Laufschuhfirma in der Kritik
Campax hinterlässt «blutige Spuren» vor dem On-Hauptsitz

Eigentlich hätte ein Dialog entstehen sollen zwischen der Kampagnenorganisation Campax und dem Schweizer Schuhhersteller On. Stein des Anstosses: Die Löhne im Produktionsland Vietnam. Doch die geplante Aussprache platzte und die Situation eskalierte.
Publiziert: 08.04.2024 um 15:45 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2024 um 17:11 Uhr
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Billig produziert, teuer verkauft? Seit eine Recherche des «K-Tipp» im Februar die Produktionskosten von On aufdeckte, sieht sich die Laufschuhfirma mit Kritik konfrontiert.
Foto: DUKAS

Die stylischen On-Treter, die dank Tennis-Ikone Roger Federer (42) über die Landesgrenzen hinaus an Popularität gewonnen haben, ziehen nicht nur Blicke auf sich, sondern auch gehörig Kritik. Während man für die Sneaker tief in die Tasche greifen muss, mit Preisen von 190 bis 250 Franken, warf eine Recherche des «K-Tipp» im Februar ein Licht auf die Produktionskosten in Vietnam – 17.86 Franken sind es gerade mal, die ein Paar den Hersteller kostet.

Daraufhin lancierte die Kampagnenorganisation Campax eine Petition. Sie fordert nicht nur Lohngerechtigkeit, sondern auch Transparenz. Dabei stützt sich Campax auf Berichte, wonach Näher und Näherinnen mit einem mageren Gehalt von 120 bis 170 Franken im Monat abgespeist würden.

On hat diese Löhne bislang nicht kommuniziert, bezeichnet die genannte Lohnspanne aber als falsch. Gegenüber Blick teilte das Unternehmen im Februar mit, die vietnamesischen Hauptlieferanten hätten ihren Mitarbeitenden letztes Jahr um einiges mehr als das gesetzliche Minimum gezahlt – «durchschnittlich fast 40 Prozent mehr». Dies erhöhe sich auf 77 Prozent mehr, wenn Sonderleistungen und Überstunden-Vergütung berücksichtigt würden. Im Schnitt springt mit dem Plus von 77 Prozent ein Monatslohn von rund 260 Franken heraus.

Knapp 10'000 Unterschriften hat die Kampagne in der Zwischenzeit gesammelt. Nach langem Hin und Her willigte On ein, die Petition in Empfang zu nehmen. Der Austausch hätte letzten Donnerstag stattfinden sollen, es kam aber anders. Das Gespräch platzte. 

Aktivistin hinterliess «blutige» Spuren

Wie eine Aktivistin von Campax auf der Videoplattform Tiktok berichtet, habe das Unternehmen den Termin kurzfristig wieder abgeblasen. Sie sagt: «Bemühungen um ein weiteres Vorgehen sind ausgeblieben.» 

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Im Vorfeld des Gesprächs war vereinbart, dass es zu keinen Audio- und Filmaufnahmen kommt, sowie keine Protestaktionen stattfinden. Die Organisatorin der Petition bemängelt dies: «Das Gespräch hätte hinter verschlossenen Türen stattgefunden, das war nicht mein Ziel.» Sie stimmte den Bedingungen nicht zu.

Campax zog die Protestaktion durch. So fanden sich vor dem Hauptsitz in Zürich mit roter Wasserfarbe aufgesprühte Fussstapfen – sie sollen «blutige Fussspuren» symbolisieren. Die Aktion wurde mit einer Drohne gefilmt. Ein Kunde im On-Shop fühlte sich bedroht und rief die Polizei.

On teilt mit, man habe die «Bereitschaft für einen konstruktiven Austausch» klar zum Ausdruck gebracht. «Die Art und Weise, wie Campax mit diesem Angebot umgegangen ist, hat uns tief enttäuscht. Es wird niemanden überraschen, dass die Grundlage für einen vertrauensvollen Austausch dadurch entfallen ist und wir den Termin abgesagt haben», teilt Sprecherin Alexandra Bini Blick mit. (rul/mth)

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