Am Strand liegen? Eine Fernreise nach Amerika? Die Menschen haben wegen der Corona-Pandemie auf vieles verzichtet. Teilweise war eine Fernreise unmöglich, weil die Reiserestriktionen ständig wechselten.
Dabei hätten sich Auslandferien in den letzten Jahren finanziell gesehen besonders gelohnt. Reisen war in den Jahren 2020 und 2021 so günstig wie nie. Das lag an einem weltweiten Überangebot bei zu geringer Nachfrage. Doch damit ist wohl nun Schluss. «Das Reisen wird 2022 wieder teurer», sagt Christian Laesser (58), Tourismus-Professor an der Universität St. Gallen. Die Preissteigerungen reichten vom Flug bis hin zur Übernachtung.
Schweizer Hotels teurer
Die Schweizer Hotellerie könnte bereits in diesem Jahr wieder das Preisniveau des Vorkrisenjahres erreichen. Besonders in den Städten stehen Preisanstiege an. Laesser: «Die internationale Nachfrage nimmt wieder zu und der Geschäftstourismus dürfte teilweise ein Comeback feiern.» Und bei Touristen und Business-Reisenden sei preislich etwas zu holen.
Etwas anders präsentiert sich die Lage in der ländlichen Schweiz und im Alpenraum. «Dort haben die Hotels ihren Nachfragepeak – von internationalen Touristen abgesehen – erreicht. Die Preise dürften hier auf hohem Niveau stagnieren oder gar etwas sinken», so Laesser.
Preisanstieg in Dubai
Global dürften Hotelübernachtungen teurer werden – zumindest in den Ländern, die für den Tourismus geöffnet sind. Weil die Auswahl der Destinationen 2022 wegen Corona beschränkt bleiben wird, steigt die Macht der offenen Hotels, höhere Preise durchzusetzen. Ganz nach dem Motto: Ihr könnt nur zu uns kommen, also bezahlt auch schön!
Aktuelles Beispiel Dubai: Die Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten lässt seit über einem Jahr wieder Touristen rein. Die Hotelpreise schiessen durch die Decke, weil die Destination Dubai derzeit fast alternativlos ist. Für die Hoteliers eine gute Gelegenheit, Kasse zu machen.
Langstrecke wird teurer
Auch im Flugverkehr dürften Reisende in diesem Jahr einen Preisanstieg spüren – zumindest auf der Langstrecke. «Ich erwarte, dass interkontinentale Flüge teurer werden», sagt Tourismus-Professor Christian Laesser. Das deckt sich mit den Annahmen von Aviatik-Experten. Sie glauben: Die Nachfrage nach Langstreckenflügen dürfte spätestens ab Sommer 2022 wieder stark ansteigen. Das hat einen negativen Einfluss auf die Preise, weil die Airlines ihre interkontinentalen Kapazitäten nicht so schnell hochfahren können – oder wollen.
Schon vor Jahresende warnte der Dachverband der Fluggesellschaften (IATA) davor, dass Fliegen für Passagiere teuerer wird, zum Teil um bis zu 50 Prozent. Darauf deuteten Preiserhöhungen von Flugsicherungsorganisationen und Flughäfen für ihre Dienste hin, berichtet IATA.
Einen weniger heftigen Preisanstieg erwartet Laesser auf Flügen innerhalb Europas. «Die Low-Cost-Airlines sind stark genug – sie können problemlos neue Flüge einführen und wieder streichen», sagt er. Diese Flexibilität gebe es auf der Langstrecke nicht. «An einem interkontinentalen Streckennetz hängen viele Zubringerflüge. So etwas kann man nicht über Nacht hinauf oder runterfahren», weiss der Experte.
Früh buchen bald Geschichte?
Reisen bleibt kompliziert, werde sich wegen der Pandemie nachhaltig verändern, so Laesser. «Fristen für Flugpläne werden in der Tendenz etwas kurzfristiger publiziert oder müssen zumindest unverbindlicher gehandhabt werden.»
Frühbucher, die bislang von tieferen Preisen profitierten, müssen wohl tiefer in die Tasche greifen, wenn sie nur noch kurzfristig buchen können. «Nur ein kleiner Teil bucht Monate im Voraus», gibt Laesser zu bedenken. Er ist sich sicher: «Flexibilität und Agilität sind für Airlines wichtiger denn je.» Das gilt aber auch für alle, die eine Ferienreise ins Ausland planen.