Oberster Gastgeber der Schweiz ist «weder Städter noch Landei»
So tickt der neue Präsident von Hotelleriesuisse

Seit Januar 2024 ist Martin von Moos (60) neuer Präsident des einflussreichen Hotelier-Verbands. Blick hat ihn in seinem Hotel Belvoir in Rüschlikon ZH getroffen. Und ihm ein paar private Details entlocken können.
Publiziert: 31.01.2024 um 00:56 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2024 um 11:17 Uhr
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Martin von Moos im Hotel Belvoir in Rüschlikon ZH, das er seit 13 Jahren leitet.
Foto: Philippe Rossier
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Er tritt in grosse Fussstapfen, Martin von Moos (60), der neue Präsident von Hotelleriesuisse. Sein Vorgänger im Dachverband der Hotelbranche, Andreas Züllig (65), bezeichnet den obersten Gastgeber der Nation als eine gute Wahl mit dem nötigen politischen Gespür für die erfolgreiche Verbandsführung.

An seinem «politischen Netzwerk» muss der parteilose von Moos für die Lobby-Arbeit in Bern aber «sicher noch etwas arbeiten», wie er im Gespräch mit Blick gesteht. Wie Züllig ist er fast sein ganzes Berufsleben in der Hotelbranche. Mit Ausnahme eines Volontariats bei Radio Pilatus nach Abschluss des Gymnasiums in Immensee SZ, sagt er mit einem Lächeln.

Lobbyismus auf nationaler Ebene ist aber Neuland für den Luzerner. Ein kleines Netzwerk habe er sich bereits während der Coronazeit aufgebaut. Damals musste er in seiner Rolle als Präsident der Zürcher Hotellerie um Hilfsgelder für die gebeutelte Branche kämpfen. In seiner neuen Rolle will er nun die Gespräche mit Politikern – wie auch mit Partner- und Regionalverbänden von Hotelleriesuisse – intensivieren, kündigt er an.

Beim Treffen im Viersternhotel Belvoir in Rüschlikon ZH, das er zusammen mit dem nahe gelegenen Schwesterhotel Sedartis in Thalwil ZH als Geschäftsführer leitet, zeigt von Moos, dass er auch ein «guter Zuhörer» ist.

Klar positioniert, aber parteilos

Geht es um Lobby-Anliegen, läuft von Moos zu Hochform auf. Klare Positionen zu beziehen, ist ihm wichtig. So setzt er sich für den Aufbau von «Tourismuszonen» in Städten ein. Geschäfte in touristisch stark frequentierten Quartieren von grossen Städten sollen auch am Sonntag geöffnet bleiben, findet von Moos. «Wir wissen von arabischen Gästen, die sonntags von Zürich aus nach Mailand fahren, um zu shoppen», sagt er und ärgert sich: «Das kann es doch nicht sein!» Er weiss, die Liberalisierung der Öffnungszeiten ist politisch ein heisses Eisen.

«Schweizer Hotellerie muss wirtschaftlich sein»
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Martin von Moos:«Schweizer Hotellerie muss wirtschaftlich sein»

Klar für ihn ist auch: «Es braucht gleich lange Spiesse in der Berufsbildung.» Auf nationaler Ebene seien die in der Hotellerie üblichen Lehren gegenüber Universitäts- oder Fachhochschul-Ausbildungen benachteiligt. «Wenn jemand aus Südafrika eine Hotelfachschule in der Schweiz absolviert, darf er anschliessend nicht hier arbeiten. Universitätsabsolventen können einfacher eine Ausnahmebewilligung erhalten.» Das befeuere den Fachkräftemangel.

Und im Kanton Zürich setzt sich von Moos für die Pistenverlängerungen am Flughafen Kloten ein, die «wichtig für den Tourismusstandort Schweiz» seien.

