Für die Fachkräfte von morgen ist die Suche nach einem Ausbildungsplatz wohl leichter denn je. Das liegt einerseits an der seit Jahren rückläufig Zahl an Lernenden im Land. Lehrlinge sind also sowieso heiss begehrt. Und nun profitieren sie zusätzlich noch vom Fachkräftemangel.
Viele Arbeitgeber scheinen eine Ausbildungsoffensive zu starten, wie Zahlen von Yousty zeigen. Ende August waren beim grössten Berufsbildungsportal der Schweiz rund 10 Prozent mehr Lehrstellen ausgeschrieben als noch im Vorjahr und 25 Prozent mehr als im August 2021. «Von den begehrten Lehrstellen, die im Vorjahr schon früh besetzt waren, sind dieses Jahr klar noch mehr verfügbar», weiss Yousty-Sprecherin Stefanie Näf.
Zahlen zu den abgeschlossenen Lehrverträgen liegen erst im Frühjahr vor. Doch die Lehrstellenbesetzung für Sommer 2024 befindet sich in der heissen Phase. Auch wenn ein Grossteil der Lehrstellen im Bereich Detailhandelsfachmann/-frau EFZ erst im Januar aufgeschaltet werden, schwingt dieser Bereich bereits oben aus bei der Nachfrage.
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An zweiter Stelle folgt der Bereich Kaufmann/-frau EFZ, in dem laut Näf bereits über die Hälfte aller Lehrstellen besetzt sind. Auf Rang 3 kommt die Berufsgattung Koch/Köchin EFZ, gefolgt von Fachmann/-frau Gesundheit EFZ («FaGe»), Detailhandelsassistent/in EBA und Logistiker/in EFZ.
Das Lehrstellen-Angebot für FaGe wuchs in den letzten Jahren stets. «In diesem Jahr ist davon aber noch nichts zu erkennen», sagt Näf. Dafür gibt es bislang 15 Prozent mehr Lehrstellen für den Beruf Fachmann/-frau Betreuung.
Zum grossen Angebot tragen auch erstmalig durchgeführte Lehrgänge bei. «Die neusten Ausbildungen sind Solarinstallateur EFZ und Solarmonteur EBA, Recyclistin EFZ, Gebäudetechnikplaner EFZ und Entwicklerin Digitales Business EFZ», erklärt Thomas Hess (57), Geschäftsleiter des KMU- und Gewerbeverbands Zürich, gegenüber Blick. Das seien alles Ausbildungen mit besten Berufsaussichten.
Jedes Jahr ändern gewisse Berufsbezeichnungen oder Fachrichtungen wegen des Wandels in der Arbeitswelt. Ab Januar 2024 ersetzt beispielsweise der neue Beruf «Fachmann/-frau Bahntransport EFZ» den bisherigen Beruf Logistiker/in (Verkehr) EFZ. Auch die alte Bezeichnung Hotelfachmann/-frau EFZ gibt es nicht mehr. Neu lautet diese: Fachmann/-frau Hotellerie-Hauswirtschaft EFZ.
Immer mehr Bewerbungen
Einige Branchen müssen besonders hart um Nachwuchs kämpfen: «Vor allem in der Gastronomie und Hotellerie haben Betriebe Mühe, passende Lernende zu finden», sagt Näf. Es ist immer noch so, dass beispielsweise Büro- und Sekretariatsjobs relativ schnell besetzt sind, aber technische Berufe der Industrie und des Baugewerbes (etwa Zimmerleute, Poliere oder Sanitärinstallateure) weiterhin schwierig zu finden sind.
Die Daten von Yousty zeigen auch, wo die Lehrlingssuche einfacher ist: So suchen Jugendlichen für den Lehrbeginn 2024 bislang am häufigsten nach den Berufen Kaufmann/-frau EFZ, Informatiker/in EFZ, Medizinische/r Praxisassistent/in EFZ, Detailhandelsfachmann/-frau EFZ mit Schwerpunkt Gestalten von Einkaufserlebnissen sowie Zeichner/in EFZ.
Potenzielle Lernende werden zu einem immer rareren Gut: Denn aktuell drängen geburtenschwache Jahrgänge in den Lehrstellenmarkt. Gemäss Näf spürt man davon bei Yousty aber noch nichts: «Wir haben jedes Jahr mehr Jugendliche, die bei uns nach Lehrstellen suchen, mehr Views und Bewerbungsklicks und auch mehr Bewerbungen als im Vorjahr.» Trotzdem sei es für Jugendliche einfacher, eine Lehrstelle zu bekommen: «Der Lehrstellenmarkt ist klar weniger umkämpft.»
Ein weiteres Indiz, dass die Suche nach einem Ausbildungsplatz heute leichter fällt: Jugendliche senden pro Kopf auch immer weniger Bewerbungen ab. Im Vorjahr waren es durchschnittlich 8,4 Bewerbungen. Über alle Ausbildungsberufe gesehen sei der Druck deutlich tiefer als noch 2019.