Der Fachkräftemangel schlägt auch in der Flugbranche voll durch. Weltweit fordern Angestellte höhere Löhne. Streiks legen den Betrieb lahm. Jüngstes Beispiel: Am Freitag standen sämtliche italienischen Flughäfen still. Die Swiss musste mehrere Flüge streichen und Passagiere umbuchen. Mehr als 2000 Reisende waren betroffen.
Die Swiss kämpft aber auch daheim mit Personalmangel. In der Pandemie haben die Airlines reihenweise Angestellte entlassen – die ihnen jetzt fehlen. Deshalb bietet die Swiss ihren Mitarbeitenden seit einiger Zeit Geld, wenn sie auf Ferientage verzichten.
Denn an den Check-in-Schaltern warten immer mehr Reisehungrige, die in die Ferien fliegen wollen. Viele Länder haben die Corona-Beschränkungen aufgehoben, Reisen ist wieder ohne Einschränkungen möglich.
Geringere Kapazität bleibt
Im ersten Quartal 2023 beförderte die Swiss drei Millionen Passagiere – ein Anstieg von mehr als 70 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Doch die Kunden treffen auf ein Angebot, das die Fluggesellschaften in der Pandemie stark reduziert haben. So fliegt die Swiss dieses Jahr nur noch mit 85 Prozent der Kapazität von 2019. Daran will die Airline im laufenden Jahr auch nichts ändern.
Das Angebot bleibt also knapp. Verschärft wird die Situation aktuell durch Triebwerkprobleme bei Airbus-Maschinen. Weltweit stehen deshalb Hunderte Flugzeuge am Boden. Auch die Swiss ist betroffen.
Und das alles mitten in der Inflation, die Kosten für Kerosin, Catering und Bodenabfertigung in luftige Höhen treibt. Die Folge: Herr und Frau Schweizer zahlen immer mehr für ihre Flugtickets.
Seit Anfang Jahr sind die Preise um satte 50 Prozent gestiegen. Das zeigen Berechnungen des Onlinevergleichsdienstes Comparis. «Die Fluggesellschaften sind mit geopolitischen Problemen konfrontiert», sagt Comparis-Finanzexperte Dirk Renkert (58). «Sie kämpfen mit Lieferkettenproblemen und Fachkräftemangel. In Kombination mit der erhöhten Nachfrage führt das zu markanten Preissteigerungen.»
Die dürften so schnell nicht abflachen. «Eine Trendwende ist nicht in Sicht», sagt Renkert.
Frühbuchen lohnt sich
Ob Langstreckenflüge oder Kurztrips in Europa – die hohen Flugpreise machen Ferien deutlich kostspieliger. Seit Januar sind denn auch die Pauschalreisen um 21 Prozent teurer geworden. Und der Trend zeigt weiterhin nach oben. Früh buchen lohnt sich also mehr denn je, besonders für Familien.
Indessen bleibt das Leben auch zu Hause teuer: Im April sind die Preise für Alltagsgüter gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,1 Prozent gestiegen. Das zeigt der Comparis-Konsumentenpreisindex, der in Zusammenarbeit mit der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH die gefühlte Inflation abbildet. Er misst ausschliesslich die Preisentwicklung von regelmässig konsumierten Gütern wie Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung.
Die Zahlen von Comparis zeigen: Besonders stark schlägt die Inflation bei den Lebensmitteln durch. «Sie sind in den vergangenen zwölf Monaten markant teurer geworden», sagt Comparis-Experte Dirk Renkert. Milch, Käse und Brot sind über acht Prozent teurer geworden. Bier kostete im April 7,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Kriegen die Preise bald die Kurve? Nimmt die Teuerung auch wieder einmal ab? «Die Inflation bleibt insgesamt auf einem erhöhten Stand», sagt Renkert. «Von einer Entspannung kann leider keine Rede sein.»