«Krasser Fall» bei Industriekonzern SFS
Zwei Stunden länger arbeiten, weniger Ferien – zum gleichen Lohn!

Der internationale Industriekonzern SFS kündigt in der Schweiz umstrittene Sparmassnahmen an. Darunter eine Erhöhung der Arbeitszeit und weniger Ferien. Immerhin: Auch die Chefs tragen dazu bei, die Kosten runterzubringen.
Publiziert: 18.11.2023 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2023 um 14:14 Uhr
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SFS-Fabrik in Heerbrugg SG: Hier sind Mitarbeitende von einer Verlängerung der Arbeitszeit betroffen.
Foto: Gaetan Bally
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Lieferprobleme, hohe Energiekosten und ein starker Franken bremsen international tätige Autozulieferer derzeit massiv aus. So auch den Schweizer Industriekonzern SFS mit seiner Autozulieferer-Sparte Automotive. Die Geschäftsleitung greift zu einschneidenden Massnahmen für 950 der 2500-köpfigen SFS-Belegschaft in der Schweiz. Sie müssen seit 1. November pro Woche 2 Stunden länger arbeiten – ohne Lohnausgleich. Hinzu kommt, dass die betroffenen Angestellten im kommenden Jahr eine Ferienreduktion von 5 auf 25 Tage hinnehmen müssen. Betroffen sind die Mitarbeitenden an den St. Galler Standorten Heerbrugg und Flawil.

Weitere Sparmassnahmen des Konzerns: Einstellungsstop, Verlagerungen von Mitarbeitenden innerhalb der Geschäftssparten, Stellenabbau. Die Rede ist von «Massnahmen zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit» von Automotive, wie die «Schweiz am Wochenende» aus einem ihr vorliegenden SFS-Schreiben an die Belegschaft zitiert. Konzern-Chef Jens Breu und der Automotive-Spartenleiter Alfred Schneider sprechen darin von einem «grossen persönlichen Beitrag», den diese Massnahmen von den Angestellten erforderten.

Arbeitsrechtler spricht von «krassem Fall»

Das Personal macht die Faust im Sack, der Unmut sei jedenfalls gross, heisst es bei der Gewerkschaft Unia. Sie ist mit einzelnen SFS-Betroffenen in Kontakt. Viele haben die neuen Konditionen geschluckt, andere wollen SFS offenbar verlassen. Den Ärger laut kundtun will derzeit niemand. Arbeitsrechtlich ist der Fall klar: Wer die Vertragsänderung mit den schlechteren Konditionen unterschreibt, stimmt zu. Dennoch bezeichnet Arbeitsrechtsspezialist Roger Rudolph von der Universität Zürich das Beispiel SFS als «krassen Fall», wie es im Artikel weiter heisst. Dies, weil die Angestellten gerade mal fünf Tage vor Inkrafttreten der Massnahmen davon in Kenntnis gesetzt worden seien.

«Rasches Handeln ist Teil unserer DNA und unseres Erfolgs», sagt SFS-Chef Breu gegenüber dem «Rheintaler». Die allermeisten Mitarbeitenden würden die «temporären Massnahmen» mittragen. Sie gelten offenbar zunächst mal für 12 Monate. Ob sie verlängert werden, hängt von der Entwicklung der Automotive-Sparte ab. Immerhin: Die Chefs der Automobil-Sparte tragen die Massnahmen mit. Die Automotive-Leitung bekommt 10 Prozent weniger Lohn, die Unterchefs erhalten 7 Prozent weniger. SFS-Chef Breu will sein Salär ebenfalls um 10 Prozent kürzen.

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