UBS-Übernahme der CS trifft Logistiker wie Planzer
«Wir wollen nicht, dass eine Bank uns sagt, wo's langgeht»

Im Firmenkundengeschäft war die CS eine Bank. Am Beispiel des Transportunternehmens Planzer zeigt Blick, was ein mittelständisches Unternehmen von den Banken braucht.
Publiziert: 28.08.2023 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 30.08.2023 um 10:33 Uhr
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Nils Planzer, Chef des gleichnamigen Transportunternehmens.
Foto: Thomas Meier

In einem der oberen Stockwerke des riesigen Logistikzentrums von Planzer in Villmergen AG rattert der «Tintenfisch». Mini-Toblerone werden aus grossen Kisten in die Sortiermaschine gekippt und in ein Multipack mit drei verschiedenen Sorten abgefüllt. Der Hersteller Mondelez überlässt Planzer nicht nur die Verteilung der Ware, sondern auch das Abpacken in konsumentengerechte Mengen.

Der Toblerone-Produzent ist damit in guter Gesellschaft. Planzer übernimmt auch für viele andere Produzenten und Grossverteiler die sogenannte Konfektionierung. Beklebt zum Beispiel Gurkengläser mit Aktionsetiketten. «Im Transportgewerbe stehen wir im Wettbewerb mit ganz Europa», erklärt Nils Planzer (51), der in der dritten Generation das gleichnamige Familienunternehmen führt. «Dieses Geschäft ist sehr austauschbar, deshalb müssen wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten.»

Planzer gehört mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Franken, fast 6000 Angestellten und mehr als 2000 Fahrzeugen zu den grossen in der Schweizer Logistikbranche. Entsprechend hoch sind die Ansprüche an die Banken. «Unser Geschäft ist ein sehr kapitalintensives», sagt Planzer. Das gelte auch für die Mitbewerber, die ebenfalls oft Familienunternehmen sind.

Effiziente Lösung der CS

Wichtig für ein Unternehmen ist die reibungslose Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Nicht nur, um Rechnungen oder Löhne zu bezahlen, sondern auch, um die täglich anfallenden Zollkautionen im grenzüberschreitenden Geschäft zu garantieren oder zu begleichen. Hier habe die Credit Suisse die effizienteste und passendste Lösung aller Banken in der Schweiz, so Planzer – ist sozusagen «Weltklasse»: «Für die UBS könnte es spannend sein, diese Lösung zu übernehmen.»

Ob und wann das soweit ist, wissen weder der Patron noch die Kundenberater bei den beiden Grossbanken. Mehr Aufklärung dürfte es kommenden Donnerstag geben, wenn die UBS mit den Halbjahreszahlen über das weitere Schicksal der CS und ihrer Angestellten informieren wird.

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Das Ende der Credit Suisse ist gerade für ihre Firmenkunden eine grosse Herausforderung.
Foto: Nathalie Taiana

«Ich habe keine grosse Freude, dass eine grosse Bank mit einer noch grösseren fusionieren muss», sagt Planzer. Auch wenn die CS nur eine von vielen Bankbeziehungen ist. «Wir haben mit rund 20 Banken eine Geschäftsbeziehung», so Planzer. «Für kleinere Investitionen arbeiten wir überwiegend mit den lokalen Regional- oder Kantonalbanken zusammen.» Allerdings kämen diese bei grösseren Investitionen rasch an ihre Grenzen.

Keine Hausbank

Denn eine Bank kann nicht beliebig Kredite vergeben, sonst würde ihre Bilanz zu gross. Und sie bräuchte viel mehr Eigenmittel, also zum Beispiel einbehaltene Gewinne, um die regulatorischen Vorschriften noch zu erfüllen.

Nur schon deshalb ist ein mittelständisches Unternehmen wie Planzer auf eine Vielzahl von Bankverbindungen angewiesen. Eine «Hausbank» hat die Firma nicht, das würde zu grosse Abhängigkeite schaffen: «Als Familien-AG wollen wir nicht, dass eine Bank uns sagt, wo's langgeht», begründet Planzer diesen Entscheid. Allerdings: Ohne Banken geht es auch nicht. «Wir brauchen Betriebskredite, um mit diesem Geld täglich zu arbeiten», so der Patron.

