Die Europäische Zentralbank (EZB) legt nach zehn Zinserhöhungen in Folge erstmals eine Zinspause ein. Das hat die Notenbank im Anschluss an eine auswärtige Ratssitzung in Athen am Donnerstagnachmittag bekannt gegeben. Der Leitzins in der Eurozone liegt damit bei 4,5 Prozent.
Die Inflation im Euroraum hat sich in den vergangenen Monaten abgeschwächt. Gleichzeitig wachsen angesichts der geopolitischen Lage mit Kriegen im Nahen Osten und der Ukraine die Sorgen um die Konjunktur. Dies hat die Währungshüter dazu bewegt, mit einem weiteren Zinsschritt zuzuwarten.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde (67) hatte schon nach der letzten Zinserhöhung im September signalisiert, dass es eine Zinspause geben könnte. Sicher waren sich die Beobachter aber bis zuletzt nicht.
Jordan ist Lagarde einen Schritt voraus
Die EZB begann im Sommer 2022, an der Zinsschraube zu drehen. Ausgelöst wurden die Zinsschritte damals durch den Ukraine-Krieg, den erhöhten Energiepreisen und der unter anderem dadurch anziehenden Inflation. Die Zentralbanken nehmen mit ihren Leitzinsen Einfluss auf die Inflation: Bei höheren Zinsen verteuern sich Kredite. Das bremst die Nachfrage und sorgt dafür, dass weniger Geld in Umlauf geht – was der Inflation entgegenwirkt. Dabei müssen die Währungshüter aber eine schwierige Gratwanderung vornehmen: Erhöhen sie die Zinsen zu stark, würgen sie im schlimmsten Fall das Wirtschaftswachstum ab.
Die EZB strebt eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Derzeit liegt sie bei 4,3 Prozent. In der Schweiz liegt die Teuerung deutlich tiefer als im Euroraum, bei aktuell 1,7 Prozent. Entsprechend setzte die Schweizerische Nationalbank (SNB) denn auch schon früher als ihr europäisches Pendant zur Zinspause an: SNB-Chef Thomas Jordan (60) beliess die Zinsen beim letzten Leitzinsentscheid im September bei 1,75 Prozent.