Auf einen Blick
- Migros verkauft Interhome an Hometogo Group, Verkaufsprozess aber noch nicht abgeschlossen
- Transaktionspreis im niedrigen dreistelligen Millionenbereich, inklusive aufgeschobener Zahlungen
- Interhome bietet rund 40'000 Ferienunterkünfte in 28 Ländern an
Jetzt also doch: Die Migros veräussert ihre Reisetochter, die Hotelplan Group, nicht wie ursprünglich angestrebt als Ganzes, sondern in Einzelteilen. Das Filetstück Interhome ist weg.
Das geht aus einer Börsenmitteilung hervor, die die Hometogo Group gestern Abend an ihrem Hauptsitz in Luxemburg publizierte. Darin heisst es: «Nach einem Auktionsverfahren und auf der Grundlage exklusiver Verhandlungen wurde eine Einigung mit Migros über die wesentlichen kommerziellen Bedingungen für die Übernahme von Interhome erzielt.»
Die Migros selbst, offenbar auf dem falschen Fuss erwischt, hat dazu keine Meldung gemacht. Auf Nachfrage von Blick erklärt Migros-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir allerdings: «Wir bestätigen die Inhalte der Mitteilung.» Mit Hinweis darauf, dass zwar eine Einigung erzielt worden, der Verkaufsprozess jedoch noch nicht abgeschlossen sei.
Aktien und Cash für die Migros
Indirekt wird damit auch die Höhe des Transaktionspreises bestätigt. Laut Hometogo-Mitteilung soll dieser «im niedrigen dreistelligen Millionenbereich» liegen, einschliesslich aufgeschobener Zahlungen von bis zu einem hohen zweistelligen Millionenbetrag in Schweizer Franken. Doch wie sieht der Deal genau aus? Aus den Details zur Transaktionsfinanzierung geht hervor, dass die Migros einen Teil Hometogo-Aktien erhält, wofür Hometogo eine Kapitalerhöhung vornimmt. Dazu kommen wohl ein sogenannter Earnout, also ein variabler Betrag, abhängig von künftigen Unternehmensleistungen, sowie Cash. Insider gehen von einem Wert unterhalb der 200-Millionen-Grenze aus, mit 50 Prozent Aktien, 30 Prozent Earnout und 20 Prozent Cash.
Für Hometogo ist das ein Top-Geschäft. Interhome bietet rund 40'000 Ferienunterkünfte in 28 Ländern an, die grösstenteils exklusiv verwaltet werden. Damit wächst das Hometogo-Portfolio wesentlich. Die Unterzeichnung des endgültigen Kaufvertrags wird noch im 1. Quartal 2025 erwartet, weiss Blick.
Was ist mit Hotelplan?
So weit, so gut. Doch auf dem Reiseveranstaltergeschäft von Hotelplan Suisse sitzt die Migros nach wie vor. «Für die restlichen Teile der Hotelplan Group sind wir noch immer im Verkaufsprozess mit mehreren potenziellen Interessenten», sagt Huguenin-dit-Lenoir. Mehr Details gibt es nicht.
Damit scheint sich abzuzeichnen, dass auch die restlichen Einheiten der Hotelplan Group in Einzelteilen verkauft werden. Darunter Hotelplan UK – vier kleinere Reiseveranstalter in Grossbritannien – sowie das Geschäftsreisebusiness mit den beiden Marken Finass und BTA First Travel. Für diese dürften genügend Interessenten vorhanden sein.
Für den allergrössten Teil der Hotelplan Group, nämlich Hotelplan Suisse (550 Mitarbeitende, 82 Niederlassungen) und Hotelplan Volume Touroperating (220 Mitarbeitende in Glattbrugg ZH und im deutschen Aschaffenburg), gibt es fast ein Jahr nach der Verkaufsankündigung weiterhin keine Lösung. Und das ausgerechnet jetzt, wo die Buchungssaison auf Hochtouren läuft, die Ferienmessen in der Schweiz angelaufen sind. Die Mitarbeitenden der Migros-Reisetochter müssen nun zum zweiten Jahr in Folge gute Miene gegenüber der Kundschaft machen. Wohl wissend: Ihre Job-Zukunft im Unternehmen ist unsicherer denn je.