Im Schweizer Finanzmuseum in Zürich ist die Credit Suisse noch ein Star. Im Keller der Schweizer Börse ist sie gar die wichtigste Grossbank der Schweiz. Der CS-Hauptsitz thront in der Ausstellung gleich auf der ersten Installation majestätisch als einzige Bank, direkt neben dem Bundeshaus und der Schweizerischen Nationalbank. Kein Zufall: Die Grossbank blickt auf eine glorreiche Vergangenheit zurück. Ab dieser Woche ist die Bank nur noch ein Fall fürs Museum.
Die UBS will die Übernahme der Credit Suisse am Montag juristisch abschliessen. Am Dienstag soll die Aktie von der Börse genommen werden. Damit geht es mit der Credit Suisse als eigenständige Bank offiziell zu Ende.
Beschützer der Händler und Diebe
Wie bedeutsam die Credit Suisse für die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz war, geht aus der Installation im Finanzmuseum hervor. Dort kann man zwei Herren und einem Gott beim Gespräch über den Schweizer Finanzplatz lauschen: Alfred Escher (1819–1882), Vater der modernen Schweiz und Gründer der CS-Vorgängerin Schweizerische Kreditanstalt (SKA). Robert Comtesse (1847–1922), Bundesrat und Initiant für die Gründung der Schweizerischen Nationalbank im Jahr 1906. Und Hermes.
Der griechische Gott hat sich nicht ganz zufällig in die Runde verirrt. Hermes steht als Symbol für Wohlstand. So schaffte die Schweiz dank Kredithäusern wie der SKA den Wandel zum Industriestaat. Die SKA nahm ihre Tätigkeit am 16. Juli 1856 auf und stieg unter anderem mit der Finanzierung des Eisenbahnausbaus rasch zu einer der grössten Handelsbanken der Schweiz auf. Hermes ist aber auch der Beschützer der Händler und Diebe. In der griechischen Mythologie gilt er als umtriebiger Trickser.
Skandale ohne Ende
Der Museums-Escher betont, dass die Grundidee der Kredithäuser Gewinn sei und nicht die Gier. Zudem sei das Vertrauen das A und O. Das klappte jedoch schon in den Anfängen nicht immer. Kreditgeschäfte und Spekulationen waren mit hohen Risiken verbunden. So musste die SKA nach grösseren Verlusten Mitte der 1860er-Jahre eine tiefgreifende Reorganisation vornehmen. Die CS sorgte erstmals 1977 für Schlagzeilen mit dem Chiasso-Skandal, einem Milliardenbetrug.
Mit dem Ausbau des internationalen Geschäfts in den 80er-Jahren hielten hohe Risiken, hohe Gewinne Einzug, aber auch hohe Verluste – und in jedem Fall hohe Boni. Die Milliardenbussen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung oder die Milliardendebakel bei Greensill oder Archegos waren nur die teure Spitze des Eisbergs.
Und plötzlich war das Ende nah
Bis das Vertrauen in die CS auf äusserst wackeligen Füssen stand – und wohl auch Hermes als Schutzpatron den Dienst quittierte. Nach jahrelanger Misswirtschaft reichten Gerüchte, um das Vertrauen in die CS in Luft aufzulösen. Zudem traute kaum jemand der Bank noch zu, mittelfristig wieder Geld zu verdienen.
Am 19. März musste die CS-Rettung durch eine Übernahme durch die UBS kommuniziert werden. Nicht einmal drei Monate später wird diese nun juristisch vollzogen. Am Markennamen Credit Suisse hält die UBS bis auf Weiteres fest. Vieles anderes dürfte hingegen bald in einer Museumsausstellung landen.