Nun wehrt sich die Schweizer Turnschuh-Firma
Campax lanciert Kampagne gegen tiefe On-Löhne

Die Schweizer Sportschuh-Marke On machte jüngst Schlagzeilen wegen überrissener Margen. Nun läuft eine Petition, die Transparenz ins Lohngefüge der On-Produktionsstätten bringen will. On wehrt sich.
Publiziert: 07.02.2024 um 12:44 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2024 um 15:04 Uhr
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Schön, aber teuer – und günstig hergestellt: Um On-Schuhe ist eine Kontroverse entbrannt.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Für die Schweizer Sportschuhmarke On war der Jahresanfang 2024 alles andere als erfreulich. Zuerst wurden die Margen enthüllt, die zeigten, wie wenig On den Produzenten in Vietnam zahlt, während die Kunden hohe Preise für die Schuhe hinblättern müssen.

Kurz darauf prangerte die Organisation Swissness Enforcement die Verwendung des Schweizerkreuzes auf den Schuhen an.

Jetzt droht weiteres Ungemach. Die nach eigenen Angaben «grösste Schweizer Bürger*innen-Bewegung» Campax hat eine Petition zuhanden der On-Geschäftsführung eingereicht. Die Forderung: Lohngerechtigkeit und -transparenz in der Produktionskette von On. 

«Bis zu 77 Prozent über dem Mindestlohn»

Der Vorwurf von Campax: Die «existenzsichernden Löhne», die On den Schuhproduzentinnen in Vietnam zahlt, sollen laut Public Eye im Bereich von 120 bis 170 Franken pro Monat liegen.

Bislang kommunizierte On diese Löhne nicht. Auf Anfrage von Blick erklärt On-Sprecherin Alexandra Bini nun aber: «Entgegen der jüngsten Medienberichte haben unsere vietnamesischen Hauptlieferanten ihren Mitarbeitenden letztes Jahr um einiges mehr als das gesetzliche Minimum gezahlt, durchschnittlich fast 40 Prozent mehr.» Dies erhöhe sich auf 77 Prozent mehr, wenn Sonderleistungen und Überstunden-Vergütung berücksichtigt würden.

Zudem müssten sich die Lieferanten – in Vietnam allein sind es für On rund 15 Unternehmen – einem speziellen Verhaltenskodex verpflichten, der die wirtschaftliche Sicherheit für die Arbeitnehmenden in der Lieferkette gewährleisten soll.

Rund 205 Franken Lohn

Präzisere Zahlen gibt es von On nicht. Doch ein Lohn-Bild lässt sich trotzdem konstruieren: In Vietnam gibt es je nach Arbeitsort unterschiedliche Mindestvergütungen. Diese bewegen sich zwischen 3,25 Millionen Dong (etwa 116 Franken) in der Region IV und 4,68 Millionen Dong (167 Franken) in der Region I. Der Mittelwert liegt bei umgerechnet rund 147 Franken.

Rechnet man hier 40 Prozent drauf, kommt man auf rund 205 Franken Lohn. Bei 77 Prozent plus gibt es 260 Franken.

Nur: Reicht das? Der durchschnittliche Monatslohn in Vietnam liegt bei rund 620 Franken. Damit lässt sich gut leben. Als fairen Lohn für die Herstellerinnen legt Campax einen Richtwert von rund 450 Franken pro Monat nahe, basierend auf Vorschlägen der Asia Floor Wage Alliance. Davon sind die On-Löhne weit entfernt.

Immerhin: Ab dem 1. Juli 2024 werden die Mindestlöhne in Vietnam um 6 Prozent angehoben. Da müsste On nachziehen.

Chefs verdienen ein Tausendfaches

Auch wenn On besser bezahlt als oft dargestellt: Der Lohn in Vietnam bleibt in krassem Kontrast zu den Auszahlungen, die sich die fünfköpfige On-Geschäftsleitung 2021 gönnte: 83,6 Millionen Franken. Oder, wie Campax errechnete, pro Tag rund 7600-mal mehr als die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Fabriken in Vietnam.

On solle deshalb «soziale Nachhaltigkeit» praktizieren und diese mit Lohntransparenz in Vietnam unterstreichen. Innert weniger als einem Tag hat die Campax-Petition bereits knapp 4400 Unterschriften erreicht.


 

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