Nun also ist das Ende der Credit Suisse zum Greifen nah: Ihren 167. Geburtstag wird die Traditionsbank nicht mehr feiern können. Gegründet am 5. Juli 1856, wird das Schicksal der CS am heutigen Montag, 12. Juni 2023 besiegelt. Dann wird die UBS die Übernahme der maroden Konkurrentin juristisch abschliessen. Von diesem Tag an ist die ehemalige SKA keine eigenständige Bank mehr.
Mit dem Zusammenschluss der beiden Schweizer Grossbanken entsteht eine Mega-Bank mit verwalteten Vermögen von rund 4,55 Billionen Franken. Beobachter sprechen von der bedeutendsten Übernahme innerhalb des europäischen Finanzsektors seit der Finanzkrise vor 15 Jahren.
Blick beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das historische Datum.
Wieso hat die UBS vor einer Woche das Datum bekannt gegeben?
Wer eine Aktie von der Börse zurückzieht, also dekotiert, der muss dies sieben Tage im Voraus ankündigen. Deshalb hat die UBS den Abschluss des Deals mit etwas Vorlauf kommuniziert.
Was passiert am Montag, 12. Juni?
An diesem Tag werden alle Unterschriften unter dem Übernahmevertrag gesetzt. Die Unterzeichnung dürfte im Beisein unzähliger Anwälte vielleicht sogar schon am Sonntagabend abgeschlossen sein. Damit ist die Übernahme der CS durch die UBS juristisch und formell besiegelt und ab dem 12. Juni gültig.
Warum ist das sogenannte Closing so wichtig?
Erst mit dem Abschluss des Deals geht die CS in den Besitz der UBS über. Nun hat die UBS vollen Zugang zu allen Geschäftsunterlagen der ehemaligen Konkurrentin, was zuvor nicht der Fall war. Sie kann nun ganz offiziell mit allen CS-Angestellten reden. Vor allem, um eine zentrale Frage zu beantworten: Welchen Risiken schlummern noch in den Büchern der CS. Das schafft Planungssicherheit und ermöglicht Entscheidungen über die weitere Zukunft der neuen UBS-Tochter Credit Suisse.
Was passiert mit der CS-Aktie?
Der letzte Handelstag ist der heutige Montag, die Dekotierung folgt nach Angaben der Schweizer Börse SIX am Mittwoch. Dann bekommen die Aktionäre für 22,48 CS-Aktien eine UBS-Aktie.
Wer ersetzt die CS im SMI?
Weil die CS-Aktie nicht mehr im SMI figurieren wird, braucht der Schweizer Leitindex eine Nachfolgerin für die Aktie. Neu wird deshalb der Logistikkonzern Kühne & Nagel aufgenommen werden. Das ist etwas überraschend, da die Mehrheit der Aktien im Besitz von Milliardär und Gründer Klaus-Michael Kühne (86) ist. Da aber der sogenannte Streubesitz wie auch das Handelsvolumen genügend gross sind, hatte der Logistikkonzern die besten Chancen für die SMI-Aufnahme.
Was passiert mit den CS-Gebäuden?
Sofern diese – wie zum Beispiel der Hauptsitz am Paradeplatz – der CS gehören, gehen sie nun in den Besitz der UBS über. Gleiches gilt übrigens auch für Schulden und Verbindlichkeiten der CS. Dafür muss ab dem 12. Juni die UBS geradestehen. Gleiches gilt bestehende Mietverträge für Büros oder Filialen.
Wie ist die neue UBS organisiert?
Unter dem Dach der UBS Group AG firmieren künftig die UBS AG und die Credit Suisse AG als Muttergesellschaften für sämtliche Geschäftseinheiten. Diese werden vorerst getrennt weiter geführt, bis über Integration oder Abwicklung der CS-Einheiten ein Entscheid gefällt wird.
Verschwindet die Marke CS nun doch schneller als gedacht?
Nein! Im Moment gehen die meisten Experten davon aus, dass es noch drei bis vier Jahre dauern könnte, bis der Name Credit Suisse vollständig verschwindet. Sollte es gar zu einer Abspaltung der CS Schweiz kommen, könnte die Marke noch lange leben. Dies wäre von der Politik gewünscht, scheint derzeit aber wenig realistisch.
Was ändert sich für CS-Kunden?
Nichts! Sie behalten vorläufig ihre Kontoverbindungen, Ansprechpersonen oder Hypothekar-Verträge bei der CS.
Und für die CS-Angestellten?
Die Arbeitsverträge mit der CS behalten ihre Gültigkeit. Allerdings dürfte die Nervosität bei vielen steigen. Sie müssen zwar weiterhin den Betrieb der Bank aufrechterhalten, könnten aber bald schon die Kündigung erhalten. Denn die Integration wird nicht ohne «schmerzlichen» Stellenabbau in grösserem Stil über die Bühne gehen, wie UBS-CEO Sergio Ermotti (63) jüngst vorwarnte.
Wie geht es weiter?
Was Sergio Ermotti letzte Woche schon mal durchgegeben hat: Die UBS verschiebt die Publikation ihrer Zahlen für das zweite Quartal um mehr als einen Monat auf den 31. August. Grund: Er will den Aktionärinnen und Aktionären dann bereits die konsolidierten Geschäftszahlen vorlegen. Bis dahin dürfte auch raus sein, in welchen Bereichen der neuen Super-Bank ein Aderlass bei den Mitarbeitenden ansteht. Ob bereits Kündigungen ausgesprochen werden, bleibt abzuwarten.