Impfpflicht, teure Masken, Personal-Engpässe
Swiss-Crew geht wegen Corona auf die Barrikaden

Das Kabinenpersonal der Lufthansa-Tochter Swiss fühlt sich von seinem Arbeitgeber im Stich gelassen. Das Personal ist überlastet und erhält zu wenig Unterstützung, so die Kritik. Die Swiss kontert.
Publiziert: 18.01.2022 um 21:43 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2022 um 17:27 Uhr
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Das ändert sich nun. Die Lufthansa-Tochter Swiss habe die interne Covid-Regel in Absprache mit dem Bundesamt für Gesundheit sistiert, heisst es.
Foto: keystone-sda.ch

Das Kabinenpersonal der Swiss ist verärgert. Weil die Lufthansa-Tochter personell unterbesetzt ist, nimmt der Druck auf das vorhandene Personal zu. CH Media liegt ein internes Dokument der Gewerkschaft Kapers vor, in dem die Swiss-Führung für die aktuellen Missstände verantwortlich gemacht wird.

«Wir erhalten derzeit sehr viele Rückmeldungen von Kabinenpersonal, das an seine Grenzen stösst. Die Arbeitsbelastung ist viel zu hoch», sagt Kapers-Präsidentin Sandrine Nikolic-Fuss (52) gegenüber Blick. Das Personal absolviere aufgrund der Unterbesetzung sehr viele Flüge.

Die Swiss wurde in der Vergangenheit mehrfach auf den Personalengpass hingewiesen. Trotzdem setzte die Führungsetage im Frühsommer 2021 334 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter zu entlassen.

Zudem sitzen rund 200 ungeimpfte Piloten und Flight Attendants zu Hause – wegen der Impfpflicht dürfen sie nicht fliegen.

Das Problem sei folglich hausgemacht. Für Nikolic-Fuss gibt es derzeit nur eine Lösung: «Die Swiss muss dafür sorgen, dass die Bereederungsprobleme schnellsten behoben werden.»

Falsche Personalplanung?

Die Swiss betont gegenüber Blick, dass dieser Engpass «im Frühling 2021 auf der Basis der zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Informationen» nicht vorhersehbar gewesen sei. Deswegen «musste sich Swiss leider von vielen Mitarbeitenden trennen, da auch längerfristig nicht damit zu rechnen ist, dass sich das Flugvolumen in naher Zukunft wieder auf das Vorkrisenniveau erholen wird.» Mit was Swiss überhaupt nicht gerechnet hat: Das Unternehmen verzeichnete in der Folgezeit deutlich mehr Abgänge beim Kabinenpersonal, als im Frühling 21 erwartet wurde.

Die Personalknappheit wird aktuell durch die Omikronwelle weiter verschärft. Die Swiss kann für den Augenblick jedoch eine kleine Entwarnung geben: «Wir können zwar nicht komplett ausschliessen, dass es auf Basis der schweizweiten Situation in den nächsten ein bis zwei Wochen zu einer weiteren Steigerung der Krankheitsfälle kommt, jedoch hat sich die Bestandessituation am vergangenen Wochenende bereits merklich verbessert hat.» Einerseits habe es weniger Krankmeldungen gegeben, andererseits spüre man die verkürzte Quarantäne- und Isolationsfrist.

Swiss will nichts von FFP2-Masken wissen

Neben den überfrachteten Einsatzplänen wird auch Kritik an der Sicherheit laut Nikolic-Fuss betont, dass die Gewerkschaft die Swiss bereits mehrfach dazu aufgefordert hat, FFFP2-Masken zur Verfügung zu stellen. Doch ohne Erfolg. «Die Swiss will nicht einsehen, warum sie dem Personal FFP2-Masken zur Verfügung stellen sollte.»

Kapers verweist auf ein Schreiben des Staatssekretariat für Wirtschaft. Darin sei die Swiss darüber informiert worden, dass in gewissen Situationen bei der Arbeit FFP2-Masken notwendig wären. Die Swiss hat darauf nicht reagiert. Die Richtlinie ist jedoch nicht verbindlich. «Swiss hält sich an die Vorgaben des BAG bezüglich Schutzmasken für den Einsatz im öffentlichen Verkehr», sagt Swiss auf Anfrage. Man offeriere der Crews «mehrfach geprüfte und auch gegen Omikron wirksame Community Masken in verschiedenen Grössen». Den Mitarbeitenden stehe das freiwillige Tragen von Chirurgen- oder FFP2-Masken aber frei.

Die Gewerkschaft hat selbst mehrere Hundert FFP2-Masken eingekauft, die sie in den nächsten Tagen am Flughafen an das Personal verteilen will. Als eine Art Protestaktion der Swiss-Crew.

Weniger Personal auf Langstreckenflügen

Gerade auch auf Langstreckenflügen muss das Personal derzeit Mehrarbeit leisten. Normalerweise wären auf einem Langstreckenflug in einer Boeing-777-Maschine 14 Flugbegleiter an Bord. Aufgrund des Personalbestands haben sich die Swiss und die Gewerkschaft auf eine vorübergehende Reduktion auf 13 geeinigt. Auf einigen Flügen sind nun aber nur 12 Flugbegleiter im Einsatz.

Die Swiss verweist darauf, dass es «vereinzelt» zu Flügen mit einem Crew-Mitglied weniger kommen könne. Die Fluggesellschaft betont, dass man aber auch dann noch über dem gesetzlichen Minimum von 11 Crew-Mitglieder liege. Zudem sei die Auslastung auf den Langstreckenflügen aufgrund der Pandemie oftmals tiefer als im Vergleich zu vor der Pandemie.

Aufgrund des Personalengpasses musste Anfang Januar ein Flug ab Zürich gestrichen werden.

Keine Infos mehr über positive Passagiere

Bis vor noch nicht allzu langer Zeit informierte die Swiss ihre Crew, falls nachträglich ein Passagier positiv auf Covid-19 getestet wurde. Das ändert sich nun, wie es in der Online-Ausgabe der «Aargauer Zeitung» heisst.

Die Lufthansa-Tochter Swiss habe die interne Covid-Regel in Absprache mit dem Bundesamt für Gesundheit sistiert, sagt eine Swiss-Sprecherin. Das heisst: Es gibt diesbezüglich keine Information der Angestellten mehr.

Was ist, wenn Crew-Mitglied positiv ist?

«Wir haben an Bord ein funktionierendes Schutzkonzept, und unsere Crew wird regelmässig darauf sensibilisiert, dieses konsequent einzuhalten», sagt Müller dem Online-Portal. Ausserdem erfolgten die Meldungen wegen des aktuell hohen Test- und Infektionsvolumens mit grosser Verzögerung.

Und was ist, wenn ein Crew-Mitglied positiv getestet wurde? Hier werde weiterhin informiert, da die Crew-Mitglieder untereinander einen engeren Austausch haben als mit den Passagieren, heisst es. (uro/smt)

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