Doch genug der geldpolitischen Straffung: Die Schweizerische Nationalbank zieht die Zügel nicht weiter an und belässt den Leitzins bei 1,75 Prozent. Der Inflationsdruck in der Schweiz hat offenbar abgenommen. Die Teuerung bleibt allerdings weiter Sorgenkind, vor allem der Ölpreis-Höhenflug, die steigenden Energiekosten für Haushalte und Mietzinsen könnten die Inflation wieder anheizen, wie die SNB an der Pressekonferenz ausführt.
Die Zinspause ist eine Überraschung, denn die Mehrheit der Ökonominnen und Ökonomen hatte mit einer Erhöhung um 25 Basispunkte gerechnet. Thomas Jordan (60), Präsident des SNB-Direktoriums, hatte an der letzten Sitzung im Juni eine weitere Leitzinserhöhung angedeutet.
«Wir werden die Inflation genau beobachten»
Fünf aufeinanderfolgende Zinserhöhungen gingen voran, jetzt ist also Zinspause. Die über die letzten Quartale deutlich gestraffte Geldpolitik wirke dem immer noch vorhandenen Inflationsdruck entgegen, begründet SNB-Präsident Jordan den Entscheid. Es sei aber aus heutiger Sicht nicht auszuschliessen, dass eine weitere geldpolitische Straffung nötig sein wird, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten. «Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen. Wir werden sie in den kommenden Monaten genau beobachten», sagt Jordan. «Wir sind auch bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein.» Devisenverkäufe stehen hier derzeit im Vordergrund.
Seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB im Juni ist die Teuerung in der Schweiz leicht gesunken. «Das ist gerade auch im internationalen Vergleich eine erfreuliche Entwicklung», so Jordan. Die Teuerung lag zuletzt mit 1,6 Prozent wieder innerhalb des SNB-Zielbandes von 0 bis 2 Prozent. «Zurzeit tragen fast ausschliesslich inländische Waren und Dienstleistungen zur Teuerung bei», sagt Jordan. In die Hände spielt der SNB zudem die konjunkturelle Abkühlung in der Schweiz, die die Inflation stärker als erwartet abkühlen könnte.
Die SNB rechnet mit einer Inflation von 2,2 Prozent für 2023 und 2024. Ab Anfang 2025 soll die Teuerung auf 1,9 Prozent zurückgehen, so die Prognose der Nationalbank.
Ein Blick ins Ausland: Am Mittwoch hat die US-Notenbank Fed ihre Zinspause verlängert. Dagegen hat die Europäische Zentralbank EZB in der vergangenen Woche ihre Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte erhöht.