Die Corona-Krise schlägt bei manchen nicht nur aufs Gemüt, sondern auch so richtig aufs Portemonnaie. Gefühlt wird grad alles teurer. Schweizer Haushalten steht ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 9582 Franken zur Verfügung. Der Grossteil der Schweizer Bevölkerung muss mit weit weniger auskommen.
Wer in der Schweiz über 1000 Franken auf die Seite legen kann, steht auf der Sonnenseite des Lebens. Gemäss einer neuen Umfrage der Migros Bank schafft das nur ein Drittel der Sparerinnen und Sparer. Blick zeigt auf, wie Sie Ihre fixen Kosten senken und Ihr Sparpotenzial optimal ausschöpfen können.
Wohnen und Energie: Der grösste Teil des Haushaltsbudgets der Schweizerinnen und Schweizer geht für die eigenen vier Wände weg.
Im Schnitt sind dies 1381 Franken im Monat – 14,4 Prozent des Bruttoeinkommens. Budgetberaterin Andrea Schmid-Fischer (55) empfiehlt: «Bei tiefem Lohn sollte nicht mehr als ein Viertel des Nettoeinkommens fürs Wohnen ausgegeben werden.»
Das grösste Sparpotenzial bietet ein Umzug in eine günstigere Wohnung, etwa in Altbau-Wohnungen. Aber Achtung: In alten Häusern liegen die Nebenkosten oft höher – vor allem die Energiekosten. Sie sind schlechter isoliert und müssen im Winter stärker beheizt werden. Einen Pulli anzuziehen, spart Geld: Wer die Raumtemperatur um 1 Grad senkt, kann sechs Prozent an Heizkosten einsparen.
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Auch Strom lässt sich ganz leicht sparen: LED-Lampen einsetzen, Elektrogeräte vom Strom trennen, statt im Standby-Modus laufen zu lassen, oder den alten Kühlschrank ersetzen. Manchmal lohnt es sich auch, den Stromanbieter zu wechseln.
Versicherungen: Für Versicherungs- und Krankenkassenprämien geben wir 10,2 Prozent des Bruttoeinkommens aus. Alle paar Jahre sollte man eine Auslegeordnung machen: Wo bin ich unnötig oder gar doppelt versichert? Besonders bei Reise- und Rechtsschutzversicherungen lohnt es sich, genauer hinzuschauen. «Da treten oft Doppelversicherungen auf», weiss Versicherungsexperte Stefan Thurnherr (56) vom VZ Vermögenszentrum.
Vielfach unnötig seien teure Zahnversicherungen für Erwachsene. Die Leistungsdeckung sei da beschränkt. Und oft muss für den Abschluss der Versicherung ein ärztliches Schreiben vorliegen, dass alles gut ist. «Warum eine Versicherung abschliessen, wenn alles in Ordnung ist?», sagt Thurnherr.
Prädikat «Unnötig» gibts auch für Vollkaskoversicherungen bei Autos, die acht Jahre alt oder älter sind. Grund: Der Zeitwert von Fahrzeugen nimmt rasch ab.
Treue wird bei Versicherern nicht belohnt. Experte Thurnherr rät: «Bei Preis-Leistungs-Vorteilen ungeniert wechseln!» Bei der obligatorischen Krankenkasse ist das jährlich möglich. Komplizierter ist es bei anderen, mehrjährigen Versicherungsverträgen. Ab 2022 tritt jedoch ein revidiertes, kundenfreundlicheres Gesetz in Kraft. Jeder Versicherungsvertrag – egal ob mit fünf-, acht oder zehnjähriger Laufzeit – kann nach drei Jahren gekündigt werden. Die Kündigungsfrist: drei Monate.
Krankenkasse: Es gibt eine wichtige Faustregel: «Ich achte immer darauf, dass meine Kasse zu den fünf günstigsten gehört. Ist das nicht der Fall, wechsle ich», erklärt Experte Felix Schneuwly vom Vergleichsdienst Comparis. Das Sparpotenzial beträgt mehrere Hundert Franken im Jahr.
Bei der Wahl der Franchise gibt es nur zwei Optionen: entweder die tiefste oder die höchste. Wer mit Gesundheitskosten von weniger als 2000 Franken im Jahr rechnet, fährt mit der Maximalfranchise von 2500 Franken am besten – und spart so 1540 Franken pro Jahr. Wer darüber liegt, sollte die Mindestfranchise von 300 Franken wählen. Bis am 30. November konnte man die Franchise senken. Bis Ende Jahr lässt sie sich aber noch beliebig erhöhen – und somit Prämien sparen.
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Mobilität und Verkehr: Schweizer sind gerne mobil. Für den Verkehr lassen wir 7,4 Prozent des Budgets liegen. Wer sein Ticket bei den SBB einige Tage vor der Abfahrt im Onlineshop bucht, kann von Sparbilletten profitieren. Das Sparpotenzial: über die Hälfte des originalen Kaufpreises. Ein Ticket von Luzern nach Bern kostet 19.50 Franken, als Sparbillett noch 9.60 Franken.