Für grössere Investitionen ist die Auswahl an Banken in der Schweiz überschaubar. Neben den ehemals beiden Grossbanken bleiben da nur noch einige grössere Kantonalbanken oder die Raiffeisen-Gruppe.

Etwa wenn es darum geht, Projekte wie das Hochregallager in Villmergen zu finanzieren. Durch einen Gitterboden fällt der Blick 30 Meter in die Tiefe, auf einen Teil der 55'000 vollautomatischen Hochregalplätze. «Das ist die Hauptschlagader des Logistikzentrums», sagt Planzer mit Stolz. «Ein einziger Lagerroboter kostet so viel wie ein Lastwagen.» Also bis zu 300'000 Franken. Hier werden Waren der Produzenten eingelagert, um später termingerecht und in der passenden Menge an die Endkunden ausgeliefert zu werden.

Grosser Hypothekenbedarf

Der Bau und Ausbau des Standortes Villmergen hat die Gruppe rund 140 Millionen Franken gekostet. Eine Summe, die keine Bank alleine stemmen kann. Bei Investments in dieser Grössenordnung spannen mehrere Banken zu einem sogenannten Konsortialkredit zusammen. Eine Sparte, in der die CS führend war, oft den Lead übernommen hat. Die Faustregel: Ab einer Kreditsumme von 50 Millionen sind oft mehrere Banken involviert.

Planzer betreibt 59 Standorte in der Schweiz, gut ein halbes Dutzend so gross wie Villmergen. Dazu kommen 9 Niederlassungen im Ausland. Trotzdem sind Auslandsbanken für den Patron keine Alternative: «Wir decken über 80 Prozent unseres Bedarfs an Finanz- und Bankdienstleistungen der Schweiz ab. Im Ausland arbeiten wir nur mit einigen regionalen Instituten zusammen.»

«Eigentlich sind wir eine Immobilienfirma mit ein paar Lastwagen», beschreibt Planzer das Geschäftsmodell. Denn die Standorte sind – auch wegen der hohen Bodenpreise in der Schweiz – das Teuerste in der Bilanz des Transportunternehmens. Entsprechend viele Hypotheken hat das Unternehmen aufgenommen. «Die CS ist bei der Immobilienfinanzierung unsere wichtigste Partnerin.»

In diesem Bereich spielt das über Jahre aufgebaute Vertrauen eine grosse Rolle. Denn anders als bei einem Einfamilienhaus ist ein Logistikzentrum eine schlechte Sicherheit für einen Hypo-Kredit. Im Krisenfall gäbe es nur ganz wenige Interessenten für so ein spezifisches Gebäude.

Geld für Wachstum

Die Gruppe will weiter wachsen. Denn immer mehr Firmen verzichten auf eine eigene Lagerhaltung: sie überlassen das Abpacken und die Feinverteilung den Logistikern. «Im Geschäft mit sogenannten Kleinteilen wie Schrauben oder Ersatzteilen für Kaffeemaschinen wollen wir noch zulegen», so Planzer.

Befürchtet Planzer, dass mit dem Ende der CS Kredite teurer werden? «Von der Marktlogik her müsste es so sein, allerdings spüren wir davon noch nichts.» Immerhin: Um all die Hypothekarkredite bei der CS muss sich die Firma keine Sorgen machen. Solche Verträge werden mit der Fusion von der UBS übernommen. Etwas anderes könnte sich die neue Grossbank gar nicht erlauben, ohne sehr viel Geschirr zu zerschlagen.

Draussen auf dem Hof herrscht am späten Nachmittag Hochbetrieb. Die LKW kehren von ihren Touren zurück, werden neu beladen. Rund 70 Wagenladungen verlassen täglich Villmergen, werden zu den Bahnverteilzentren gebracht. Und von dort über Nacht mit dem Zug in der ganzen Schweiz verteilt. Damit auch am nächsten Tag die Regale für die Konsumenten gut gefüllt sind.

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