Darum gehts
- Südeuropa organisiert Front gegen Massentourismus, Proteste werden aggressiver
- Teneriffa: Aktivisten zünden Mietautos an
- Albufeira plant Verbot von Badebekleidung mit Bussen bis 1400 Franken
Auf die Tourismusdestinationen wartet ein unangenehmer Sommer 2025. Denn in Südeuropa organisiert sich eine Front gegen den Massentourismus. Der Widerstand, der sich in den letzten Jahren aufgebaut hat, spitzt sich immer mehr zu. Proteste von Anti-Tourismus-Aktivistinnen und -Aktivisten häufen sich und werden aggressiver. Es dürfte auch für Touristen heikler werden.
So erlebt Anfang März auf Teneriffa. Einheimische zündeten 20 Mietautos auf einem Parkplatz in Costa Adeje, dem touristischen Zentrum der spanischen Ferieninsel, an. Der Polizei liegt ein Bekennervideo vor. Der Akt soll eine gezielte Attacke gegen Touristen gewesen sein, wie das Onlineportal Teneriffa-news.com berichtete. Bereits im Januar wurde auf Teneriffa ein «Kill a Tourist»-Graffiti entdeckt. Es wird klar: Die Proteste nehmen ein schockierendes Ausmass an.
«Situation völlig ausser Kontrolle»
Die Situation auf einer zweiten beliebten spanischen Insel ist schon länger angespannt. Auf Mallorca gingen Einheimische schon im vergangenen Sommer mehrmals auf die Strasse. Das grösste Problem sind die steigenden Mieten und Immobilienpreise. Der Missstand ist so gross, dass sich am Wochenende sogar die grössten zwei Immobilienmakler-Verbände in einem offenen Brief an den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez (53) wendeten.
Wohnraum auf den Balearen sei zu einem «unerreichbaren Luxus» geworden, heisst es im Brief, wie die «Mallorca Zeitung» schreibt. «Die Situation ist völlig ausser Kontrolle.» Immobilienverkäufe an nicht sesshafte Ausländer macht den Wohnraum für Einheimische knapp. Wegen der Touristen leiden die mallorquinischen Familien.
Die Verbände fordern «eine grosse staatliche Wohnraumvereinbarung». Das kommt überraschend, denn die Makler haben staatliche Eingriffe in den Immobilienmarkt bis jetzt stets abgelehnt. Doch wie aus dem Brief hervorgeht, fürchten sie, dass die Balearen «ihre eigenen Bürger vertreiben wird, weil sie kein Zuhause finden können».
Bikiniverbot auf Albufeira
Aufgrund der Proteste vor Ort ist es wenig verwunderlich, dass die Tourismusorte immer wieder neue Massnahmen ankündigen. Eine der neusten kommt aus Albufeira. Die portugiesische Stadt plant ein Verbot von «partieller Nacktheit» an öffentlichen Orten. Konkret dürfen Gäste nicht mehr in Badebekleidung wie Bikinis und Badehosen durch die Stadt laufen, wie die portugiesische Zeitung «Correio da Manhã» schreibt.
Bei einem Vergehen hagelt es heftige Bussen. So soll es bis zu 1400 Franken kosten, wenn sich Badegäste nicht daran halten. Strände, Hotelpools und angrenzende Parkplätze sind nicht betroffen.
Albufeira ist berühmt für seine Partykultur und wird vor allem von britischen Touristen überrannt. Die berüchtigte «The Strip»-Meile mit Bars und Clubs zieht jährlich Millionen an. Aber die Portugiesen haben – wie viele andere Südeuropäer – die Nase voll. Albufeira will sich von seinem Ruf als Massentourismus-Hotspot distanzieren. Ob das Bikiniverbot definitiv eingeführt wird, hängt noch von der öffentlichen Konsultation ab.
Auch in Italien sorgt der Massentourismus für rote Köpfe. Venedig hat bereits angekündigt, die Tagespauschale von fünf auf zehn Euro zu erhöhen. Und es ist gut möglich, dass die Preise an den sehr beliebten Stränden weiter ansteigen. 2024 erhöhten die Betreiber im ganzen Land die Liegestuhl-Pauschalen – teilweise auf bis zu 80 Euro pro Tag.