Amsterdam will Kreuzfahrtschiffe aus der Innenstadt verbannen. Das Stadtparlament nahm am Donnerstagabend einen entsprechenden Antrag mit grosser Mehrheit an. Das Verbot ist eine weitere Massnahme im Kampf gegen den Massentourismus und die zunehmende Luftverschmutzung. Das Terminal am Gewässer IJ beim Hauptbahnhof muss daher umziehen.
«Die verschmutzenden Kreuzfahrten passen nicht zu den nachhaltigen Zielen unserer Stadt», sagte die linksliberale Politikerin Ilana Rooderkerk. «Es wird Zeit zu handeln, das Klima wartet nicht.» Eine Studie des Forschungsinstituts CE Delft ergab, dass ein Kreuzfahrtschiff an einem Tag im Amsterdamer Hafen genauso viel Schadstoffe ausstösst wie 31'000 Lastwagen auf der Stadtautobahn.
Vorbild Venedig
Die Regierungspartei D66 von Amsterdam verweist auch auf Venedig, das seit 2021 keine grossen Kreuzfahrtschiffe mehr zulässt. Seither sei der Ausstoss von Schadstoffen um 80 Prozent zurückgegangen, habe eine kürzlich veröffentlichte Studie ergeben.
Die Entscheidung kommt nicht überraschend: Bereits 2016 hatte es erste Pläne gegeben. Die Frage ist, wie schnell der Beschluss umgesetzt werden kann. Denn erst muss an einem anderen Ort weitab von der Amsterdamer Innenstadt ein Terminal gebaut werden.
«Passagiere sind eine Heuschreckenplage»
Das Verbot von Kreuzfahrtschiffen ist eine weitere Massnahme gegen den Massentourismus. Rund 20 Millionen Besucher kommen jährlich in die Stadt mit rund 800'000 Einwohnern – die meisten drängen sich im historischen Grachtengürtel, dem Unesco-Weltkulturerbe.
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Etwa 300'000 Passagiere der grossen Kreuzfahrtschiffe im Jahr sind zwar nur einer verhältnismässig kleiner Anteil, aber für die Stadt geht es auch um ein Signal. Die Passagiere würden wie «eine Heuschreckenplage» über die Stadt herfallen, klagten Politiker unlängst.
Bisher wurden bereits die Regeln für die Vermietung von Wohnungen an Urlauber etwa mit dem Service Airbnb stark eingeschränkt. Die Öffnungszeiten von Kneipen und Bordellen im Rotlichtviertel wurden verkürzt. Auch Kiffen ist im alten Zentrum nicht länger erlaubt. Die Hauptstadt versucht auch, mit der Kampagne «Stay Away» auf sozialen Medien vor allem die berüchtigten britischen Partytouristen abzuwehren. (pbe/SDA)