Enttäuschung, Trauer, Wut – der Kahlschlag am Migros-Hauptsitz lässt die Emotionen hochkochen. Eine Mitarbeiterin ereifert sich: «Und was ist mit den Regionen? Müssen die nichts dazu beitragen, dass die Zahlen wieder stimmen?»
Der Konzernumbau trifft bis jetzt vor allem die Zentrale in Zürich. Die gefürchteten McKinsey-Berater, die am Stellenabbau beteiligt waren, würden aber auch in den zehn Regionalgenossenschaften auf zahlreiche Doppelspurigkeit und Ineffizienzen stossen.
Ein Beispiel: Die Migros-Gastronomie mit Restaurants und Take-aways. Diese werden von den zehn Genossenschaften geführt. Dabei hat jede Region ihre eigene Einkaufsabteilung, die entscheidet, mit welchen Lieferanten man zusammenarbeitet.
Für Unternehmen wie Coca-Cola, Rivella, Ramseier und Red Bull hat das zur Folge, dass sie mit zehn verschiedenen Migros-Leuten über Preise und Lieferbedingungen verhandeln müssen, um ihre Produkte schweizweit in die Migros-Restaurants zu bringen – eine mühsame Prozedur.
Öffentlich will der Migros zwar keiner der Lieferanten ans Bein pinkeln. Hinter vorgehaltener Hand lästern aber einige über die aufwendige Odyssee.
Wie lange will sich die Migros diese teure Ineffizienz noch leisten? «Wir konzentrieren uns derzeit auf die Migros-Supermärkte», teilt ein Sprecher mit. «Selbstverständlich», überlege man aber auch, mit welchen Schritten man «mittel- und langfristig» das Gastronomiegeschäft weiterentwickeln könne. Hierzu lägen aber keine Entscheidungen vor.