Hotelier und Familienmensch

Privat schlägt sein Herz für die Innerschweiz. Sein Wohnort Merlischachen SZ liegt nahe seiner Heimat Luzern, wo er auch der Gesellschaft der Herren zu Schützen vorsteht. Ganz der Familienmensch, geht er mit seiner Frau und seinen drei bald allesamt erwachsenen Söhnen gerne Skifahren oder Langlaufen. Im Sommer betreibt er Wassersport auf dem Vierwaldstättersee oder spielt Golf. Sein Fussballherz schlägt für den FC Luzern.

Erstmals eine Frau als Direktorin

Nicht nur der Präsident von Hotelleriesuisse ist neu: Am 30. Januar wurde Nicole Brändle (44) zur neuen – und allerersten! – Direktorin von Hotelleriesuisse gewählt. Sie tritt ihr Amt am 1. April an und ersetzt Claude Meier (45), der den Branchenverband nach acht Jahren auf eigenen Wunsch verlässt. Brändle hat in Zürich Volkswirtschaft studiert. Die Ökonomin ist seit 2019 als Leiterin Arbeit, Bildung und Politik bei Hotelleriesuisse tätig. Zuvor arbeitete sie bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich, bei der früheren Grossbank Credit Suisse und der Schweizerischen Nationalbank.

Nicola Brändle führt neu die Geschäfte von Hotelleriesuisse.
ZVG

Nicht nur der Präsident von Hotelleriesuisse ist neu: Am 30. Januar wurde Nicole Brändle (44) zur neuen – und allerersten! – Direktorin von Hotelleriesuisse gewählt. Sie tritt ihr Amt am 1. April an und ersetzt Claude Meier (45), der den Branchenverband nach acht Jahren auf eigenen Wunsch verlässt. Brändle hat in Zürich Volkswirtschaft studiert. Die Ökonomin ist seit 2019 als Leiterin Arbeit, Bildung und Politik bei Hotelleriesuisse tätig. Zuvor arbeitete sie bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich, bei der früheren Grossbank Credit Suisse und der Schweizerischen Nationalbank.

Keinen Heimatschutz betreiben

Sein Ziel als Präsident von Hotelleriesuisse – für den Posten ist er für die kommenden drei Jahre gewählt – beschreibt der Alumnus der Hotelfachschule Lausanne so: «Die Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit der Schweizer Hotellerie sicherstellen.» Ausländische Investoren wie Samih Sawiris (67) und die Amerikaner von Vail Resorts, die in Andermatt UR und Crans-Montana VS eingestiegen sind, sind ihm da herzlich willkommen. Von Moos: «Wenn jemand investiert, ist das doch gut.» Heimatschutz um jeden Preis sei fehl am Platz, vielmehr begrüsse er die enorme Entwicklung, die etwa in Andermatt – wo er seinerzeit Militärdienst leistete – sichtbar sei. Dass die Schweiz zu wenig Hotelvisionäre hat, lässt er jedoch nicht gelten.

Man merkt von Moos an: Er ist bemüht, die Mitte zu halten. Sich selber bezeichnet er als «weder Städter noch Landei», seinen Führungsstil nennt er «partizipativ, auf Augenhöhe mit den Leuten».

Den Konflikt mit Gastrosuisse – Hotelleriesuisse will einen neuen, zeitgemässen Landesgesamtarbeitsvertrag, der Gastronomieverband hält dagegen – spielt er herunter: «Wir arbeiten in vielen Bereichen eng zusammen und ich habe ein gutes Verhältnis zum abtretenden Präsidenten Casimir Platzer, doch sind wir uns in dieser Sache nicht einig.»

Ob er die vollen neun Jahre ausschöpfen wird, die er bei Hoteleriesuisse maximal schalten und walten darf, lässt von Moos diplomatisch offen. Ein paar Ecken und Kanten würde man ihm wünschen, um nicht nur bei Hotelthemen zu brillieren. Denn die politische Lobby-Arbeit ist ein hartes Pflaster.

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