Kehrtwende nach Massenentlassung
Der Swiss geht in der Pandemie das Flugpersonal aus

Die Swiss vollzieht eine Kehrtwende: Die Airline unterbreitet 334 kürzlich entlassenen Flugbegleitern ein Rückkehr-Angebot. Die Lufthansa-Tochter hat sich in der Pandemie verkalkuliert.
Publiziert: 21.12.2021 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2021 um 16:15 Uhr
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Überraschung am Flughafen Zürich.
Foto: Thomas Meier
Nicola Imfeld

Die Swiss hat sich verrechnet. Im Frühsommer hat die Lufthansa-Tochter 550 Mitarbeitenden im Zuge einer Massenentlassung gekündigt. Am stärksten betroffen war das fliegende Personal: 334 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter mussten gehen. Das rächt sich jetzt: Der Swiss gehen die Crews aus!

Blick weiss: Seit Herbst sind die Personalbestände in der Kabine tief. Das fliegende Personal sei am Anschlag, sagt Sandrine Nikolic-Fuss (52), Gewerkschaftschefin des Kabinenpersonals (Kapers). «Es fehlen jetzt im Dezember Crew-Mitglieder, das spürt man.»

Nun reagiert die Airline. In einem internen Schreiben gibt die Swiss am Montag bekannt, dass man die 334 entlassenen Flight Attendants zurückgewinnen möchte. «Alle Kolleg:innen, von welchen wir uns im Rahmen der Restrukturierungsmassnahmen trennen mussten, werden seitens HR im Januar 2022 mit dem Angebot eines Rückkehrrechts ab April 2022 angeschrieben», heisst es in der Mitteilung.

Swiss überrascht von Impfgegnern

Sämtliche entlassene Flugbegleiter werden im neuen Jahr Post erhalten. Die Swiss bestätigt dies auf Anfrage. Man werde mit verschiedenen Massnahmen den Bestand der Kabinenbesatzungen wieder erhöhen. Neben einem Rückkehr-Angebot an die entlassenen Mitarbeitenden hätten Flugbegleiter auch die Möglichkeit, das Pensum zu erhöhen, sagt Swiss-Sprecher Michael Stief.

Doch wie konnte sich die Swiss bloss derart verkalkulieren? «Wir verzeichnen mehr Abgänge beim Kabinenpersonal, als im Frühling 2021 vorhersehbar war», sagt Stief. Einerseits hätten sich deutlich mehr Mitarbeitende als gedacht frühpensionieren lassen. «Andererseits werden wir nun aufgrund des per Anfang Dezember eingeführten Impfobligatoriums voraussichtlich zusätzliche Mitarbeitende verlieren, was in der Planung im Frühjahr 2021 noch in keiner Weise absehbar war.»

«Entlassungen von Beginn an unnötig»

Blick weiss: Es sind beinahe 200 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter, die sich nicht geimpft haben. Deutlich mehr als die Airline angenommen hatte, als sie das Impfobligatorium im Herbst ankündigte. Die Swiss wollte die Zahl auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren.

Gewerkschaftschefin Nikolic-Fuss ist nicht überrascht, dass die Swiss nun wieder Personal braucht. «Kapers hat bereits im Konsultationsverfahren klar gemacht, dass die Bestände zu tief sein werden. Deshalb waren wir der Meinung, dass es von Beginn an unnötig war, diese Entlassungen auszusprechen», sagt sie.

Swiss-Personal leidet unter Pandemie

Die Swiss stellt also bereits im Frühjahr wieder Mitarbeitende ein. Die Corona-Notfallmassnahmen für das fliegende Personal bleiben aber vorderhand bestehen. So wurden im Zuge der Pandemie zum Beispiel die Übernachtungen auf der Langstrecke von zwei Nächten auf eine Nacht gekürzt. Diese Massnahmen sorgen in den Kabinen der Swiss seit Monaten für miese Stimmung.

Mehrere Flugbegleiter wandten sich im Herbst mit einem Hilferuf an Blick. Sie berichteten von mehreren ausgebrannten Kolleginnen und Kollegen, die vereinzelt sogar unter einem Burnout litten. Die Swiss sprang ihren Flight-Attendants zur Seite, gab harte Arbeitsbedingungen zu und lancierte ein Hilfsprogramm.

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