Nun also doch: Erst hiess es, wegen Corona würden die Krankenkassenprämien nicht steigen. Doch nun könnte sogar ein Prämienschock drohen, wie die «SonntagsZeitung» in den Raum stellt.
Die Zeitung bezieht sich dabei auf noch unveröffentlichte Zahlen aus dem Datenpool Sasis der Krankenkassen. Diese Zahl zeigen: Insgesamt sind im Jahr 2020 die bezogenen Leistungen der obligatorischen Grundversicherung um 430 Millionen Franken auf 34,6 Milliarden Franken gestiegen.
Der grösste Kostentreiber: Corona. Unmittelbar auf die Pandemie zurückzuführen seien rund 350 Millionen Franken. So eine Schätzung des Krankenkassenverbandes Santésuisse. Doch ist nur die halbe Rechnung, denn die indirekten Coronavirus-Kosten seien noch gar nicht eingerechnet. «Kämen diese noch hinzu, wäre die Zahl deutlich höher», warnt Santésuisse-Direktorin Verena Nold (58) in der «SonntagsZeitung».
Aufgeschobene OPs werden nachgeholt
Kommt dazu, dass sich die Hoffnung auf den Rückgang anderer medizinische Leistungen zwar erfüllt hat. Das Aufschieben nicht notwendiger Operationen und Therapein hat die Gesundheitskosten aber nicht einbrechen lassen, sondern den Anstieg lediglich etwas gedämpft. Nun drohen in den nächsten Jahren deutlich stärker steigende Kosten als im letzten Jahr. Denn «die Pandemie dauert an, Impfkosten kommen hinzu, und aufgeschobene Behandlungen werden nachgeholt. Das führt zu erheblichen Kosten», führt Nold weiter aus. Selbst Gesundheitsminister Alain Berset (48) rechnet damit, dass die Prämien wegen Corona steigen werden.
Dickes Reservepolster
Um wie viel die Prämien steigen werden, ist noch offen. Ob es zu einem veritablen Prämienschock kommen wird oder nicht, entscheidet sich auch an der Frage, was mit den Reserven der Krankenkassen passieren soll. Die Kassen sitzen auf einem Reserve-Polster von über 11 Milliarden Franken. Soll das nun für die Coronakosten – die direkten wie die indirekten – eingesetzt werden? Und so ein grosser Prämienanstieg verhindert werden?
Viele Experten warnen davor, denn in der Vergangenheit hat die Reduktion der Mindestreserven zwar vorübergehend einen Prämienschub verhindert. Doch der Prämienschock kam dann einfach ein paar Jahre später. (koh)