Auf einen Blick
- Reisebüro Siva Travel erhält schlechte Google-Bewertungen
- Inhaber vermutet gezielte Diskreditierung durch Mitbewerber Efly
- Google reagiert nicht auf Anfrage zur Entfernung von gesteuerten Rezensionen
Sivaneyan Kanakasundaram (70) versteht die Welt nicht mehr. Seit 24 Jahren betreibt er das Reisebüro Siva Travel in Bern, seine Kunden reisen überwiegend ab der Schweiz in ihre Heimat im asiatischen und arabischen Raum. Bislang war die Kundschaft zufrieden – doch seit einigen Wochen wird sein Reisebüro mit miserablen Google-Rezensionen überzogen.
Auf Google zeigt sich schnell: Zahlreiche Personen haben Siva Travel nur einen von fünf möglichen Sternen gegeben. Allerdings stets ohne Begründung. Schaut man sich weitere Rezensionen dieser Personen an, fällt auf, dass sie stets – und meist zeitgleich – das Zürcher Reisebüro Efly mit fünf Sternen bedacht haben. Auch ohne Begründung. Aber Efly bedankt sich oft artig für die Toprezension.
Kanakasundaram glaubt, den Grund zu kennen: «Efly fordert seine Kunden auf, negative Bewertungen über uns zu posten.» Eine ihm bekannte Person, die Kunde bei Efly ist, habe ihm das bestätigt: «Weil er nicht wusste, wie er rezensieren soll, hat er dem Efly-Mitarbeiter sein Handy übergeben, der dann die Rezension vornahm.»
Was wird damit bezweckt?
Das Motiv ist für Kanakasundaram nicht ganz klar. Efly sei ein Mitbewerber, der eine ähnliche Kundschaft anspreche wie Siva Travel. Auch der Inhaber von Efly stammt ursprünglich aus Sri Lanka.
Seinen Mitbewerber kenne Kanakasundaram nur flüchtig: «Dieser scheint mich diskreditieren zu wollen.» Direkt konfrontiert habe er Efly noch nicht – er traut sich nicht, weil Efly «keine Hemmungen zu haben scheint». Dabei wolle er doch nur seine Stammkundschaft bedienen und habe Freude am Job.
Blick befragt Efly zu den Vorwürfen. Firmenchef Selvakumar Nagatheepan streitet diese rundweg ab: «Wir haben die Rezensionen nicht aktiv gesteuert.» Efly habe genug zufriedene Kunden, und diese bewerten die Firma aus freiem Willen.
Doch wer gibt schon zeitgleich je eine gute und eine schlechte Rezension für zwei Reisebüros ab, die 120 Kilometer voneinander entfernt operieren? Dazu äussert sich Nagatheepan nicht.
Google bleibt untätig
Auf die Machenschaften sei er zufällig gestossen, einen direkten Schaden an seinem Geschäft sieht Kanakasundaram noch nicht: «Aber warum soll ich zulassen, dass mein guter Name in den Dreck gezogen wird?»
Kanakasundaram versuchte bereits Google dazu zu bewegen, die als «gesteuert» erkennbaren Rezensionen zu entfernen. Obwohl Google eine Antwortzeit von vier Tagen verspricht, habe er seit seiner Anfrage Mitte Dezember nichts gehört. «Ist es nicht an der Zeit, dass Google etwas gegen solche Wettbewerbsverzerrungen unternimmt?», fragt er Blick.
Google behauptet, Algorithmen zur Identifizierung von Mustern zu nutzen, die typisch für gefälschte Bewertungen seien. Bei dem Blick vorliegenden Beispiel scheint das nicht zu greifen.