Auf einen Blick
- Oeschinensee führt Online-Reservationssystem für Gondelbahn ein, um Besucherströme zu lenken
- Ranger patrouillieren um den See, sie sollen respektvollen Umgang mit der Natur fördern
- Iseltwald BE erhebt 5 Franken Gebühr für Fotos am Brienzersee-Steg
An schönen Sommertagen ist beim Oeschinensee im Berner Oberland kein Durchkommen mehr. Der malerische Bergsee mit seinem tiefblauen, sauberen Wasser lockt die Ausflügler in Massen in die Berge. Mit Ruhe in der Natur ist es dann vorbei. Abends zeugen Abfallberge von den vielen Besucherinnen und Besuchern. Nun reagieren die Verantwortlichen: Der Oeschinensee führt auf den Start der Sommersaison am 10. Mai ein Online-Reservationssystem für die Gondelbahn ein, wie das Reiseportal Travelnews berichtet.
Wer mit der Gondelbahn ab Kandersteg zum Oeschinensee hochfahren will, muss sich neu einen Time-Slot reservieren – und zwar im Voraus. Besucher müssen künftig angeben, wann sie den Bergsee besuchen wollen. Und wie lange sie beim Instagram-Hotspot verweilen möchten. «Wir wollen dadurch die Besucherströme besser lenken, Wartezeiten reduzieren und vor allem die Natur im Unesco-Welterbe entlasten», sagt Verwaltungsratspräsident Christoph Wandfluh im Bericht.
Neu patrouillieren auch Ranger um den See
Dieser Entscheid sei kein Schnellschuss, sondern über Jahre gereift, betont er. «Wir wollten nicht plötzlich aus einer Not heraus handeln müssen, sondern haben die Umsetzung sauber geplant.» So habe man sich etwa mit Destinationen in Österreich ausgetauscht, die ähnlich stark frequentiert seien. Das neue digitale Ticketsystem zeigt an, wie viel Platz es noch in der Gondel gibt – in Echtzeit.
Wie viele Gäste pro Zeiteinheit zum See gelassen werden, lässt Wandfluh offen. Klar ist: Die Kapazität der Bahn gibt den Rahmen vor. Wer einen geplanten Ausflug nicht antreten kann, hat die Möglichkeit, kostenlos umzubuchen. Mit der Massnahme will Wandfluh nicht nur die Warteschlangen abbauen und die Natur schonen, sondern auch die Mitarbeiter schützen. «Wir haben Top-Leute und wollen verhindern, dass sie am Ende der Hochsaison völlig ausgelaugt sind», erklärt Wandfluh gegenüber Travelnews.
Doch nicht nur beim Zugang gibts Neuerungen. Zusätzlich werden künftig auch sogenannte Ranger rund um den Oeschinensee patrouillieren und die Besucher zu einem respektvollen Umgang mit der Natur anhalten. Auch in den sozialen Medien soll dies geschehen. «Uns ist wichtig, dass wir nicht schulmeisterlich auftreten, sondern das Bewusstsein stärken», sagt er.
Fünf Franken für ein Foto
Die Verantwortlichen des Oeschinensees stehen nicht alleine da mit ihrem Kampf gegen die negativen Auswirkungen des Overtourismus. Um den Ansturm von koreanischen Touristen auf einen Steg am Brienzersee zu bewältigen, setzt Iseltwald BE auf Drehkreuz-Gebühren von fünf Franken und Eintrittsgebühren für Carunternehmen von 50 Franken. Diese «Lenkung der Touristenströme» ist notwendig geworden, weil das Dorf seit Monaten von Tausenden Touristen überrannt wird. Auslöser war eine Netflix-Serie in Korea, die auch an besagtem Steg in Iseltwald gedreht worden ist.
Kritisch präsentiert sich die Lage an Spitzentagen auch im Verzascatal, wenn über 10'000 Menschen anreisen. Besonders bei den Deutschschweizern ist das wild-romantische Tal im Tessin beliebt. Die Tourismusorganisationen haben reagiert und einen ganzen Strauss an Massnahmen umgesetzt, um die Besucher- und Verkehrsströme besser zu lenken. Anders als Iseltwald setzte das Verzascatal nicht auf Gebühren, sondern baute das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel aus, führte eine Parkkarte ein und förderte die Mobilität mit dem Velo und E-Bike.
Eintrittsgebühr auf dem Prüfstand
In Lauterbrunnen BE tüftelt eine Arbeitsgruppe an Lösungen. Sie denkt vor allem an Massnahmen, die aufs Portemonnaie der Touristen zielen. Unter anderem soll ein Talpass eingeführt werden, den Gäste über das Smartphone lösen. Die Gebühr in der Höhe von 5 bis 10 Franken gilt nur für Besucher, die mit dem Auto anreisen. Hotelgäste und Nutzer des öffentlichen Verkehrs würden verschont bleiben.
Auch im Klöntal, dessen See im Sommer vor allem viele Zürcherinnen und Zürcher anlockt, setzt man auf ein strengeres Parkplatzregime. Die Gemeinde Glarus hat die Parkgebühren im Klöntal für 2025 verdoppelt. Damit will sie gemäss eigenen Angaben die Defizite der Parkplatzbewirtschaftung decken und eine nachhaltige Nutzung im beliebten Naherholungsgebiet fördern.