Beim Immobilienverwalter Crowdhouse ist Feuer unterm Dach: Mieterinnen und Mieter von zwei Mehrfamilienhäusern in Huttwil BE müssen 143'000 Franken Nebenkosten nachzahlen. Doch die Bewohner haben massive Zweifel an der Richtigkeit der Abrechnungen und zerren Crowdhouse vor die Mietschlichtungsbehörde. Im schlimmsten Fall werde gegen den Immobilienverwalter geklagt, sagte das Sprachrohr der Mieter, Christoph Buchmann (50), zu Blick.
Crowdhouse gerät auch im TV ins Fadenkreuz. Dienstagabend greift die SRF-Konsumenten-Sendung «Kassensturz» den Mieter-Aufstand in Huttwil auf, hinterfragt das Geschäftsmodell der Firma. Der Hausverwalter mit Sitz in Zürich erregt jede Menge Aufmerksamkeit, die sich niemand wünscht. Dabei ist das Unternehmen das Rampenlicht gewohnt, hat sich selbst auf die grosse Bühne gestellt.
So tauchte mit der Crowdhouse-Gründung im Jahr 2015 plötzlich ein völlig neuer Player in der sonst nicht gerade für Innovationen bekannten Immobilienbranche auf: Eine Fintech-Firma, die sich nicht weniger als die Demokratisierung von Immobilieninvestitionen auf die Fahne geschrieben hatte.
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Anleger müssen nicht das Geld für ganze Wohnungen aufbringen, sondern können ab 100'000 Franken für Anteile an einer Rendite-Liegenschaft einsteigen, so das Versprechen. Auf ihrer Website preist Crowdhouse die verwalteten Immobilien mit Eigenkapitalrenditen von 5, 6 oder 7 Prozent an.
Die Firma selbst verdient ihr Geld mit den Vermittlungsgebühren und mit dem Verwaltungsgeschäft. Crowdhouse verwaltet viele der vermittelten Immobilien gleich selbst.
Börsengang abgeblasen, keine Musse für Hausverwaltung
Gerade in den ersten Jahren war der Hype riesig. Die beiden Co-Gründer Robert Plantak (36) und Ardian Gjeloshi (40) wurden mit Interviewanfragen überhäuft. Sie planten gar einen Börsengang, den sie dann aber wieder abbliesen.
Die Wachstumszahlen hinken den eigenen Prognosen hinterher. Seit 2015 hat die Firma nach eigenen Angaben Immobiliengeschäfte mit einem Gesamtvolumen von zwei Milliarden abgewickelt. Die Crowdfinanzierung hat jedoch massiv an Bedeutung verloren. Mittlerweile sind bei mehr als der Hälfte der Käufe Einzelinvestoren involviert. Das Fintech im Dunstkreis der Zürcher Wirtschaftselite ist zur spröden Immobilienfirma mit Verwaltungsgeschäft mutiert. Und gerade aufs Verwalten scheint die Chefetage seit Jahren nur wenig Musse zu haben.
Die Bewohner in Huttwil sind bei weitem nicht die Einzigen, die an der Crowdhouse-Verwaltung kein gutes Haar lassen. Immer wieder klagen Mieter über horrende Nebenkostennachzahlungen, über falsch ausgestellte Rechnungen und darüber, auf stumme Leitungen zu stossen, sobald sie sich bei der Verwaltung beschweren wollen. Auch in den Google-Bewertungen häufen sich die negativen Einträge.
Mit Huttwil verwaltet Crowdhouse zudem Mehrfamilienhäuser in einem Dorf, in dem vor einigen Jahren noch jede siebte Wohnung leer stand. Auch heute beträgt der Leerstand über 4,3 Prozent. Die Mieter werfen der Verwaltung deshalb vor, mit scheinbar tiefen Mieten Bewohner angelockt zu haben und die Rechnung über die Nachforderungen aufzupolieren.
Ist Crowdhouse mit der Verwaltung überfordert?
Einer der häufigsten Kritikpunkte: Die Nachforderungen landen zum Teil erst Jahre später im Briefkasten. Für eine professionelle Verwaltung eigentlich ein No-Go. Ist Crowdhouse bei der Festlegung der Akontozahlungen und der Nebenkostenabrechnung schlicht überfordert? «Nein», wehrt sich die Firma gegenüber Blick. Man sei sich der Notwendigkeit der Anpassungen der Akontozahlungen bewusst.
Dass man auf Lockvogelangebote setzt oder falsch abrechne, streitet Crowdhouse gegenüber Blick vehement ab. Zur Kritik an der Verwaltungsarbeit habe man sich mehrfach in den Medien geäussert und gehe das Problem konsequent an, heisst es weiter. Und: «Das entsprechende Versäumnis hat intern zu entscheidenden Prozessoptimierungen geführt. Mehrere Verantwortliche – darunter auch der ehemalige Abteilungsleiter – wurden im Zuge dieser Optimierung von ihren Aufgaben entbunden.»
Ein radikaler Schritt für eine Firma, die verneint, mit der Immobilienverwaltung überfordert zu sein und die sich mit verstärkter Leitung und externer Unterstützung an die Aufarbeitung gemacht hat. Dass einige Mieter nun gesammelte Abrechnungen für mehrere Jahre erhalten hätten, sei eine Folge dieser Aufarbeitung. Dies entspreche jedoch nicht den eigenen Qualitätsvorstellungen. Crowdhouse gelobt für die Zukunft Besserung. Bei den Crowdhouse-Mietern fehlt dafür aktuell der Glaube.