Für längere Tagesreisen lohnt es sich fast immer, das Tages-GA bei der Gemeinde für etwa 40 Franken zu reservieren. Regulär kostet eine 2.-Klasse-Tageskarte 75 Franken.
Autofahrer müssen derzeit an der Zapfsäule tief in die Taschen greifen.
Wer nicht ständig die günstigste Tankstelle ansteuern will, kann sich einen einfachen Trick merken: Tanken Sie stets für die gleiche Summe. Ohne Ausnahme. Damit nutzt man den sogenannten Durchschnittspreis-Effekt – und fährt für weniger Geld eine weitere Strecke.
Auto-Leasing: Leasing, der Autokauf in Raten, kann sehr attraktiv sein. Nicht selten entpuppt sich ein Leasingvertrag aber als Kostenfalle! Laut dem TCS muss man die Leasingrate mal drei rechnen, um die effektiven Kosten mitsamt Unterhalt und Versicherung richtig zu budgetieren!
Zudem kann die Kündigung des Leasingvertrags sehr teuer werden. Die Leasinggesellschaften dürfen bei Vertragsauflösung die Raten rückwirkend erhöhen. Der Grund: Neuwagen verlieren sehr schnell an Wert. Diesen Wertverlust hat der Leasingnehmer bei Vertragsabbruch zu tragen. Wer sich also nicht zu 100 Prozent sicher ist, das Auto über lange Zeit fahren zu wollen, sollte vom Leasingvertrag absehen.
Telekom-Abo: Wichtige Faustregel: Keine Abos mit einer Mindestlaufzeit abschliessen. Kündigt man vorzeitig, können Kosten von mehreren Tausend Franken anfallen. «Viele Kunden haben ein zu teures Handy-Abo», sagt Ralf Beyeler (43) vom Vergleichsdienst Moneyland. Besonders Abos mit vielen Inklusivleistungen wie kostenlosen Anrufen ins Ausland oder Daten-Roaming seien häufig überteuert. Wie viel ein gutes Abo kostet? «Eine Flatrate für Anrufe und Internet in der Schweiz ist für 20 Franken erhältlich», so Beyeler.
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Von Internet-TV-Paketen für zu Hause rät Experte Beyeler ab. Zwei separate Abos abzuschliessen, sei oft besser. Bei Internet-Abos müssen sich Kunden fragen, wie schnell das Netz sein soll. «Fürs Chatten und Surfen braucht es weniger Geschwindigkeit als zum Streamen und Gamen», sagt er.
Banken: Viele Banken haben in letzter Zeit die Gebühren kräftig in die Höhe geschraubt. Kontoführungsgebühren sind zwar nervig, das Sparpotenzial bei einem Bankwechsel liegt allerdings nur bei wenigen Franken.
Grösser ist der Sparhebel bei den Hypotheken. Wer da vor Abschluss oder Erneuerung verschiedene Angebote vergleicht, der stärkt seine Verhandlungsposition. Grosse Unterschiede gibt es auch bei der Säule 3a. Insbesondere bei Vorsorgefonds rät Bankenexperte Andreas Akermann (41) vom VZ Vermögenszentrum, genau zu vergleichen. Denn: «Die Gebühren variieren teils enorm.»
Gebühren von 0,7 Prozent oder 1,6 Prozent scheinen sich auf den ersten Blick nicht gross zu unterscheiden. Auf eine Einlage von 30'000 Franken sind das jährlich aber immerhin 270 Franken. Über mehrere Jahre hinweg kann sich das rasch auf mehrere Tausend Franken summieren.
Nahrungsmittel: Für Lebensmittel geben Schweizerinnen und Schweizer zwar nicht mehr als 6,6 Prozent des Bruttoeinkommens aus, trotzdem lässt sich auch da sauber haushalten. «Mit grossen, genau geplanten Wocheneinkäufen gibt man weniger Geld aus als bei vielen Kleineinkäufen», weiss Budgetberaterin Schmid-Fischer. Je öfter man in den Laden geht, desto grösser ist die Versuchung, mehr zu kaufen als nötig.
Viele Detailhändler sind so eingerichtet, dass sie den Konsumenten zu Spontankäufen verführen: Alltagsprodukte sind über die ganze Ladenfläche verteilt, so bleiben Kunden länger im Geschäft. Teure Produkte stehen in den Regalen auf Augenhöhe, günstige «Bückware» ganz unten im Fach. Margenstarke Getränke und Süssigkeiten im Wartebereich an der Kasse verleiten zum raschen Zugreifen. Die meisten dieser psychologischen Verkaufstricks sind uralt – und doch fallen wir immer wieder drauf rein.