Milliardenunternehmen katholische Kirche
Dein Reichtum komme

Kirchensteuer und Immobilien spülen den katholischen Kirchgemeinden in der Schweiz das Geld in die Kassen. Dennoch zeigen sie sich knausrig, wenn es um die Kompensation von Missbrauchsopfern geht. Ein Blick ins Nachbarland zeigt aber: Bald könnte es teuer werden.
Publiziert: 13.09.2023 um 21:01 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2023 um 22:15 Uhr
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Die katholische Kirche in der Schweiz nimmt jedes Jahr über eine Milliarde Franken ein (Kathedrale in Chur).
Foto: Keystone
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Die katholische Kirche in der Schweiz ist ein Milliardenunternehmen. Jahr für Jahr nimmt die grösste Landeskirche über eine Milliarde Franken ein – vor allem über Steuern von Gläubigen und Unternehmen.

Das sind drei wichtigsten Ertragspfeiler:

  • 782 Millionen Franken Kirchensteuer von natürlichen Personen
  • 172 Millionen Franken Kirchensteuer von juristischen Personen
  • 105 Millionen Franken Beiträge der öffentlichen Hand (u. a. zur Bezahlung von Pfarrergehältern)

Die Zahlen sind Durchschnittswerte aus den Jahren 2016 bis 2021, wie die Römisch-Katholische Zentralkonferenz auf Anfrage von Blick mitteilt. Macht unter dem Strich 1059 Millionen pro Jahr. Dazu kommen noch Erträge aus dem grossen Immobilienbesitz der katholischen Kirche. «Das Immobilienportfolio hat einen Wert von mindestens drei Milliarden Franken», schätzt Ansgar Gmür (69), Theologe und ehemaliger Direktor des Hauseigentümerverbands Schweiz.

Mickrige Genugtuung

Zwar kostet der Unterhalt der Kirchen und der Pfarreizentren vor allem Geld. Doch bringen andere Liegenschaften im Besitz der Kirche weitere Millionen ein. Auch wenn die Kirchgemeinden nicht den Gewinn maximieren, dürfte eine Minimalrendite von etwa einem Prozent durchaus drinliegen. Macht also nochmals 30 Millionen Franken zusätzlich jedes Jahr.

Auf der Ausgabenseite schlagen neben dem Gebäudeunterhalt vor allem die Personalkosten zu Buche. Doch neben diesem Milliardenumsatz nehmen sich die bisher geleisteten Zahlungen an Missbrauchsopfer sehr bescheiden, wenn nicht gar mickrig aus. Bloss 2,5 Millionen Franken wurde bis jetzt im sogenannten Kompensationsfonds für Missbrauchsopfer geäufnet. Für verjährte Fälle von sexuellem Missbrauch wurden bisher insgesamt zwei Millionen Franken an Genugtuung ausbezahlt – im Maximum 20'000 Franken pro Opfer, häufig auch weniger.

Andere Länder zahlen deutlich mehr

Sollten im Zuge der am Dienstag veröffentlichten Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche einige nicht verjährte Fälle auftauchen, könnte es für bestimmte Kirchgemeinden sehr teuer werden. Denn in einigen Kantonen gilt die sogenannte Staatshaftung auch für die Kirche. Es haften also die Kirchgemeinden für ihre Angestellten.

Was in der Schweiz auf die katholische Kirche noch zukommen könnte, zeigt ein Blick nach Deutschland. Dort leben rund zehnmal mehr Katholiken als in der Schweiz. Die katholische Kirche in Deutschland hat bisher über 38 Millionen Franken an die Opfer sexuellen Missbrauchs bezahlt. Vor kurzem wurde das Erzbistum Köln zu einer Zahlung von über 280'000 Franken Schmerzensgeld an ein Missbrauchsopfer verurteilt.

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