternehmer kennen sich seit Jahren. Sie sind gemeinsam an den Industriekonzernen Rieter und Autoneum beteiligt. Haefner ist der Sohn des Amag-Gründers Walter Haefner und studierter Mathematiker. Der Zürcher Milliardär war es, der im Mai 2021 den Stadler-Rail-Chef zum Innerschweizer Stahlkonzern holte. Spuhler kaufte Haefner damals ein Aktienpaket von zehn Prozent ab. Im August 2023 übernahm er weitere acht Prozent des Amag-Erben. 

Spuhler stieg bei Swiss Steel ein, weil ihm die Schweizer Industrie am Herzen liege, wie er mehrfach betonte. Er kennt die Branche: Vor vielen Jahren wurde er von den Banken in den Verwaltungsrat der damaligen Von Roll geschickt, aus der später Swiss Steel hervorging. Seine Fähigkeiten als Sanierer stellte er auch bei der Spezialfahrzeuge-Gruppe Aebi Schmidt unter Beweis, die er zu einem Milliardenkonzern formte. 

Martin Haefner: «Gutes und offenes Verhältnis»

Peter Spuhler lehnte am Samstag eine Stellungnahme ab. Martin Haefner sagte zu Blick: «Mit Peter Spuhler verbindet mich ein gutes, offenes Verhältnis und das Engagement für den Erhalt einer Basisindustrie in der Schweiz.» Zur Restrukturierung will er nichts sagen. «Als Aktionär äussere ich mich grundsätzlich nicht öffentlich zur aktuellen Lage von Unternehmen, in die ich investiert bin.» 

Jens Alder lässt über eine Sprecherin ausrichten, dass die Swiss Steel Group «personelle Fragen grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit klärt». Alder sei von der Generalversammlung gewählt. Wie die Sprecherin weiter erklärt, sei das Ziel des Strategieprogramms, das Unternehmen «zuerst auf eine wettbewerbsfähige, gesunde Basis zu stellen, um anschliessend profitables Wachstum im Kerngeschäft der Gruppe zu ermöglichen». 

Die Stahlindustrie befinde sich in der «wahrscheinlich grössten Transformation» der letzten Jahrzehnte, betont das Unternehmen. Restrukturierungen seien komplex und benötigen damit «behutsamen Umgang mit allen notwendigen Ressourcen in der richtigen Reihenfolge». Die Unternehmensführung sei sich dieser Herausforderungen, Chancen und Risiken bewusst und arbeitete in Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat daran, die Gruppe auf eine wettbewerbsfähige und gesunde Basis zu stellen. 

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