Diese Rechnungen können doch nicht stimmen! Als die Mieterinnen und Mieter in den letzten Monaten von Crowdhouse ihre Nebenkostenabrechnungen erhalten hatten, glaubten viele erst an einen Fehler der Immobilienfirma. So sollten einige von ihnen für mehrere Jahre Nebenkosten in Höhe von 5000, 6000 oder über 8000 Franken nachzahlen. Bei einer Familie in einer Überbauung in Huttwil BE belief sich die Rechnung gar auf 18'000 Franken.
Crowdhouse-CEO Robert Plantak (36) beteuerte in einem Entschuldigungsbrief, dass die Abrechnungen «ordnungsgemäss und korrekt erstellt wurden». Wie sich nun zeigt, ist das nur die halbe Wahrheit. «Bei einer erneuten Überprüfung haben wir leider festgestellt, dass die Abrechnungen fehlerhaft erstellt wurden», heisst es in einem Crowdhouse-Schreiben an Mieter in drei Mehrfamilienhäuser in Weiach ZH, das Blick vorliegt. Auch andernorts hat man korrigierte Abrechnungen erhalten.
Mieter bleiben weiterhin skeptisch
In Weiach hat Crowdhouse gleich an mehreren Kostenpositionen deutlich geschraubt: So sind die gesamten Nebenkosten für die Periode Sommer 2021 bis Sommer 2022 von 71'639.05 Franken auf 64'033 Franken gesunken. Für die Periode 2020/2021 sind sie hingegen von 55'628.22 auf 61'346.63 Franken gestiegen.
In der Summe fallen die geschuldeten Beträge etwas tiefer aus. Doch stimmt die Abrechnung diesmal? «Das Vertrauen ist weg», sagt Michael Frauchiger (34). Er war bis vor einem Jahr Mieter in Weiach und hat nach dem Wegzug ebenfalls Rechnungen erhalten, die ihn mehr als stutzig gemacht haben. Daran hat sich nichts geändert. «Auch die korrigierten Rechnungen stimmen nicht», ist Frauchiger überzeugt. «Ich bin selbst im Bereich Gebäudetechnik tätig und in einzelnen Fällen betragen die Nebenkosten pro Monat bis zu 600 Franken. Das ist unmöglich.» Zudem habe Crowdhouse in den aktuellen Rechnungen bereits getätigte Zahlungen vergessen. Auch in einer Crowdhouse-Überbauung im Kanton Aargau zweifelt man die Richtigkeit der angepassten Rechnungen an und wartet auf das baldige Schlichtungsverfahren.
Crowdhouse liess Verwaltungsgeschäft schleifen
Die Kritik der Crowdhouse-Mieter in Huttwil, Weiach und vielen anderen Gemeinden ist überall die gleiche: fehlende Transparenz bei Belegen. Mehrfach ist von Fantasiezahlen in den Abrechnungen die Rede. Die über Zähler ausgewerteten Verbrauchszahlen beim Wasser könnten nicht stimmen. Und die Abwartkosten wären viel zu hoch und die von Crowdhouse beauftragte Drittfirma vernachlässige ihre Pflichten komplett. Auch in Google-Rezensionen kriegt die Verwaltung seit Monaten in zahlreichen Ein-Sterne-Bewertungen ihr Fett weg.
Crowdhouse hat das Verwaltungsgeschäft über Jahre hinweg schleifen lassen und in den letzten Monaten Nebenkostenabrechnungen für Perioden verschickt, die bis zu fünf Jahre zurückliegen. Nebenkostennachforderungen verjähren nach fünf Jahren.
Doch das Chaos ist noch nicht aufgeräumt. Die Firma setzt zur Schadensbegrenzung auf zahlreiche Freelancer und versucht, die Mieter zu beschwichtigen. Die Hoffnung: dass ein Teil der Beschwerden vor den Mietschlichtungsbehörden zurückgezogen wird. Dort ist auch der Fall Huttwil noch hängig.*
Crowdhouse hält dagegen
Auf die Korrekturen in Weiach angesprochen, schreibt Crowdhouse, dass man «einzelnen Mietparteien Akteneinsicht gewährt und dabei im bilateralen Austausch die Anpassung einzelner Positionen vereinbart» habe. Diese resultierten hauptsächlich aufgrund von Periodenverschiebungen bei den Abwasserkosten und einer Anpassung des Verteilschlüssels bei mit der Heizung verbundenen Stromkosten, heisst es weiter. Dass Zähler falsch ausgelesen wurden, verneint das Unternehmen.
Zudem stehe man sämtlichen Mietern aller verwalteten Liegenschaften vollumfänglich für Auskünfte zur Verfügung und gewähre dabei auch jederzeit die gesetzlich vorgesehene Einsicht der relevanten Belege. Bei Crowdhouse ist man überzeugt, dass die korrigierten Rechnungen nun stimmen. Es bestehe kein Grund zur Annahme, dass bei den neu zugestellten Nebenkostenabrechnungen weiterer Anpassungsbedarf bestehe.
Der Mieteraufstand dürfte Crowdhouse noch länger beschäftigen. Vielleicht gar bis ins Jubiläumsjahr. Das Unternehmen feiert nächstes Jahr sein 10-jähriges Bestehen.
*In einer ersten Fassung stand irrtümlicherweise, dass der Fall Huttwil BE bereits vor Gericht ist. Der Fall ist noch bei der Mietschlichtungsbehörde.