Eine Blick-Recherche sorgt am frühen Dienstagnachmittag in der Schweizer Hoteliersszene für Erstaunen: Die Hotelfachschule Zürich (HFZ) steht vor dem Aus. Ausgerechnet in Zürich, wo die Hotels und andere Beherberger im letzten Jahr rekordverdächtige Zahlen präsentieren konnten, weist die Nachwuchsschmiede HFZ tiefrote Zahlen aus. In den letzten Jahren hat sich ein Millionen-Defizit angehäuft.
Der Mutterverband Gastrosuisse, zu dem die Institution gehört, bestätigt. «Es wird zurzeit ein geordneter Rückzug der Tätigkeit der Hotelfachschule Zürich über mehrere Jahre hinweg erwägt», so ein Sprecher. Das Konsultationsverfahren läuft. Zudem sei es ein Ziel, dass angefangene Ausbildungen abgeschlossen werden können.
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Fehlt es bald an Studienplätzen?
Das Bedauern in der Branche ist gross, sei es beim Zürcher, Graubündner oder Walliser Hotelierverband. «Jede Hotelfachschule, die schliessen muss, ist in Zeiten des Fachkräftemangels schlecht für die Hotelbetriebe», sagt Olivier Andenmatten (48), Präsident des Walliser Verbands. Die Studienabgänger sind die Kaderleute von morgen. Und als solche gerade in grossen Betrieben in Zermatt VS, Zürich, Luzern oder Davos GR gefragt. Aufseiten von Hotelleriesuisse hebt man die Wichtigkeit des breiten Angebots an Bildungsgängen in der Branche hervor. «Um genügend Fachkräfte für die Zukunft der Branche auszubilden, ist ein genügend grosses Angebot an Studienplätzen zwingend notwendig», so ein Sprecher des Dachverbands.
Doch wie konnte die HFZ derart in Schieflage geraten? «Die Nachfrage nach Berufsbildung stagniert seit einigen Jahren – eine schweizweite Entwicklung. Davon betroffen sind besonders die Hotelfachschulen», schreibt die HFZ. Die Schule hat in den letzten Jahren einiges umgekrempelt, den Namen geändert, einen neuen Studiengang ins Angebot aufgenommen. Doch der Erfolg blieb aus. Das liegt unter anderem am aussergewöhnlichen Markt hierzulande.
Ausländische Studenten sind nach Ausbildung weg
In der Schweiz gibt es zahlreiche Hotel Management Schools mit internationalem Bekanntheitsgrad, die zu den besten der Welt zählen: Die EHL Ecole Hôtelière de Lausanne, Glion Institut of Higher Education in Montreux VD oder César Ritz Colleges Switzerland in Le Bouveret VS und Brig VS, um nur einige zu nennen. Jahrelang sind ihre Studentenzahlen dank der grossen Nachfrage aus dem Ausland massiv gewachsen. Die gut betuchten Familien der Studierenden aus der Ferne zahlen in den teureren Schulen zwischen 170'000 und 200'000 Franken, damit ihr Nachwuchs ein Diplom nach Hause bringt. Die meisten ausländischen Studenten verlassen die Schweiz nach dem Abschluss und viele von ihnen würden direkt in anderen Branchen wie im Luxusgüterbereich oder Immobilien anheuern, erzählt ein Brancheninsider.
Die Schweizer Institute investierten Dutzende, gar Hunderte Millionen Franken in den Ausbau. Doch dann versetzte die Corona-Pandemie den international ausgerichteten Schulen einen Schrecken. Einige befürchteten, dass die ausländischen Studenten fernbleiben, und kämpften umso härter um die Schweizer Schüler.
Andere Hotelfachschulen konnten zulegen
Die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern konnte die Studentenzahl mit neuen Angeboten erst leicht steigern und in den letzten Jahren bei konstant knapp 300 Studierenden auf dem Campus halten, heisst es auf Anfrage. Der Grossteil davon aus der Schweiz. Der EHL Lausanne gelang es, mit neuen Angeboten in Passugg GR und Singapur ihre Studentenzahl innert 10 Jahre auf 4000 zu verdoppeln – 40 Prozent stammen aus der Schweiz.
Zum Ärger von Hotelleriesuisse erhalten höhere Fachschulen weniger Geld vom Staat. «Um den Studierenden der höheren Berufsbildung gleich lange Spiesse zu ermöglichen, ist Hotelleriesuisse der Ansicht, dass die Unterstützung der öffentlichen Hand dieselbe sein sollte wie in der Hochschulbildung», fordert der Dachverband. Für die HFZ dürften solche Bestrebungen zu spät kommen.