Jobabbau, Gewinn und CS-Schweiz-Geschäft
Das musst du zum UBS-Showdown am Donnerstag wissen

Es wird eine historische Pressekonferenz: Am Donnerstag präsentiert die UBS erstmals ihre Quartalszahlen nach der CS-Übernahme. Wie geht es mit dem Personal weiter? Und wie mit dem Schweiz-Geschäft der Credit Suisse? Blick beantwortet im Vorfeld die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 30.08.2023 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2023 um 13:23 Uhr
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Am Donnerstag lüftet die UBS die Geschäftszahlen des zweiten Quartals.
Foto: Keystone

Die morgige Pressekonferenz der UBS gibt schon im Vorfeld so viel zu reden wie schon lange nicht mehr: Einerseits werden die Quartalszahlen der UBS Group und UBS AG sowie der CS AG präsentiert. Die Zahlen dürften es in sich haben. Spannend wird in diesem Zusammenhang aber auch sein, wie sich die Kundengelder entwickelt haben. Kam es bei der UBS zu weiteren Zuflüssen? Und wie stark musste die CS Federn lassen?

Alle Welt erwartet auch, dass die UBS den Schleier lüftet, wie die Integration der Credit Suisse genau aussehen soll. Die UBS-Chefs dürften dabei mehr Details zum geplanten Sparprogramm nennen – unter anderem auch zum grossen Stellenabbau, der ansteht.

Wird es eine eigenständige CS Schweiz geben?

Derzeit deutet alles darauf hin, dass auch die CS Schweiz vollständig in die UBS integriert wird. In diese Richtung hat sich UBS-CEO Sergio Ermotti (63) bereits mehrfach geäussert. Das Schweizer Geschäft der CS hat deutlich an Substanz verloren. Die CS sitzt zudem auf einer veralteten IT. Der Investitionsbedarf wäre riesig. Gleichzeitig würde der Bank die starke internationale Vermögensverwaltung fehlen, die sie mit den nötigen finanziellen Mitteln für das kapitalintensive Firmenkundengeschäft ausgestattet hat. Das CS-Logo dürfte also auch in der Schweiz schneller als erwartet verschwinden.

Wie viele Bankangestellte müssen ihre Sachen packen?

Diese Frage interessiert im Grossraum Zürich ganz besonders: Die Credit Suisse ist dort nach wie vor ein wichtiger Arbeitgeber. Ermotti hat bereits im Sommer bestätigt, dass bei der übernommenen Credit Suisse eine regelrechte Personalflucht stattfindet. Über 10’000 Angestellte sollen von sich aus die Bank verlassen haben, berichtete die «Financial Times» Mitte August. Nach der CS-Übernahme beschäftigte die UBS 120’000 Angestellte. Die Gerüchteküche brodelt: Nach dem Abbau soll der Personalbestand auf deutlich unter 90’000 fallen. Allein in der Schweiz droht der Abbau von 10’000 Stellen – der Grossteil davon in Zürich.

Wie ist die Stimmung bei der CS am Vorabend des Showdowns?

Eine Mischung aus Fatalismus und Ernüchterung ist aus der Bank zu hören. Viele Angestellte dürften einfach froh sein, am Donnerstag zu erfahren, was nun genau mit ihrer Bank geschieht. «Die Situation ist enorm belastend für viele Leute», sagt Jonas Neff (43), Headhunter bei der auf den Finanzplatz spezialisierten Firma Biermann Neff. «Ich hoffe, die UBS macht vorwärts. Selbst bei einer Kündigung ist Klarheit immer noch besser als weitere Wochen im Fegefeuer der Ungewissheit.»

Von den Vorgesetzten bei der CS kommen offenbar nicht viele Informationen für die Angestellten, die Kommunikation innerhalb der CS laufe nach wie vor schlecht, ist von Insidern zu hören. Viele schauten nur für sich, würden Kollegen – und damit potenziellen Konkurrenten bei der neuen UBS – Informationen vorenthalten. Einige Mitarbeitende haben aber auch schon von sich aus das Heft in die Hand genommen und sich auf Jobsuche gemacht. «Viele CS-Angestellte melden sich proaktiv bei uns. Das habe ich in dieser Form noch nie erlebt», so Neff. Und nicht wenige sind dabei fündig geworden, wechseln zum Beispiel von der CS zu einer Kantonalbank – mit Abstrichen beim Lohn.

