Wegen Produktion in Vietnam
On soll Schweizerkreuz von Schuhen entfernen

Ein Verein, der vom Bund und der Schweizer Wirtschaft finanziert wird, fordert die Sportschuh-Firma auf, das Swissness-Gesetz auch im Ausland zu respektieren – und droht mit juristischen Schritten.
Publiziert: 21.01.2024 um 02:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2024 um 15:07 Uhr
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Roger Federer mit «The Roger»: Auf Schuhen, die hierzulande verkauft werden, musste On das Schweizer Fähnchen bereits vor Jahren entfernen.
Foto: On
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Die Schweizer Schuhmarke On sorgte diese Woche für Kopfschütteln: «K-Tipp» belegte anhand von Zolldokumenten, dass der Konzern seine Produkte, die hierzulande ein kleines Vermögen kosten, in Vietnam zu Billigstpreisen produzieren lässt.

Die Fabrikation von «The Roger Clubhouse Mid», an dem On-Mitinhaber Roger Federer (42) mitgewirkt hat, kostet das Unternehmen lediglich 17.69 Franken. In der Schweiz verkauft es den Schuh für 230 Franken – deutlich teurer als in anderen Ländern.

Swissness Enforcement stört sich an Schweizerkreuz

Das Geschäftsgebaren von On ist nicht nur Konsumentenschützern ein Dorn im Auge. Recherchen von Blick zeigen, dass der Hersteller auch ins Visier von Swissness Enforcement geraten ist, einem Verein, der die missbräuchliche Verwendung von Schweizer Herkunftsangaben im Ausland bekämpft. Geschäftsführer David Stärkle (44) bestätigt auf Anfrage: «Im November 2022 haben wir die Juristen von On darauf aufmerksam gemacht, dass die Swissness-Regeln weltweit einzuhalten sind.»

Stärkles Organisation wurde 2021 gegründet, um das nationale Swissness-Gesetz auch in anderen Ländern durchzusetzen. Finanziert wird sie vom Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum und der Schweizer Wirtschaft. Im Vorstand sitzen Vertreter von Bund, Economiesuisse, Swissmem, der Schweizer Uhren- und Schokoladenindustrie sowie Victorinox.

Swissness Enforcement stört sich daran, dass auf On-Produkten im Ausland das Schweizerfähnchen prangt, obwohl der Konzern ausschliesslich in Asien produzieren lässt. «Die Tatsache, dass On die Schuhe hierzulande entwickelt, reicht nach Schweizer Recht nicht aus, um mit dem Schweizerkreuz werben zu dürfen», sagt Stärkle. Aus diesem Grund fordert er On dazu auf, dieses von allen Produkten zu entfernen.

On bleibt stur

Bis jetzt wurde diese Forderung ignoriert. Bei Schuhen, die hierzulande auf den Markt kommen, muss On zwar bereits seit Jahren auf das Schweizerfähnchen verzichten. Im Ausland aber, bestätigt eine Konzernsprecherin, sind On-Schuhe nach wie vor mit einem Schweizerkreuz versehen.

Zur Auseinandersetzung mit Swissness Enforcement lässt das Unternehmen ausrichten: «Wir von On sind stolz auf unsere Schweizer Wurzeln. Am Sitz von On Labs in Zürich, wo mehr als 900 Mitarbeitende beschäftigt sind, finden die Forschung, Entwicklung und das Produktdesign von On statt. Mit dem Hinweis ‹Swiss Engineering› weisen wir darauf hin, dass unsere Produkte Schweizer Innovation und Technologie enthalten.»

Das klingt nicht nach baldigem Einlenken. Swissness Enforcement will denn auch in den kommenden Wochen nachhaken, ob On bereit ist, seine Praxis zu überdenken. Sollte das nicht geschehen, behält sich die Organisation rechtliche Schritte vor. Geschäftsführer Stärkle: «Insbesondere in Deutschland könnte ein Gericht die Verwendung des Schweizerkreuzes als unlauter beurteilen.»

Der juristische Weg will vermieden werden

Swissness Enforcement möchte eine juristische Eskalation vermeiden. «Für uns haben eigentlich Swissness-Verletzungen von Unternehmen Priorität, die keinerlei Verbindung zur Schweiz haben», so Stärkle. Zugleich sieht er sich in der Pflicht, dem Treiben von On nicht tatenlos zuzuschauen.

«Tun wir nichts, machen wir uns unglaubwürdig, wenn wir ausländischen Firmen wegen des gleichen Vorgehens auf die Finger klopfen.» Das werde von den zahlreichen «Trittbrettfahrern der Swissness» auf der ganzen Welt durchaus registriert.

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