Innovatorin des Jahres
Nicole Kleger und ihr Start-up revolutionieren den Fleischkonsum

Endlich Fleischprodukte geniessen und trotzdem damit der Umwelt nicht schaden. Mit kultiviertem Fleisch aus dem Labor wird das möglich. Eine Jungunternehmerin entwickelt dafür eine innovative Technologie. Und wird mit dem Award «Innovator of the Year» ausgezeichnet.
Publiziert: 20.09.2024 um 19:34 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2024 um 08:55 Uhr
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Jungunternehmerin Nicole Kleger (32) wird vom Female Innovation Forum ...
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Start-up Sallea entwickelt spezielle Technologie für die Herstellung von kultiviertem Fleisch
  • Revolutionäre «Gerüste» ermöglichen erstmals die Produktion ganzer Teilstücke von Laborfleisch
  • Dafür erhielt Nicole Kleger einen Award am Female Innovation Forum
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Nathalie BennRedaktorin Wirtschaft

Es ist kein Geheimnis: Fleischersatzprodukte sind besser für die Umwelt als konventionelles Fleisch. Allerdings können Alternativen auf Soja-, Erbsen- oder Pilzbasis geschmacklich oft nicht mit einem echten Steak mithalten. Eine mögliche Lösung für dieses Problem, die jedoch nicht unumstritten ist: kultiviertes Fleisch – im Labor hergestellt, ganz ohne Tiere.

Nicole Kleger (32), Gründerin des Start-ups Sallea, arbeitet seit ihrer Masterarbeit im Jahr 2014 daran, ein Zwischenprodukt zu perfektionieren, das für das Wachstum von Fleisch in einem Bioreaktor benötigt wird. Was als Master- und Doktorarbeit an der ETH Zürich begann, wurde letztes Jahr zu einer eigenständigen Firma. 

Sallea revolutioniert Kulturfleisch

Um Klegers Vision Realität werden zu lassen, hat das Team von Sallea ein Gerüst, oder ein «Scaffold», wie es im Fachjargon heisst, entwickelt. «Dieses Scaffold ist wie ein Schwamm mit sehr kontrollierten Löchern, in die die Fleischzellen einwachsen und ein Gewebe bilden können», sagt sie zu Blick am Rande des Female Innovation Forums, einer Netzwerk-Plattform für Jungunternehmerinnen.

Revolutionär an Salleas Technologie ist, dass mithilfe der Scaffolds erstmals ganze Teilstücke von kultiviertem Fleisch gezüchtet werden können. Bisher war es nur möglich, sehr dünne Schichten von In-Vitro-Fleisch herzustellen. 

Für ihr Start-up Enerdrape erhielt Margaux Peltier (30) vom Female Innovation Forum den Anerkennungsaward. «Ältere nachhaltige Technologien konnten oft nur in Neubauten integriert werden. Unsere Paneele können nun auch in bestehenden Gebäuden eingesetzt werden, was ihre Anwendungsmöglichkeiten erheblich erweitert.»
zVg
Erdwärme nutzen ohne Bohren – Enerdrape machts möglich

In Grossraumgebäuden wird die Temperatur oft mit umweltbelastenden Öl- oder Gasheizungen beziehungsweise mit energieintensiven Klimaanlagen reguliert. Enerdrape will dem ein Ende bereiten. Das Cleantech-Start-up, ein Spin-off der EPFL, wurde 2021 von Margaux Peltier (30) ins Leben gerufen. Die Westschweizerin hat es sich zum Ziel gemacht, die Energiegewinnung zum Heizen und Kühlen von Gebäuden zu revolutionieren. Dafür erhielt sie diese Woche den Anerkennungsaward des Female Innovation Forums. «Wir haben bereits mehrere Pilotprojekte in der Schweiz initiiert und planen auch internationale Expansionen nach Frankreich oder in die USA», kündigt Peltier an. Pfeiler für den Erfolg ist eine innovative Technologie für Paneele aus recycelbaren Materialien, die unkompliziert an die Wände von unterirdischen Bauwerken wie Tiefgaragen oder U-Bahn-Stationen angebracht werden können. Die Paneele nehmen die Wärme aus der Umgebung auf und nutzen sie für das Kühlen oder Heizen von Gebäuden.

Für ihr Start-up Enerdrape erhielt Margaux Peltier (30) vom Female Innovation Forum den Anerkennungsaward. «Ältere nachhaltige Technologien konnten oft nur in Neubauten integriert werden. Unsere Paneele können nun auch in bestehenden Gebäuden eingesetzt werden, was ihre Anwendungsmöglichkeiten erheblich erweitert.»
zVg

In Grossraumgebäuden wird die Temperatur oft mit umweltbelastenden Öl- oder Gasheizungen beziehungsweise mit energieintensiven Klimaanlagen reguliert. Enerdrape will dem ein Ende bereiten. Das Cleantech-Start-up, ein Spin-off der EPFL, wurde 2021 von Margaux Peltier (30) ins Leben gerufen. Die Westschweizerin hat es sich zum Ziel gemacht, die Energiegewinnung zum Heizen und Kühlen von Gebäuden zu revolutionieren. Dafür erhielt sie diese Woche den Anerkennungsaward des Female Innovation Forums. «Wir haben bereits mehrere Pilotprojekte in der Schweiz initiiert und planen auch internationale Expansionen nach Frankreich oder in die USA», kündigt Peltier an. Pfeiler für den Erfolg ist eine innovative Technologie für Paneele aus recycelbaren Materialien, die unkompliziert an die Wände von unterirdischen Bauwerken wie Tiefgaragen oder U-Bahn-Stationen angebracht werden können. Die Paneele nehmen die Wärme aus der Umgebung auf und nutzen sie für das Kühlen oder Heizen von Gebäuden.

Erste Kunden würden die Scaffolds bereits testen, auch wenn das kultivierte Fleisch noch nicht auf dem Markt ist, berichtet die Jungunternehmerin. Auch Grossverteiler wie die Migros und Fleischproduzenten wie Bell forschen in diesem Bereich. Doch Kleger sieht darin keine direkte Konkurrenz. Sallea will sich auf die Entwicklung und Herstellung der Scaffolds konzentrieren und diese anschliessend an Kunden liefern, die sich auf das Kultivieren des Fleisches spezialisieren.

Für ihre Arbeit erhielt Kleger am diesjährigen Female Innovation Forum den Hauptpreis der Veranstaltung: Innovator of the Year. Der Gewinn bedeutet ihr viel. «Er bestätigt mir meine harte Arbeit und mein fantastisches Team. Und auch mein Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin. In meiner Familie haben schon meine Grossmütter gearbeitet, sogar in besseren Jobs als meine Grossväter. Bereits als Kind wurde mir stets mitgeteilt, dass ich alles erreichen kann, wenn ich genug Gas gebe und hart dafür arbeite – unabhängig vom Geschlecht.»

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