Werden am Donnerstag schon alle wissen, ob sie noch einen Job haben?

Wohl kaum. Es könnte sogar sein, dass die UBS gar keine genaue Zahl über das Ausmass des Stellenabbaus kommunizieren wird. Es könnte noch Wochen dauern, bis sämtliche CS-Angestellten wissen, wie es mit ihrem Berufsleben weitergeht. Trotzdem muss die UBS auch aufpassen, dass die Bank nicht wertvolles Know-how verliert. «Das ist eine historisch einmalige Chance für andere Banken, sich mit Teams oder Spezialisten zu verstärken, die vorher nicht auf dem Markt waren», sagt Headhunter Neff. Es gilt für die UBS, bei der Integration der CS schnell vorwärtszumachen.

Welche Jobs sind vor allem gefährdet?

Hauptsächlich Jobs im sogenannten Backoffice. Hier arbeiten gerade in der Schweiz viele Angestellte, weil beide Banken hier den Hauptsitz haben. Bei der neuen UBS braucht es aber nicht zwei IT-, Finanz-, Controlling-, Operation- oder HR-Abteilungen. Kündigungen dürfte es aber nicht nur bei der CS geben, sondern auch bei der UBS. Insider rechnen damit, dass beim Stellenabbau rund ein Fünftel der wegfallenden Jobs bei der UBS anfallen könnten.

Andererseits erhöht die UBS offenbar den Druck auf das CS-Personal. So gebe es zwar Offerten für CS-Leute, allerdings zu schlechteren Konditionen oder mit weniger Verantwortung, wie die «Handelszeitung» schreibt. Solche Angebote gelten als Änderungskündigungen – wer diese Offerte nicht annimmt, beendet das Arbeitsverhältnis aus freien Stücken – und kann von den grosszügigen Konditionen des Sozialplans profitieren.

Welche Chancen hat die neue Megabank?

Bei einer erfolgreichen Integration der Credit Suisse winkt der UBS jede Menge Spar- und Wachstumspotenzial. Die neue Megabank benötigt zum Beispiel nur noch ein IT-System, spart damit also Unterhaltskosten. Kann die UBS grosse Teile des Firmenkundengeschäfts und der Vermögensverwaltung integrieren, könnte sie den Umsatz pro Mitarbeiter deutlich steigern. Gerade in der Vermögensverwaltung ist die UBS bereits heute weltweit die Nummer eins und könnte so ihren Vorsprung weiter ausbauen. Mit Aussicht auf entsprechende Gewinne.

Wo liegen die Risiken der neuen Megabank?

Die Integration der Credit Suisse verschlingt bei der UBS jede Menge personelle und zeitliche Ressourcen. Eine erfolgreiche Einverleibung dürfte noch Jahre dauern. Und das treibt die Kosten. Noch im vergangenen Jahr betrug das Verhältnis der Kosten zu den Erträgen bei der UBS 72,1 Prozent. Damit lag die UBS noch knapp im Zielband von 70 bis 73 Prozent. Doch schon im ersten Quartal 2023 stieg das Verhältnis auf hohe 82,5 Prozent. Gerade der erwartete, massive Personalabbau wird viel Geld kosten. Gelingt es der UBS nicht, ihre Kosten in den nächsten Jahren wieder deutlich herunterzufahren, wäre die Integration missglückt.

Was für Geschäftszahlen wird die UBS präsentieren?

Bei der UBS ist mit einem satten, zweistelligen Milliarden-Gewinn zu rechnen. Neben dem überaus soliden eigenen Geschäft liegt dies vor allem an der CS-Übernahme. Gemäss provisorischen Berechnungen soll der Deal zu einem Buchgewinn von rund 35 Milliarden Dollar führen. Dieser setzt sich aus dem Eigenkapital der Credit Suisse sowie den 16 Milliarden Dollar AT1-Anleihen zusammen, die im Rahmen der Übernahme auf null abgeschrieben worden sind. Diesem Buchgewinn werden der Kaufpreis in Höhe von 3 Milliarden Franken sowie umfassende Abschreibungen auf den CS-Aktiven – wohl im zweistelligen Milliardenbereich – gegenübergestellt. Bei der Credit Suisse soll sich im zweiten Quartal ein Verlust von 3,5 Milliarden Franken angehäuft haben, wie die «Sonntagszeitung» unter Berufung auf Insider schreibt.

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