Der öffentliche Verkehr macht im Kampf gegen eine mögliche Energiemangellage ernst: Die SBB setzen auf Ende Oktober neue Sparmassnahmen um. Die Temperatur in den Zügen wird «wo möglich» um bis zu zwei Grad reduziert, schreiben die Schweizerischen Bundesbahnen. Konkret kann die Massnahme dort umgesetzt werden, wo Zugbegleiterinnen und -begleiter die Temperaturanpassung vornehmen können.
Damit können von November bis Februar zwischen 5000 und 8000 Megawattstunden Strom eingespart werden. Für die Fahrgäste und Mitarbeitenden habe diese Massnahme kaum spürbare Auswirkungen, heisst es weiter. Wie warm es in den Zügen genau ist, hängt von der Anzahl Reisenden ab, so die SBB.
Bereits im September hatten die SBB beschlossen, auch in ihren Büro-Räumlichkeiten die Temperatur zu senken.
Im Gotthard-Tunnel wird Strom gespart
Auch an den Bahnhöfen wird sich in der Vorweihnachtszeit einiges ändern. Die SBB reduzieren an den 30 grössten Bahnhöfen das dekorative Licht wie die Fassaden- oder Weihnachtsbeleuchtungen. An der Grundbeleuchtung sind hingegen keine Änderungen geplant: Diese würde der Sicherheit der Passanten und Passagiere dienen.
Auch auf den Schienen wollen die SBB Strom sparen: So wird die Geschwindigkeit der Züge im Gotthard-Basistunnel reduziert. Die Tunnelfahrten verbrauchen aufgrund des grossen Luftwiderstands besonders viel Strom. Die Fahrgeschwindigkeit wird jedoch nur reduziert, wenn die Züge pünktlich unterwegs sind. «Da im Fahrplan gewisse Reserven eingebaut sind, entstehen durch die Temporeduktion keine Verspätungen», schreiben die SBB.
Einsparpotenzial: Rund 2000 Megawattstunden Strom pro Jahr, was in etwa dem Strombedarf von 500 Haushalten für ein Jahr entspricht.
Mit den neuen Massnahmen bei Temperatur, Beleuchtung und Geschwindigkeit kommen die SBB den Empfehlungen nach, die der Verband öffentlicher Verkehr bereits im September vorgeschlagen hatte.
Schienenverkehr als grosser Stromfresser
Die drohende Energiemangellage im Winter stellt für die europäische und Schweizer Wirtschaft eine grosse Gefahr dar. Experten rechnen mit deutlichen Wirtschaftseinbrüchen, falls bei einer Mangellage Strom oder Gas rationiert und so Fabriken heruntergefahren werden müssen. Der öffentliche Verkehr steht hierbei besonders im Fokus: Die Beförderung von Passagieren und der Gütertransport auf den Schienen sind grosse Stromfresser.
Die SBB haben in den letzten Monaten bereits umfassende Energiesparmassnahmen kommuniziert. So wurde der Gasverbrauch um 15 Prozent reduziert. Die SBB haben auch die Beleuchtung in den Büro-Räumlichkeiten gedimmt, das Warmwasser abgestellt und der Beleuchtung von Logos den Stecker gezogen.