Die Generation Z und die Lücken in Spitälern, Schulen und Polizei
Bund und Kantone vergeben gerade eine grosse Chance

In der öffentlichen Verwaltung ist das Personal überaltert. In den kommenden Jahren tut sich eine massive Lücke auf, Zehntausende Stellen werden unbesetzt bleiben. Umso wichtiger wäre es, dass die öffentliche Hand die Generation Z umwirbt. Doch bisher passiert das kaum.
Publiziert: 09.10.2023 um 12:41 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2023 um 15:57 Uhr
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An den Schulen fehlen die Lehrkräfte, ...
Foto: Keystone
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

In Zürich fehlen Bus- und Tram-Chauffeure, der Fahrplan des öffentlichen Verkehrs wird ausgedünnt. In Basel mangelt es an Polizisten, nun soll ersatzhalber in Deutschland rekrutiert werden. Und in St. Gallen denkt die Regierung laut darüber nach, im Kampf gegen den Lehrermangel fortan auf Halbtagesunterricht zu setzen.

Diesen Fällen ist eines gemein: Es handelt sich um Angestellte des öffentlichen Sektors, die fehlen. Dass Fachkräftemangel herrscht, ist nicht neu – eine Untersuchung zeigt jetzt aber erstmals, wie Bund, Kantone und Gemeinden davon betroffen sind.

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Gemäss einer neuen Studie des Beratungsunternehmens PwC werden bis 2030 im öffentlichen Sektor 130'000 Fachkräfte fehlen. Bereits heute besteht eine Lücke von 40'000 Personen. Die wachsende Personallücke führe zu einem «Leistungs- und Qualitätsabbau», warnen die Studienautoren.

Verwaiste Verwaltungsstuben

Der öffentliche Sektor ist vom Fachkräftemangel besonders betroffen, weil sein Personal überaltert ist: In der Bundesverwaltung erreicht ein Drittel der Angestellten in den nächsten zehn Jahren das Pensionsalter. Auf Kantonsebene sieht es kaum besser aus: Im Kanton Graubünden etwa sind fast 50 Prozent der Verwaltungsangestellten über 50 Jahre alt.

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Sowieso hat innerhalb des öffentlichen Sektors besonders die öffentliche Verwaltung mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Bis 2030 werden laut PwC in der Verwaltung 34'000 Angestellte fehlten – das entspricht jedem vierten Job. Auch in den Spitälern, bei den Polizeikorps oder an den Schulen fehlt das Personal, allerdings ist die Lage dort weniger dramatisch als in den Verwaltungsstuben.

Keine Jobinserate für die Gen Z

Umso wichtiger ist es, dass Bund, Kantone und Gemeinden in der Generation Z auf Personalsuche gehen. Doch dabei stehen ihnen Vorurteile im Weg: Beamte seien faul, pflegten Gärtli-Denken statt Zusammenarbeit und leisteten nur Dienst nach Vorschrift, so das gängige Klischee.

Die Studie zeigt nun überraschend auf, dass sich 59 Prozent der Generation Z vorstellen kann, dereinst im öffentlichen Sektor zu arbeiten. Gleichzeitig geben aber 63 Prozent an, noch nie eine Online-Stellenanzeige vom öffentlichen Sektor gesehen zu haben oder sich zumindest nicht daran zu erinnern.

Der öffentliche Sektor sei auf den gängigen Job-Plattformen offenbar nicht präsent genug, schlussfolgern die Studienautoren. «Damit vergibt er die Chance, mit jüngeren Menschen zu kommunizieren und sie für sich zu gewinnen», heisst es dazu.

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«Abwarten und Tee trinken ist Gift für den Fachkräftemangel.»
Philipp Roth, PwC
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Daran muss sich nun schleunigst etwas ändern, fordert Philipp Roth, bei PwC verantwortlich für die Studie: «Abwarten und Tee trinken ist Gift für den Fachkräftemangel.»

Künstliche Intelligenz ersetzt keine Tram-Chauffeure

Es brauche unter anderem bessere Möglichkeiten für Quereinsteiger. Doch selbst wenn der öffentliche Sektor seine Rekrutierungsbemühungen verstärkt: Die Lücke füllen, wird er damit kaum. Schliesslich führt der demografische Wandel in der Gesamtwirtschaft zu Personalnot, der Kampf um die Arbeitskräfte nimmt zu.

Die Studienautoren empfehlen daher, dass Bund, Kantone und Gemeinden auch verstärkt auf Künstliche Intelligenz setzen und die digitale Transformation vorantreiben, um fehlende Angestellte zu ersetzen. Das Tram in Zürich, die Polizei in Basel und die Schule in St. Gallen brauchen aber auch weiterhin Angestellte aus Fleisch und Blut.

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